Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Päckchen Marlboro Lights und die hier, bitte«, keuchte sie, schnappte sich die Zeitschrift aus dem Ständer und wedelte dem Kassierer damit vor der Nase herum. Ganz kirre vor Aufregung starrte sie auf das Cover. Die dicke Mimi, umgeben von rumänischen Waisenkindern? Wie bitte?
»Fünfzehn Dollar sechsundfünfzig, bitte«, sagte der Mann an der Kasse.
Cornelia klopfte auf die Kängurutasche ihres Sweatshirts. Kein Portemonnaie, bloß ihr Blackberry. »Tut mir leid, aber ich habe mein Geld vergessen.«
»Okay«, sagte er und stellte die Zigaretten zurück ins Regal. »Ich lege Ihnen die Zeitschrift zurück. Nix Geld, nix lesen.«
»Aber ich komme doch jeden Tag hierher!« Sie bekam kaum noch Luft. »Sie kennen mich, Sie wissen, dass ich immer bezahle!«
»Ich hab Sie hier noch nie gesehen, Miss. Ich kann meine Ware nicht verschenken.«
Mit finsterem Blick stierte sie den Mann an. Dann drehte sie sich brüsk um und blätterte, so schnell sie konnte, die Zeitschrift durch. Wo zum Teufel war dieser verdammte Artikel? Sie warf einen Blick auf Seite drei – auch dort kein Wort über das Lügengebäude ihrer Intimfeindin. Ein böser, dunkler Verdacht beschlich Cornelia. Sie schaute in das Inhaltsverzeichnis. Gar nichts über Lucy Jo Ellis. Eine alles verschlingende Wut stieg in ihr auf, die mit ihrem gleißend hellen Licht alles andere ausmerzte, und ihr Kopf fühlte sich an, als wollte er zerbersten. Sie würde Mallory Keeler erwürgen.
»Miss, ist alles in Ordnung?«, fragte der Mann. »Soll ich einen Rettungswagen rufen?«
Cornelia klappte den Mund zu. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie geschrien hatte wie am Spieß.
»Ihr Handy! Ihr Handy klingelt!«, rief der Mann und schaute sie an, als sei sie aus der Geschlossenen entlaufen. »Vielleicht jemand, der Sie abholen und nach Hause bringen könnte?«
Cornelia zog ihr Blackberry heraus. Theo Galt. Sie ging ran.
»Hey, wie geht’s«, rief er munter. »Ich hab mir das mit deinen musikalischen Ambitionen noch mal überlegt. Wir sollten uns gelegentlich zusammensetzen. Gehst du auch nachher zu Lucys Show? Vielleicht können wir ja anschließend was essen gehen.«
Cornelia verstand nur zwei Worte: »Lucys Show.« Sie zwang sich, logisch zu denken. »Mhm. Kannst du mir noch mal die Adresse geben? Ich kann sie nirgendwo mehr finden.«
»Achthundert Park. Also… nachher zusammen Abendessen?«
Aber Cornelia antwortete nicht mehr. Sie konnte sich nicht mehr bremsen und rannte bereits so schnell sie konnte zu Dottie Hayes Wohnung.
»Das könnte eine ganz schlechte Idee sein.« Wyatt, der vor den spiegelnden Metalltüren des Aufzugs seine Krawatte richtete, kam es fast vor, als seien er und Trip zwei kleine Jungs auf dem Weg zu einem Highschool-Ball. Das Herz schlug ihm bis zum Adamsapfel. »Eloise und Lucy wollen uns nicht dabeihaben. Ich meine, die reden ja nicht mal mit uns. Vielleicht ist es nicht so gut, wenn wir da einfach uneingeladen reinplatzen …«
»Schnauze!«, kommandierte Trip. Sein Gesicht war aschfahl, aber sein Blick fest und klar. »Das ist unsere einzige Chance. Wir wissen, wo sie sind, und wir wissen, dass sie nicht einfach weglaufen können. Ich brauche nicht mal eine Minute.« Mit Daumen und Zeigefinger wischte er sich über die Mundwinkel, griff dann in seinen Blazer und holte eine kleine Samtschachtel heraus.
»Ist das ein Ring ?«, fragte Wyatt völlig platt.
»Wenn Eloise das zu ihrem Glück braucht, dann soll sie es bekommen. Ich will bloß, dass sie wieder zurückkommt.« Trip stopfte die Schatulle wieder in die Jackentasche.
Die Aufzugtüren öffneten sich, aber Wyatt packte Trip am Arm und hielt ihn heftiger als nötig zurück. »Wage es ja nicht!« Er sprach leise, aber bestimmt – auf gar keinen Fall würde er zulassen, dass Trip sich an Lucys großem Tag ins Rampenlicht drängelte und ihr die Show stahl. »Du hältst brav den Mund und den Mädels den Rücken frei. Du machst Eloise keinen Antrag. Hier geht es nicht um dich .«
Trip stierte ihn böse an, willigte dann aber widerstrebend ein. »Dann frage ich sie erst hinterher, gut. Lässt du mich jetzt bitte los?«
Sie stiegen aus dem Aufzug und kamen in Wyatts altes Zuhause, wo sie gleich die Bibliothek ansteuerten. Dort angekommen konnte Wyatt sich einfach nicht beherrschen und musste den Hals verrenken wie ein Tourist, der mit weit aufgerissenen Augen am Times Square steht, um sich staunend die erlesene Gesellschaft anzuschauen, die sich in dem Raum tummelte.
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