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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Kapitel 1
    D ie Holztreppe des Palazzo bebte leicht, als der Türklopfer zum dritten Mal gegen das Eingangsportal donnerte. Offenbar war dieser Besucher nicht gerade geduldig. Armand, der vor dem antiken Spiegel auf dem Treppenabsatz stehen geblieben war, holte tief Luft, kämmte sich mit den Fingern das gewellte blonde Haar nach hinten, strich sorgfältig das Revers seines schicken blauen Anzugs glatt und stieg ohne Eile die wenigen Treppenstufen hinunter, die ihn noch von der großen Eingangshalle trennten.
    Er öffnete das Portal, das ein langes metallisches Quietschen von sich gab. Als er die imposante Gestalt seines Besuchers erblickte, schreckte er zurück. Seit ihrer letzten Begegnung war dieser Mann stark gealtert. Dabei war das erst drei Wochen her.
    Der Greis betrat die dämmrige Halle und sah missmutig zu den Fresken in der Kuppel hinauf. Niemand wusste mehr, was sie eigentlich darstellten. Im Laufe der Zeit waren die vier zentralen, miteinander verbundenen Figuren so dunkel geworden, dass sie nicht mehr zu erkennen waren.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Argo.« Armand ließ seiner Begrüßung eine übertriebene Verbeugung folgen. »Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise.«
    Der alte Mann sah ihn aus aschgrauen Augen stechend an und streifte langsam den Umhang ab, unter dem schwarze, verkrüppelte Flügel zum Vorschein kamen. »Die Welt ist lächerlich kompliziert geworden, seit dieser Verräter uns in den Rücken gefallen ist.« Er atmete schwer, als hätte er gerade eine große Anstrengung hinter sich. »Noch vor ein paar Monaten wäre ich innerhalb von Minuten hier gewesen. Aber diese fliegenden Apparate sind die Hölle.«
    »Du meinst die Flugzeuge?« Armand blickte ihn mit seinen großen blauen Augen an. »Für uns sind sie gar nicht so schlecht, wir haben ja nie etwas Besseres gekannt. Aber es stimmt schon, das Catering hat in letzter Zeit sehr nachgelassen, zumindest bei den Airlines, die …«
    »Hör auf, Armand. Ich musste mir heute schon genug Geschwätz anhören. Meine Sitznachbarin … Aber lassen wir das.« Die Falten um die Augen des alten Mannes wurden tiefer, als er zur Treppe blickte. »Ich hoffe doch sehr, dass unsere Bemühungen diesmal mehr Erfolg haben.«
    Armand nickte mit einem schuldbewussten Lächeln. »Diesmal gehen wir auf Nummer sicher.« Mit einer Handbewegung lud er seinen Besucher ein, die Treppe hinaufzusteigen.
    Mühsam nahm Argo Stufe um Stufe und blieb alle paar Schritte stehen, um nach Luft zu schnappen. Armand, der vorausging, drehte sich nicht um, achtete aber sehr genau auf das Keuchen in seinem Rücken, das immer lauter wurde. In seinem unwirklich schönen Gesicht zeichnete sich ein spöttisches Grinsen ab. Dass der alte Wächter so geschwächt war, schien für ihn eine gute Nachricht zu sein.
    Er wartete im ersten Stock auf ihn, den Blick starr auf den Boden geheftet. Das Grinsen, das gerade eben noch in seinem Gesicht getanzt hatte, war verschwunden, als hätte es jemand ausradiert. Armand konnte sich gut verstellen, so viel war klar. Seine Verachtung für Argo war ihm jedenfalls nicht anzumerken.
    »Hier entlang«, sagte er und deutete auf eine Tür am Ende des Flurs, der nach links abging.
    Argo runzelte die Stirn und folgte ihm schweigend. Als Armand die Tür öffnete und beiseitetrat, um seinem Gast den Vortritt zu lassen, sah der alte Mann sich erst einmal um. Die Kassettendecke war an mehreren Stellen geborsten und die Sagengestalten auf dem Fresko, das eine der Wände zierte, waren kaum mehr zu erkennen.
    »Du meinst also, dieser Raum würde sich dafür eignen?«, fragte Argo skeptisch und sah nun zum Balkon, der auf einen schmalen, schmutzig wirkenden Kanal hinausging. »War es wirklich nötig, mich herzubestellen?«
    Mit theatralischer Geste deutete Armand auf die kleine halbrunde Bühne an der Wand gegenüber der Balkontür. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, ein Holzgestell mit zwei schweren roten Samtvorhängen zu dekorieren und sie mit goldenen Kordeln an den Säulen rechts und links festzubinden. Der Rand des Podests, von dessen Brettern sich schon lange der Lack gelöst hatte, war mit einer gelben Lichterkette geschmückt, als wäre es die Manege eines winzigen Zirkus. Die einzige Kulisse bildete ein rautenförmiger Spiegel, der an der Rückwand hing.
    Vor der Bühne, zwischen Tür und Balkon, stand frei im Raum ein Stativ mit einer Videokamera.
    Das war alles: eine Kamera, eine Bühne mit Vorhang, ein alter Spiegel. Trotzdem

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