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Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Titel: Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Gesichtszüge ließen sie lächeln. Wahrscheinlich hatte das dämmrige Licht ihre Wahrnehmung getrübt.
    „Highlander-Ehrenwort. Du verklemmte Nudel.“ Hitze stieg in ihren Kopf bei dem Gedanken an den Fachjargon, der nicht das Geringste ausließ, weder die Körperteile noch die dazu gehörigen Gefühle.
    „Du schaffst das, und wag es nicht, das Wort Rosenblüte zu benutzen.“ Ein bohrender Blick hatte sie getroffen. „Außerdem wolltest du deine Schüchternheit besiegen. Das stellt die ideale Gelegenheit dar. Unternehmerinnen müssen stahlhart sein.“
    Das war nicht die einzige Baustelle in Morvens Leben. Sie versuchte, ihre Gutmütigkeit in strenge Zielstrebigkeit zu verwandeln, hatte sich viel vorgenommen, und ihr zerbrochenes Herz zu kitten besaß oberste Priorität.
    Morven drehte den Rückspiegel, begutachtete kritisch ihr Gesicht und sah dann an sich hinab. Zu ihrem Imagewechsel gehörte es, ihre Kurven nicht länger unter weiter Kleidung zu verstecken. Stretchhose und Jerseyshirt umschmiegten ihren Körper.
    „Stahlhart.“ Beinahe hätte sie gelacht wegen des Vergleichs, den Betty vorhin gezogen hatte.
    Wenn man sie ansah, dachte niemand an Metall, eher an Plüsch. Die Kleidungsstücke entstammten ihrer eigenen Kreation. Sexy, nicht zu freizügig und das Grün eine Nuance dunkler als ihre Augen. Endlich fasste sie sich ein Herz und stieg aus, trat prompt in eine Pfütze und schnaubte.
    Großartig!
    Plötzlich sträubten sich die Härchen in ihrem Nacken und ein beängstigendes Gefühl rann über ihren Rücken, gleich einer eisigen Hand, die an ihrer Wirbelsäule entlangstrich. Sie sah sich hastig um. Ihre Nerven spielten verrückt. Entschlossen öffnete sie die Beifahrertür und griff nach dem Koffer.
    Verflucht, er wog eine Tonne. Bettys Nachbar hatte ihn in den Wagen getragen. Tom maß Hobbitgröße. Vielleicht hätte sie dem Gekeuche doch mehr Beachtung schenken sollen.
    Morven richtete sich auf und stieß sich den Kopf am Türrahmen. Nicht das erste Mal in dieser Woche, Tollpatsch war ihr zweiter Name. Blaue Flecken zierten ständig ihren Körper. Vor sich hinmurmelnd rieb sie die Stelle, die begann, eine Beule zu formen.
    Nicht einmal Rollen besaß das blöde Ding. Sie schimpfte, dass sie nicht vor der Tür parken konnte. Parkplätze verfügten über eindeutig männliche Attribute, waren unauffindbar, wenn man einen brauchte.
    Das beängstigende Gefühl erfasste sie erneut und schien ihren Nacken zu umklammern. Sie drehte sich um und zuckte vor Schmerz zusammen, weil sie sich den Knöchel verdrehte.
    Verdammt! Was war das?
    Die Mill Street lag menschenleer vor ihr. Gleich angrenzend lag der Kirkcaldy Golf Club. Anscheinend traute sich heute Abend niemand vor die Tür, denn ein kalter Wind begleitete den Nieselregen, der von der Rasenfläche herüberwehte.
    Die Dämmerung verabschiedete sich und mit blitzartiger Endgültigkeit überwältigte Finsternis die Umgebung. Sie musste von hier verschwinden.
    Morven hievte den Hartschalenkoffer hoch und eilte auf Kellys Haus zu. Von irgendwo erklang ein irritierendes Geräusch saugender, nasser Socken und vermittelte ein bedrohliches Gefühl, das sie erfolglos zu ignorieren versuchte. Abrupt blieb sie stehen und schaute zurück. Sie blinzelte, um sicher zu sein, dass die schwarzen Schatten nicht ihrer Einbildung entsprangen. Sie kamen vom Golfplatz. Kreaturen der Dunkelheit, die es nicht geben konnte, rasten auf sie zu.
    Das durfte nicht wahr sein. Sie spurtete nach vorn, sah wiederholt nach hinten und stolperte. Der Koffer segelte aus ihren Händen, schlug auf der Straße auf und der Inhalt verteilte sich auf dem Boden.
    Morven erreichte den Asphalt nicht, weil starke Arme ihren Fall auffingen. Ein frischer Geruch aus den Tiefen eines sonnigen Waldes stieg ihr in die Nase.
    Mühelos hielt ein Mann sie. Wo kam der denn her? Sie unterdrückte einen hysterischen Aufschrei.
    Unglaublich intensive Augen schauten auf sie herunter und verunsichertensie mit ihrer Eindringlichkeit.
    Noch nie hatte ein Mann sie berührt, der maskuliner ausgesehen hätte. Nicht hübsch oder schön, vielmehr eine dunkle Testosteronbombe. Ihre Hormone gerieten in Aufruhr, doch sie verpasste ihnen einen Dämpfer. Er war verführerisch, gleich einem heimtückischen Schokoladenriegel, einer Erfindung des Teufels, die sich auf Hüften und Oberschenkel setzte, um dort für die Ewigkeit zu verweilen.
    Sie starrte ihn an. So auszusehen gehörte verboten. Schwarze Haare umrahmten ein

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