Mitch
die jetzt in Catherine Fletchers Haus lebte. Bethany hoffte, sie dazu bewegen zu können, sie zu sich einzuladen. Tatsächlich freute Mariah sich, von ihr zu hören, und erklärte, sie hätte noch eine Flasche Wein im Kühlschrank.
Kurz darauf saßen die beiden bei einem Glas Rotwein in Mariahs Wohnzimmer und beklagten ihr trauriges Schicksal, und wenig später gesellten sich Sally McDonald und Angie Hughes, Mariahs Mitbewohnerinnen, zu ihnen und steuerten eine zweite Flasche Wein und Kartoffelchips bei.
Bethany stellte fest, dass es ihr gut tat, mit anderen Frauen über ihre Probleme zu reden und von ihnen auch ernst genommen zu werden. Schon bald sprachen sie daher nicht mehr von ihrem Wunsch nach einer richtigen Pizza, sondern von einem sehr viel schwerwiegenderen Problem: den Männern in ihrem Leben.
„Er möchte, dass ich Hard Luck verlasse“, meinte Mariah, während sie traurig in ihr Weinglas schaute. „Und er lässt keine Gelegenheit aus, es mir unter die Nase zu reiben. Für ihn kann das Jahr nicht schnell genug um sein. Ich versuche ja, meine Arbeit gut zu machen, aber er bringt mich völlig durcheinander.“
Bethany wusste, dass Mariah von Christian O’Halloran sprach, und fragte sich, warum Mariah trotzdem in Hard Luck blieb, obwohl ihr Arbeitgeber seinen Standpunkt klar gemacht hatte. Gleich darauf rief Bethany sich allerdings ins Gedächtnis, dass sie aus genau demselben Grund in Hard Luck blieb.
Nachdenklich schwenkte sie ihr Weinglas. Sie hatte es noch nicht einmal ausgetrunken und war schon beschwipst.
„Lasst uns zusammen nach Fairbanks fliegen!“ schlug Bethany aufgeregt vor. Sie hatte sich zwar über Mitch’ Vorschlag geärgert, doch mittlerweile fand sie die Idee gar nicht so schlecht. Warum sollte sie nicht einmal aus ihrer gewohnten Umgebung herauskommen?
„Wann? Jetzt sofort?“ fragte Mariah ungläubig.
„Warum nicht?“ meinte Sally, die sich bisher am wenigsten beklagt hatte – zumindest was Männer betraf. Sie hatte sich nämlich Weihnachten mit John Henderson verlobt.
„Ich kann nicht fliegen. Ihr vielleicht?“ erkundigte sich Mariah.
Nachdem sie sich vielsagende Blicke zugeworfen hatte, fingen sie an zu kichern.
„Ich auch nicht“, gestand Bethany. „Aber von so einer Kleinigkeit lassen wir uns doch nicht abschrecken, oder? Schließlich gibt es in dieser Stadt genug Piloten.“
„Du hast Recht“, erwiderte Mariah begeistert. „Duke wird uns fliegen. Er muss morgen die Post nach Fairbanks bringen, und wir begleiten ihn einfach. Also, wer von euch kommt mit?“
Da weder Sally noch Angie etwas sagten, fuhr Mariah fort: „Dann fliegen Beth und ich allein, ich meine, Beth und ich …“
Erst jetzt merkte Bethany, dass Mariah genauso beschwipst war wie sie. „Und wie kommen wir zurück?“ fragte sie.
„Keine Ahnung“, sagte Mariah. „Aber wo ein Weg ist, ist auch ein Wille.“
Bethany schloss die Augen. Ihr war so, als würde das Sprichwort anders lauten, aber ihr genügte es. Immerhin war sie fast betrunken und hatte Liebeskummer.
„Er liebt mich nicht“, erklärte sie betrübt.
„Wer? Mitch?“
Nun war es an der Zeit, die Wahrheit einzugestehen, so schmerzlich es auch war.
„Du bist ihm aber nicht egal“, behauptete Sally.
Bethany spielte mit der Münze an ihrer Kette, Mitchs Weihnachtsgeschenk. Nun, da sie es berührte, hatte sie das Gefühl, etwas verloren zu haben.
„Nein, ich bin ihm nicht gleichgültig, aber das reicht mir nicht“, brachte sie hervor.
Mariah blickte sie mitfühlend an. „Habt ihr Lust, ins Hard Luck Café zu gehen? Da können wir uns amüsieren und ein bisschen tanzen.“ Mitch hatte keine Ahnung, wie oft er versucht hatte, Bethany anzurufen. Schließlich brachte er Chrissie zu Diane Hestead, die nebenan wohnte, und ging zu Bethanys Haus. Dort klopfte er so lange an die Tür, bis ihm die Hand wehtat – trotz der dicken Fausthandschuhe.
Offenbar war Bethany nicht da. Stirnrunzelnd fragte er sich, wo sie sein mochte. Dann fiel ihm ein, dass sie nur im Hard Luck Café sein konnte. Am Freitag und Samstag amüsierten sich die Einwohner von Hard Luck dort.
Normalerweise spielten Duke und John Cribbage, während die anderen Piloten miteinander plauderten. Ab und zu machten auch die Pipelinearbeiter auf dem Weg nach Fairbanks hier Zwischenstation, um sich zu amüsieren, und dabei kam es gelegentlich zu Auseinandersetzungen. Mitch hatte schon in diverse Prügeleien eingreifen müssen, und ihm gefiel die Vorstellung nicht,
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