Mit Liebe gestrickt
könnten bei dir wohnen, aber dass ausgerechnet Vincent sie zum Altar führen soll, also, so etwas Albernes
habe ich in meinem Leben noch nicht gehört. Wenn jemand das tun sollte, dann ich. Oder dein Vater, obwohl der es bestimmt vermasseln würde. Nein, ich denke, ich muss es tun. Sag es ihr bitte, ja?«
»Ihr sagen, was?«
»Dass ich sie zum Altar führen werde.«
»Ich glaube, das ist ihre Entscheidung, Mum, meinst du nicht?«
»Ich hätte wissen müssen, dass ich mich darauf verlassen kann, dass du absolut hoffnungslos bist, wie gewöhnlich.«
Ich zähle inzwischen bis zehn.
»Bist du noch da, Josephine?«
Ich bin versucht, zu sagen nein. Ich bin im Bad, hinterlasse mir bitte eine Nachricht.
»Ja, Mum.«
»Ich werde deinen Vater bitten, mit ihr zu sprechen.«
»Geht es seinem Knie schon besser?«
»Ihm geht es bestens - er hat nur dramatisiert. Du weißt ja, wie er ist. Die Ärzte haben ihm einige Tabletten mitgegeben, und die Fäden werden bald gezogen, ich weiß also wirklich nicht, was das ganze Getue sollte.«
Tatsächlich macht mein Vater nie um etwas Getue, nicht mal, wenn er von einer Leiter fällt und sich das Knie aufschlägt, aber egal.
»Mein Handgelenk quält mich immer noch schrecklich. Falls du fragen wolltest.«
Mum erfindet immer irgendein mysteriöses Wehwehchen, wenn jemand in der Familie krank ist: Als ich Jack zur Welt brachte, hatte sie ein Blinddarm-Drama, und bei Archie war es eine unsichtbare Halsverletzung, für die sofort eine dieser Plastikhalskrausen zum Einsatz kam. Die sie immer abnahm, wenn sie sich unbeobachtet fühlte.
»Du liebe Zeit.«
»Ich bin sicher, dass ich es mir gebrochen habe. Ich traue den hiesigen Ärzten nicht, aber ich gehe jetzt zu einem netten Mann, der sich auf Kräuterheilung spezialisiert hat, und er sagt, er kann es kaum glauben, wie ich derartige Schmerzen ertragen konnte. Er ist natürlich sehr teuer, aber er ist es wert. Ich rufe dich Ende der Woche noch mal an, wenn du Zeit hattest, ihr etwas Vernunft beizubringen. Nacht, Darling.«
Verdammter Mist.
Morgen rufe ich Vin an, und wir überlegen uns einen Schlachtplan, wie wir damit umgehen sollen. Er kommt in der Regel viel besser mit Mum klar als ich, hauptsächlich, weil er dazu neigt, sie vollständig zu ignorieren. Aber ich bin entschlossen zu verhindern, dass sie Gran alles verdirbt. Vielleicht kann der neue Kräuterheilkundige ein spezielles »Nicht die Hochzeit deiner Mutter ruinieren«-Mittelchen mixen: ein bisschen Kamillentee mit einem Spritzer Arsen vielleicht. Oder sie schafft es nicht rechtzeitig. Ich frage mich, wie viel man Easy Jet für einen ungewöhnlichen Umweg zahlen muss: Über Reykjavik vielleicht, oder eine nicht mehr benutzte Flugzeugbasis, irgendwo, wo es kein Telefon gibt.
Ich schließe die Hintertür ab und suche ein letztes Mal nach Jacks Turnzeug, als er unten auftaucht.
»Ich kann nicht wieder einschlafen. Ich habe schon geschlafen, aber dann bin ich aufgewacht, und jetzt geht es nicht mehr.«
Ich gehe wieder mit ihm nach oben und flüstere, dass wir Archie nicht aufwecken dürfen.
»Komm mit, ich wickel dich schön kuschelig ein, und in null Komma nix bist du wieder eingeschlafen.«
»Ist Dad im Himmel, Mum?«
Oh Gott. Ich bin zu müde dafür.
»Also, wenn es einen Himmel gibt, dann bin ich sicher, dass er da ist, Spatz. Und er weiß, wie sehr du ihn liebst, und das ist das Wichtigste.«
»Absolut definitiv?«
»Absolut?«
»Und er kann immer in meinem Herzen sein, nicht wahr, Mum?«
»Ja, mein Schatz.«
»Menschen, die du liebst, sind immer in deinem Herzen, nicht wahr?«
»Ja, mein Schatz, für immer und alle Zeit.«
»Ja. Und ich habe ganz viel Liebe in meinem Herzen, nicht wahr? Und am liebsten sind mir Trevor und du und Gran und Archie.«
Na spitze: durch einen Scheißköter vom ersten Platz verdrängt.
»Ab ins Bett jetzt.«
»Und wenn wir einen eigenen Hund kriegen, kann er auch in meinem Herzen sein, oder, Mum?«
»Hübscher Versuch, Schätzchen.«
Er lächelt.
»Es wäre so schön, einen eigenen Hund zu haben. Das wäre mein Allerallerliebstes.«
»Und mein Allerallerschlimmstes.«
Er kichert.
»Ich wünsche es mir ganz ganz doll, und dann wird es wahr.«
»Nacht, mein Spatz.«
»Ich habe Angst, dass ich wieder meinen bösen Traum habe. Wenn ich in zehn Minuten immer noch nicht eingeschlafen bin, darf ich dann in dein Bett kommen?«
»Zwanzig?«
»Fünfzehn?«
»Okay.«
Er grinst.
Verdammt.
K APITEL ZWEI -
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