Mittsommerzauber
Teilnehmer unter der von ihm gewählten Nummer gemeldet hatte.
Nein, sie wussten noch nichts. Harald fragte mehrmals nach, doch es blieb dabei. Sie brauchten noch Zeit. Weitere Informationen, genauere Daten. Morgen, spätestens übermorgen würden sie mehr wissen, er müsse sich bis dahin in Geduld üben.
Die Enttäuschung erzeugte einen galligen Geschmack in seinem Mund. Er trennte die Verbindung und zerkaute hastig zwei Tabletten aus dem Röhrchen, das er gestern Abend noch bekommen hatte und das bereits wieder halb leer war. Verdammt, er hätte darauf bestehen sollen, dass die dumme Gans ihm mehr mitbrachte!
Er hatte Mühe, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren, aber der Gedanke an Robert Dahlström half ihm, sich zu sammeln. Der Kerl war wie ein faules Ei, das Harald aus drei Kilometern Entfernung riechen konnte. Seine Mutter würde ihm noch dankbar sein.
Er hatte kaum an sie gedacht, als sie hinter ihm auftauchte.
»Harald?«, rief sie.
Er wandte ihr den Rücken zu und schluckte hastig eine weitere Tablette, bevor er sich zu ihr umdrehte und sie anschaute. Sie kam näher, kühl und schön in ihrem eisblauen Nachmittagskleid.
»Suchst du mich?«, fragte er.
»Herr Dahlström möchte noch die Bücher der letzten Jahre sehen.«
»Kein Problem.«
»Bringst du sie ihm ins Gästehaus?«
Er deutete eine ironische Verbeugung an. »Selbstverständlich.«
»Du kannst ihm dann ja für weitere Fragen zur Verfügung stehen, wenn ihr nach Märraberg fahrt.«
»Ich sagte dir doch, ich habe keine...«
»Du wirst ihm den Waldbesitz zeigen«, fiel sie ihm entschieden ins Wort.
Sie nickte ihm zu und verschwand dann wortlos in Richtung Haus.
Er blieb mit hängenden Armen stehen und starrte ihr nach.
Ja, dachte er in wütendem Sarkasmus. Das kannst du haben. Ich werde es ihm schon zeigen.
*
Anna bemühte sich, nicht zu viel Lärm zu machen, als sie den Wagen abstellte und zum Haus ging. Ihr Gesicht glühte förmlich, und vermutlich sah sie aus, als wäre sie rückwärts durch eine Hecke gekrochen. Sie hatte versucht, ihr Äußeres einigermaßen in Ordnung zu bringen, bevor sie zurückgefahren war, doch ihre wüst zerzausten Haare hatten allen Bemühungen, sie mit dem Kamm zu glätten, hartnäckig widerstanden. Gegen die brennende Hitze, die immer noch ihr Gesicht überzog, konnte sie nicht viel tun. Vermutlich konnte sie noch von Glück sagen, dass es bei ein paar wilden Küssen geblieben war, denn wenn nicht auf einmal dieser Tourist aufgetaucht wäre, hätte sie Robert nicht daran gehindert, bis zum Letzten zu gehen.
Sie erstarrte vor Schreck, als sie ausgerechnet die Person im Hof stehen sah, der sie momentan am allerwenigsten begegnen wollte.
Bertil stand zusammen mit ihrer Mutter im Schatten der Markise. Notgedrungen ging sie auf die beiden zu. »Hej, ihr zwei. Was machst du denn hier, Bertil?«
Er betrachtete sie abwägend, und sie hätte sich am liebsten die Hände vors Gesicht gehalten, um seinem Blick zu entgehen.
»Ich bin mit Harald verabredet, wegen des Dachausbaus.«
Anna hob befremdet die Brauen. »Welcher Dachausbau?«
»Ich hatte schon lange darüber nachgedacht, das weißt du doch. Jetzt will ich es endlich angehen. Die Wohnung über der Apotheke ist mir einfach zu klein. Wenn im Dach noch zwei Zimmer dazukämen und ein Bad...«
»Lohnt sich das überhaupt?«, warf Silvia ein. »Ich dachte, ihr wolltet euch ein Haus suchen.«
»Bis wir das endgültig entscheiden, könnte Anna zu mir in die Wohnung ziehen, sobald dort ausgebaut ist. Platz wäre dann ja genug. Was meinst du dazu, Anna?«
Anna schluckte. Ihr war heiß, und sie wusste, dass sie fürchterlich aussah. Ein Wunder, dass Bertil deswegen noch keine Fragen gestellt hatte. Noch schlimmer aber war das Thema, das hier offensichtlich ausdiskutiert werden sollte. Ihr Bedürfnis, schnellstmöglich zu verschwinden, wurde übermächtig. »Tut mir Leid, ich kann jetzt nichts dazu sagen. Ich muss dringend unter die Dusche.«
Sie lächelte Bertil und ihrer Mutter entschuldigend zu und verschwand fluchtartig im Haus.
Als sie zehn Minuten später tropfnass aus der Dusche stieg, klingelte das Telefon. Es war Silke, die zunächst nur wegen eines kurzen Plauschs anzurufen schien. Doch Anna merkte schnell, dass mehr dahinter steckte.
»Was ist los, Silke?«, fragte sie schließlich.
Silke druckste herum und rückte dann mit der Sprache heraus. »Eigentlich rufe ich an, um dir was zu erzählen.«
»Ja, was denn?«
Ȁhm... Hat Bertil dir
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