Hoehenflug
Die Versuchung des Todes
Ich atmete immer wieder ein und aus. Ich hatte Angst, Angst in die Wohnung in der ich seit einem Jahr lebte-gezwungener Maßen-hinein zu gehen.
Denn ich wusste das Karl anwesend war und dem ging ich so gut es ging aus dem Weg.
Was leider nicht immer funktioniert.
Dann spürte ich wieder etwas, was mich seit dem ich das Schulgebäude verlassen hatte begleitete. Etwas schien mich zu verfolgen. Doch wenn ich mich umsah, sah ich nichts.
Ich blickte mich noch einmal um und war nicht sonderlich überrascht wieder nichts oder niemanden zu sehen.
Kopf schüttelnd wandte ich mich wieder ab und schloss zitternd die Wohnung auf.
Hätte ich an Gott geglaubt, hätte ich ihn gebeten das ich heute Nacht verschont bleiben würde. Aber ich glaubte nicht an ihn und ich wusste sowieso das nichts passieren konnte um Karl aufzuhalten.
Als ich das Wohnzimmer betrat strömte sofort meine Seele aus um die Dunkelheit die in der Luft förmlich zum greifen nah war aufzusaugen.
Zudem strömte ein Geruchsschwall an Alkohol auf mich ein-wie immer.
Kaum war ich auch nur einen Schritt durch die Türe gegangen, hatte mich Karl auch schon bemerkt.
Er stand von seinem Sessel auf, in dem er immer saß außer er wollte mich verprügeln. Die Bier und Schnaps Flaschen die um den braunen alten Sessel standen fielen klirrend zu Boden.
Seine Muskeln spannten sich drohend an.
Ich wich seinem Blick aus.
Ich wünschte mir so sehr das ich stärker war, stark genug um mich gegen ihn zu wehren. Aber das war ich nicht, noch nie war ich stark gewesen.
Genau deswegen holte Karl mich auch immer wieder zurück wenn ich abgehauen war und auf der Straße ums überleben gekämpft hatte. Das war im Gegensatz zu einem Leben bei Karl das reine Paradies. Doch immer wieder wenn mich das Jugendamt oder die Polizei aufgegabelt hatten und mich zu ihm und seiner Frau Konstanze zurück gebracht, hatte er mich mit offenen Armen wieder auf genommen. Er hatten den besorgten und beschützenden Pflegevater gespielt doch in Wahrheit war er nur froh seinen Boxsack zurück zu haben. Kein anderes Kind wollte er zurück, immer nur mich. Irgendwann hatte ich dann aufgehört zu fliehen, da ich sowieso nur wieder dort landen würde.
Ich wünschte mir in dem Moment ich wäre noch in der Stadt herumgelaufen, irgendwas bis es dunkel wurde und wäre dann erst nach Hause gegangen.
So gut wie es ging versuchte ich seinem Blick auszuweichen. Aus Erfahrung heraus wusste ich was sonst passierte, wenn er sich dadurch dann einbildete das ich ihn nicht genug respektierte.
„Du kommst aber früh zurück.“
Ich spürte wie er mich musterte doch ich wich seinem Blick weiterhin aus.
„Die Lehrerin ist krank und deswegen durften wir früher nach Hause.“, verriet ich ihm und hoffte es würde ausreichen und er würde mir einmal glauben.
Karl ballte seine Hände zu Fäusten, die sich wie Stahl anfühlen konnten.
In dem Moment wusste ich das er mir nicht glaubte. Oder eher dass er wieder mal eine Ausrede gefunden hatte damit er auf mich los gehen konnte.
„Willst du mich verarschen Prinzessin?“
Er kam auf mich zu und ich wusste was demnächst kommen würde.
„Nein, natürlich nicht.“, versicherte ich ihm.
Innerlich flehte ich darum das es endlich aufhören würde. Das er endlich genug davon haben würde mir weh zu tun. Ich wollte nicht immer so viel leiden, so viele Schmerzen erleiden müssen.
Hilfesuchend sah ich zu Konstanze.
Sie saß auf der Couch und hatte ihre langen schwarze Haare über das Gesicht gestrichen und versuchte das ganze zu ignorieren, wie immer. Sie hatte genauso große Angst vor Karl wie ich. Wahrscheinlich half sie mir deswegen nicht weil sie erleichtert war das er ihr dann nicht weh tat sondern mir.
Dann machte ich den Fehler ihm direkt in die Augen zu schauen.
Wie dumm bin ich eigentlich...
Auf Karls Lippen lag ein bösartiges Lächeln, mir lief davon ein Schauer über den Rücken. Ich kannte dieses Lächeln viel zu gut.
„Du hältst dich für was besseres Prinzessin, aber du wirst mich gefälligst respektieren und dich nicht so undankbar verhalten wie du es tust.“
Während er das sagt öffnete er seinen Gürtel.
Ich zitterte und machte einige Schritte zurück. Als er den Gürtel aus den Schlaufen seiner löchrigen Jeans geholt hatte drehte ich mich und rannte ins Bad um mich einzuschließen.
Doch Karl war mir sofort gefolgt und hielt
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