Mithgar 13 - Zwergenzorn
Wurrlinge geeigneten Größe.
In diesem Arbeitszimmer hatten Tucks Schreiber den größten Teil des Buchs des Raben aufgezeichnet. Dieses Buch war das von Tuck Sunderbank im ersten Jahr des Winterkriegs begonnene Tagebuch. Tuck war einer der berühmtesten Wurrlinge in der Geschichte – sogar noch berühmter als Danner und Patrel – und tatsächlich Gegenstand elfischer Lieder. Tuck hatte den Roten Pfeil abgeschossen und damit den Myrkenstein zerstört und mit ihm Modrus Macht und die Bedrohung durch Gyphon. Sein Tagebuch, Das Buch des Raben – oder, wie es offiziell heißt, Herrn Tuck Sunderbanks unvollendetes Tagebuch und sein Bericht vom Winterkrieg – enthielt seine Geschichte und die Geschichte des Dusterschlunds.
Perry trat flink in diesen Raum voller historischer Andenken ein und legte das silberne Horn – das immer noch mit dem Poliertuch umwickelt war – in eine der Glasvitrinen. Dann wandte er sich an den anderen Wurrling. »Zwirn, während ich das Buch des Raben auspacke, suchst du Holli und sagst ihr, dass wir heute Abend wahrscheinlich Gäste in der Wurzel haben: drei – vielleicht vier, wenn der Vorsteher bleibt – zusätzliche Gedecke am Tisch, wenn du so nett wärst… und auch Betten. Und, Zwirn, lass für dich auch einen Platz herrichten. Du bist mittlerweile ziemlich versiert in den Geschichten des Buchs, und du hast diese Fremden bereits kennen gelernt… und, naja, bleib bei mir. Ich würde mich einfach besser fühlen, wenn ich dich an meiner Seite hätte.«
Aufgeregt und erfreut darüber, dass sein Herr ihn bei sich haben wollte, wenn diese Äußeren in die Wurzel kamen, eilte Zwirn davon, um die junge Holli Nordfüllen zu suchen, die jüngste Tochter von Jayar und Dot Nordfüllen.
Jayar, ein ehemaliger Postmeister und nun Gutsbesitzer, war wohl bekannt dafür, dass die Kaltquelle auf seinem Land geeignet für das Kühlen von Buttermilch und Melonen war. Gutsherr Nordfüllen, ein nüchterner Bokker mit festen Ansichten, hatte die Buchgelehrten schon immer sehr bewundert. Er war äußerst bestürzt, als er erfuhr, dass der neue Kurator der Wurzel – ein Herr Peregrin Schönberg – nicht nur gelehrten Tätigkeiten nachging, sondern sich außerdem mühte, mit dem Reinigen, Abstauben und der Herstellung von Essen nachzukommen, und dabei zweifellos an seinen eigenen Kochkünsten verhungerte. So setzte sich Jayar über Dots tränenreiche Einwände hinweg und schickte die junge Holli in einem zweirädrigen Ponykarren die einundfünfzig Meilen von Fingerhut nach Waldsenken, um »sich des Wohlergehens dieses Gelehrten anzunehmen«.
So kam es, dass es eines Tages an Perrys Tür klopfte und, als er sie öffnete, die hübsche Holli mit einem Koffer in der Hand vor ihm stand, während ihr geschecktes Pony in aller Ruhe auf dem Rasen graste. »Ich bin gekommen, um diesen Haushalt zu führen«, hatte die goldäugige Mamme kategorisch verkündet. Wenngleich Perry sich nicht erinnern konnte, eine Suchanzeige für eine Haushälterin aufgegeben zu haben – denn das hatte er nicht –, hatte er sie mit froher Erleichterung willkommen geheißen, denn praktisch verhungerte er tatsächlich an seinen eigenen Kochkünsten, wenigstens kam es ihm so vor.
Hollis zeitlich günstiges Erscheinen vergrößerte Perrys »Familie« auf zwei Personen. Nachdem sie Gelegenheit gehabt hatte, sich ein Bild von der Situation zu machen, wuchs der Haushalt durch ihre Beharrlichkeit auf drei, als noch ein Gehilfe angestellt wurde: Zwirn. Nun wurden auch Dinge repariert und der Rasen gemäht, und Zwirn hatte überdies immer ein offenes Ohr für Herrn Perrys gelehrte Gedanken und Überlegungen.
Folglich hatte dank eines entschlossenen Südtaler Gutsbesitzers und seiner gleichermaßen entschlossenen Tochter die Wurzel die sanfte Hand einer fähigen Jungmamme gewonnen, und Perrys Haushalt war an den Klippen des Verhungerns und den Riffen der Unordentlichkeit vorbei in den Hafen der Häuslichkeit gesteuert.
Während Zwirn sich auf die Suche nach Holli machte, holte Perry vorsichtig Das Buch des Raben aus seinem reich verzierten Tragekoffer aus Greisenbaumholz und legte es auf den Schreibtisch. Er schaute sich im Zimmer um, aber ihm fiel nichts ein, was er sonst noch zur Vorbereitung tun konnte. Also setzten sie sich nach Zwirns Rückkehr gemeinsam auf die Veranda, um dort die Ankunft der Besucher aus dem Rathaus von Waldsenken zu erwarten.
Inzwischen traf Holli drinnen emsig alle Vorbereitungen für die unerwarteten Gäste
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