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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Hauses gefunden wurde, befanden sich auch Knochenreste eines Neugeborenen.«
    Meine Worte schienen ihn unvorbereitet zu treffen. Ich hörte, wie er scharf einatmete, und sah, dass er das Kinn ein wenig reckte.
    »Tamela ist erst siebzehn. Sie ist ein braves Mädchen.«
    »Ja, Sir.«
    »Sie war nich schwanger.«
    »Doch, Sir, das war sie.«
    »Wer sagt’n das?«
    »Wir haben diese Information aus mehr als einer Quelle.«
    Slidell.
    Banks überlegte einen Augenblick. Dann:
    »Warum schau’n Sie in den Ofen von Leuten?«
    »Ein Informant gab an, dass bei dieser Adresse ein Säugling verbrannt worden sei. Wir gehen solchen Meldungen nach.«
    Slidell erwähnte nicht, dass der Tipp von Harrison »Sonny« Pounder kam, einem Kleindealer, der nach seiner Verhaftung etwas für sich herausschlagen wollte.
    »Wer sagt’n so was?«
    »Das ist nicht wichtig.« Slidell klang gereizt. »Wir müssen herausfinden, wo Tamela sich aufhält.«
    Banks stand auf und schlurfte zum nächsten Bücherregal. Dann setzte er sich wieder in den Lehnsessel und gab mir ein Foto.
    Ich sah mir das Mädchen auf dem Bild an und spürte dabei deutlich Banks’ Blick. Und den seiner Zweitältesten, die im Durchgang stand.
    Tamela trug einen kurzen Rock und einen goldfarbenen Pullover mit einem schwarzen W auf der Vorderseite. Sie kauerte, das eine Knie gebeugt, das andere Bein nach hinten durchgestreckt, die Hände an den Hüften, umgeben von einem Kreis aus goldenen und weißen Pom-Poms. Ihr Lächeln war riesig, die Augen funkelten vor Glück. Zwei Spangen glitzerten in ihren kurzen, lockigen Haaren.
    »Ihre Tochter war Cheerleader«, sagte ich.
    »Ja, Ma’am.«
    »Meine Tochter wollte das ausprobieren, als sie sieben war«, sagte ich. »Pop Warner Football, für die ganz Kleinen. Aber dann beschloss sie, lieber selbst zu spielen, statt anzufeuern.«
    »Haben eben alle ihren eigenen Kopf, was?«
    »Ja, Sir, den haben sie.«
    Banks gab mir ein zweites Foto, ein Polaroid.
    »Dasis Mr. Darryl Tyree«, sagte Banks.
    Tamela stand neben einem großen, dünnen Mann mit Goldketten um den Hals und einem schwarzen, hinten gebundenen Kopftuch. Ein spindeldürrer Arm lag auf Tamelas Schultern. Das Mädchen lächelte zwar, doch das Leuchten war aus ihren Augen verschwunden. Ihr Gesicht sah abgespannt aus, der ganze Körper verkrampft.
    Ich gab ihm die Fotos zurück.
    »Wissen Sie, wo Tamela ist, Mr. Banks?«, fragte ich leise.
    »Tamela is jetzt ein erwachsenes Mädchen. Sagt, ich darfse nich fragen.«
    Schweigen.
    »Wenn wir nur mit ihr reden könnten, vielleicht gibt es ja eine Erklärung für das alles.«
    Wieder Schweigen, länger als zuvor.
    »Kennen Sie Mr. Tyree?«, fragte Slidell.
    »Tamela wollte die High School zu Ende machen, wie Reggie un Harley un Joah un Sammy. Hatte nie Probleme mit Drogen oder Jungs.«
    Wir ließen das so stehen. Als Banks nicht weitersprach, hakte Slidell nach.
    »Und dann?«
    »Dann kam dieser Darryl Tyree daher.« Er spuckte den Namen förmlich, das erste Anzeichen von Wut, das ich an ihm sah.
    »Dauert nich lange, und sie vergisst ihre Bücher, träumt nur noch von diesem Tyree und wartet, dass er aufkreuzt.«
    Banks schaute von Slidell zu mir.
    »Sie glaubt, ich weiß nix, aber ich hab von diesem Darryl Tyree gehört. Sag ihr, dass er kein Umgang für sie is, sag ihr, dass er nich mehr herkommen darf.«
    »Und daraufhin zog sie aus?«, fragte ich.
    Banks nickte.
    »Wann war das?«
    »So gegen Ostern. Vor vier Monaten ungefähr.«
    Banks’ Augen wurden feucht.
    »Ich wusste, dass ihr was im Kopf rumging. Ich dachte, es war nur Tyree. Gütiger Gott, ich wusste doch nich, dass sie schwanger war.«
    »Wussten Sie, dass sie bei Mr. Tyree wohnte?«
    »Hab sie nicht gefragt, Gott möge mir verzeihen. Aber ich hab mir schon gedacht, dass sie zu ihm geht.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum Ihre Tochter ihrem Baby etwas antun wollte?«
    »Nein, Ma’am. Tamela is’n gutes Mädchen.«
    »Kann es sein, dass Mr. Tyree Tamela unter Druck setzte, weil er das Kind nicht wollte?«
    »So war das nich.«
    Wir alle drehten uns beim Klang von Genevas Stimme um.
    In ihrer formlosen Bluse und den schrecklichen Shorts stand sie da und starrte uns mit stumpfen Augen an.
    »Was soll das heißen?«
    »Tamela erzählt mir Sachen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Sie vertraut sich Ihnen an?«, fragte ich.
    »Ja. Vertraut sich mir an. Sagt mir Sachen, die sie Daddy nich sagen kann.«
    »Was kann sie mir nich sagen?« Banks’ Stimme klang

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