Mit Sicherheit Liebe
leid, Chef, ich weiß ja, ich hätte sie nicht mal für fünf Sekunden aus den Augen lassen dürfen, aber …“
„Was ist passiert? Um Himmels willen, was ist passiert?“ Visionen von Autounfällen, Entführungen, Mordanschlägen tauchten vor seinem inneren Auge auf.
„Sie hat von mir verlangt, dass ich sie nach Los Angeles fahre, und …“
„Garrett …“, sprach Griffin ihn vorsichtig an.
„Halt die Klappe!“, fuhr er seinen Bruder an und sprach dann weiter mit Terri. „Los Angeles? Warum Los Angeles?“
„Garrett!“, rief Griffin dazwischen.
Er blickte seinen Bruder an, und der zeigte mit dem Finger zur Bar, wo ein großer Flachbildfernseher hing. „Das musst du dir ansehen.“
Der Fernseher war stumm geschaltet, aber das Bild genügte Garrett schon. Verdattert versprach er Terri, später zurückzurufen, und beendete das Gespräch.
Alex war im Fernsehen! Aber eine Alex, die er kaum erkannte. Ihr langes Haar war hochgesteckt, sie trug teuren Diamantschmuck und ein überaus edles Kleid. Sie wirkte so vornehm und distanziert wie – nun ja, wie eine Prinzessin.
Er sprang auf, lief an die Bar und bat den Barkeeper, den Ton aufzudrehen.
Im Fernsehen hielt jemand Alex ein Mikrofon entgegen. „Königliche Hoheit, wie lange sind Sie schon hier, und warum haben Sie Ihren Aufenthalt geheim gehalten?“
Sie lächelte in die Kamera, und es kam Garrett so vor, als ob sie direkt ihn ansah.
„Ich bin schon fast zwei Wochen in Amerika“, antwortete sie dem Reporter mit leiser, würdevoller Stimme. „Und die Geheimhaltung – nun, ich wollte Gelegenheit haben, das wirkliche Amerika zu sehen. Menschen zu treffen und kennen zu lernen, ohne dass mein Name und meine Herkunft dem im Weg stehen.“
Griffin hatte sich zu Garrett an die Bar gesellt, aber der bemerkte es kaum, so fixiert war er auf das Bild von Alex. Sie sah so … anders aus. Sie schien schon ganz weit weg zu sein.
„Und hat es funktioniert?“, fragte ein anderer Reporter.
„Ja, sehr gut sogar“, antwortete sie und blickte direkt in die Kamera. „Ich habe es sehr genossen. Amerika ist ein wunderbares Land, und ich bin überall freundlich und warmherzig aufgenommen worden.“
„Sie fliegen jetzt zurück in ihr Heimatland, Prinzessin“, mischte sich ein weiterer Reporter ein. „Was werden Sie am meisten vermissen?“
Alex dachte einen Moment nach, dann lächelte sie wieder. „Das ist eine schwierige Frage. Disneyland war sehr schön, ebenso die herrlichen Strände. Aber ich glaube, was mir am besten gefallen hat, waren die Menschen, die ich kennen lernen durfte. Ja, die werde ich am meisten vermissen, aber sie werden in meinem Herzen bleiben. Für immer.“
Sie stand kurz vor der Abreise.
Vielleicht ist es besser so, dachte Garrett. Aber er wusste, er konnte sich das tausendmal einreden und würde es immer noch nicht glauben.
Die Kamera schwenkte auf den Reporter des Senders. „Das war Prinzessin Alexis von Cadria, die in der Botschaft ihres Landes in Los Angeles eine kurze Pressekonferenz gegeben hat. Wir alle waren von der kurzfristigen Einladung sehr überrascht. Es wird nun zahlreiche Mutmaßungen geben, wie, wo und mit wem Ihre Königliche Hoheit die vergangenen zwei Wochen verbracht hat. Aber schon heute Nachmittag wird ein Privatjet sie in ihr Heimatland zurückfliegen. Schade, dass wir die bezaubernde Prinzessin Alexis während ihres Aufenthalts nicht öfter zu Gesicht bekommen haben.“
Als das nächste Thema der Sendung angekündigt wurde, war Garrett schon wieder auf dem Weg zurück zu seinem Sitzplatz, und Griffin folgte ihm. Garrett setzte sich, nahm seinen Hamburger und biss ab. Jetzt gab es keinen Grund mehr, sich mit dem Mittagessen besonders zu beeilen.
„Garrett …“
Er warf seinem Bruder einen Blick zu, der diesen sofort zum Schweigen brachte, und kaute auf seinem Hamburger herum. Er schmeckte plötzlich wie Sägemehl.
12. KAPITEL
Alles war genau so, wie sie es verlassen hatte.
Das hätte Alex eigentlich nicht verwundern sollen. Tat es aber doch. Sie selbst fühlte sich durch ihre Erlebnisse so verändert, dass sie insgeheim gedacht hatte, die Veränderungen müssten auch ihr Zuhause mit einschließen.
Sie stand auf der steinernen Terrasse und blickte zum Palast hoch, in dem sie aufgewachsen war. Die Bleiglasfenster funkelten im Morgenlicht, und auf dem Turm flatterte die Staatsflagge von Cadria im Wind.
Das Leben in Cadria war während ihrer Abwesenheit also ganz normal weitergegangen. Das
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