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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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streiften Robert, bevor er abrupt aufstand und dabei fast den Stuhl umwarf. »Na, dann wünsche ich dabei recht viel Vergnügen!« Er marschierte mit durchgedrücktem
    Kreuz und hoch erhobenem Kopf ins Haus. Sein ganzer Körper signalisierte gekränkte Würde und kaum unterdrückte Wut.
    Robert schaute ihm ebenso wie die anderen nach. Er war sich nicht schlüssig, was das alles zu bedeuten hatte, doch er hatte keinen Zweifel, dass die weitere Entwicklung der Dinge ausgesprochen interessant werden würde.
     
    *
     
    Anna lag bäuchlings auf ihrem Bett und blätterte in den Unterlagen, die Brodersten ihr mitgegeben hatte. Sie hatte zwar gewusst, dass Kreuzfahrtschiffe groß waren, aber die tatsächlichen Ausmaße überstiegen all ihre bisherigen Vorstellungen. Von den Dimensionen her war so ein Ozeanriese im Grunde genau wie eine veritable Stadt, mit allem, was dazugehörte: Kinos, Supermärkte, Boutiquen, Friseure, Restaurants, Cafés, Sportplätze, Schwimmbäder, Promenaden zum Flanieren, ein Krankenhaus, ein Kraftwerk... Nur, dass diese Stadt schwimmen konnte und heute hier, morgen dort war. Anna war fasziniert und überwältigt von der Flut der Informationen, und während des Lesens malte sie sich aus, was es für ein Gefühl wäre, auf so einem gewaltigen Schiff zu leben. Ob sie wohl seekrank werden würde? Besorgt überlegte sie, dass sie dagegen vermutlich genauso wenig gefeit war wie alle anderen Menschen, die sich zum ersten Mal für längere Zeit auf einem Schiff aufhielten. Doch dann fand sie im Register einen Abschnitt darüber, und der dazugehörige Text informierte sie über die Funktion von modernen Stabilisatoren, dank deren diese Krankheit so gut wie ausgerottet war.
    Sie hob den Kopf, als sie durch das offene Fenster die Schritte im Hof hörte. Ihre Mutter und ihr Bruder waren längst in ihren Zimmern, also konnte es nur Robert sein. Ohne nachzudenken, erhob sie sich von ihrem Bett und ging zum Fenster. Er stand unten auf dem Kiesweg, der vom Park hinüber zum See führte, die Hände in den Hosentaschen und das Gesicht zum Haus zurückgewandt, als hätte er gespürt, dass jemand zu ihm herabschaute. Er sah sie im offenen Fenster stehen und winkte ihr zu, und Anna hob spontan die Hand und winkte zurück.
    Sie fühlte eine seltsame Enttäuschung, als er sich einige Sekunden später abwandte und zum Seeufer weiterging. Eilig nahm sie ihre Jacke vom Garderobenhaken und lief die Treppe hinunter, um ihm zu folgen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob das, was sie hier tat, sinnvoll war.
    Er stand mit dem Rücken zu ihr am Seeufer und warf einen flachen Stein über die Oberfläche, der im mattsilbernen Licht des Mittsommerhimmels wiederholt aufprallte und dabei jedes Mal aufblitzte. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben... Sie zählte stumm mit, bis der Stein mit einem entfernten Platschen endgültig versank. Siebenmal, dachte sie. Sieben war die magische Zahl der näher rückenden Mittsommernacht, doch die Stelle unter ihrem Kopfkissen würde auch in diesem Jahr leer bleiben.
    »Hallo«, sagte sie leise. »Störe ich?«
    Er wandte sich zu ihr um und betrachtete ihr Gesicht. »Im Gegenteil. Ich freue mich.«
    Er kam einen Schritt näher und stand gleich darauf so dicht bei ihr, dass seine Umrisse ihr Gesichtsfeld ausfüllten und zugleich im sanften Licht der Nacht zu verschwimmen schienen.
    Sie holte Luft, als könnte sie auf diese Weise den seltsamen Zauber vertreiben, der sie beide mit einem Mal zu umgeben schien.
    »Ich muss mich nochmals bei Ihnen bedanken. Dass Sie mir Ihren Wagen überlassen haben, war meine Rettung.« Sie wollte hinzufügen, dass sie ihm auch dankbar dafür war, dass er ihre dämliche Schwindelei über die Vorhänge unterstützt hatte, doch er kam ihr mit seiner nächsten Bemerkung zuvor.
    »Das war das Mindeste, was ich tun konnte.« Er schaute sie genauer an. »War das Gespräch denn erfolgreich? Haben Sie den Job?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kriege in den nächsten Tagen Bescheid.«
    »Ich drücke die Daumen.« Zögernd setzte er hinzu: »Ich habe Ihr Vorstellungsgespräch gegenüber Bertil erwähnt, fürchte ich. Er kam dazu, als der Wagen abgeladen wurde, und ich dachte mir nichts dabei, es zur Sprache zu bringen. Ich wusste ja nicht, dass Sie heimlich Fluchtpläne schmieden. Tut mir Leid.«
    »Ist schon gut. Uber kurz oder lang muss ich es ihm und den anderen sowieso sagen. Ich wollte nur nicht...« Sie stockte. »Naja, hätte ja sein können, dass ich gar

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