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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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erstaunt, aber auch das haben wir. Es soll ja immer wieder sogenannte Fans geben, die sich im Stadion nicht benehmen können. Und für diese Situation haben wir vorgesorgt. Bitte folgen Sie mir nun links in den Gang.«
    Der grauhaarige Stadionführer machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Gang zu dem Umkleideraum der Gastmannschaft. Dort blieb er kurz stehen. »Je nach dem, wer kommt, wird das entsprechende Vereinswappen neben der Tür angebracht. Nun muss ich Ihnen nur noch aufschließen, und Sie stehen sozusagen im Allerheiligsten eines Bundesligaclubs.«
    Gespannte Stille und vereinzeltes Kopfnicken.
    »Wir haben das Glück, dass die Kabine derzeit nicht benutzt wird, sonst dürfte ich Ihnen auch diesen Raum nicht zeigen. Unsere Amateure haben erst später Training.« Hans Stickelbruck zückte seinen Schlüsselbund, den er wie den heiligen Gral kurz emporhielt, und schloss auf. Mit der Hand tastete er nach dem Lichtschalter und schaltete die Deckenbeleuchtung ein.
    Der Raum wurde in ein helles Licht getaucht und sah klinisch sauber aus. Keine Unordnung, keine liegen gelassenen Handtücher, nassen Trainingsshirts oder Stutzen. Der Zeugwart und die Putzfrauen hatten ganze Arbeit geleistet.
    Fast ganze Arbeit. Etwas störte den Stadionführer. Etwas war anders als sonst. Gerade wollte er sich zu der Besuchergruppe umdrehen und mit einem gönnerhaften »Voilá« den Blick auf die geschlossenen Spinde und leeren Bänke freigeben, als er sah, was anders war. Hans Stickelbruck zuckte zusammen, blieb für einen Augenblick wie angewurzelt stehen und wich dann mit ausgebreiteten Armen zurück. Im Rückwärtsgehen brachte er nur mühsam ein paar Worte hervor: »Bitte zurückbleiben. Bitte zurückbleiben.«
    Die Besucher folgten brav Stickelbrucks Anweisungen. An der Tür löschte der Stadionführer das Licht und schloss ab. Mechanisch zog er den Schlüsselbund vom Schloss und steckte ihn ein. Dann drehte er sich zu der Gruppe um. Sein Gesicht war kreideweiß. Der Schlüsselbund klimperte in seiner Hosentasche, seine Hände zitterten.
    »War doch jemand in der Kabine? Welchen der Profis haben wir denn beim Duschen gestört?«, fragte einer der Senioren spöttelnd und mit sächselndem Unterton. Einige der Seniorinnen kicherten leise wie pubertierende Teenager.
    »Es tut mir leid. Die Führung ist hier zu Ende. Bitte folgen Sie mir.«
    Der Rentner, der vermutet hatte, fast einem nackten Fußballer begegnet zu sein, stellte sich Stickelbruck in den Weg. »Moment, mein Guter, so geht das jetzt aber nicht. Wir haben schließlich für die ganze Führung gezahlt. Wir wollen jetzt auch den Rest sehen. Vor allem auch den nackten Mann, nicht wahr, meine Damen.« Der Wortführer sah sich um und zwinkerte den Frauen aus seiner Gruppe zu. »Bezahlt ist bezahlt. Da beißt keine Maus den Faden ab. Sage ich immer.« Demonstrativ verschränkte er die Arme vor seiner dünnen Brust.
    »Kommen Sie, wir gehen erst in die Sportsbar. Dort wird sich alles weitere klären. Es gibt dort auch Kaffee und Kuchen.«
    Die Aussicht auf einen Kaffee und das Gefühl, etwas Unerwartetes und Unvorhergesehenes, möglicherweise Geheimes erlebt zu haben, das unbedingt einer gemeinsamen Klärung bedurfte, erstickte den aufflackernden Widerstand der Gruppe im Keim.

    Kurze Zeit später war die geräumige mixed zone des Vereins und der Kabinengang voll von Polizeibeamten. Am Spielertunnel standen zwei uniformierte Beamtinnen, und auch der Treppenaufgang hinauf zur saalartigen Eingangshalle sowie der Aufzug wurden von je einem Beamten bewacht. Dazwischen bewegten sich Mitarbeiter der Spurensicherung, um nach möglichen Hinweisen zu suchen. Ecki und Schalke Dembrowski warteten am Zugang zur Gästekabine, um den Tatort besichtigen zu können.
    »Hätte nicht gedacht, hier mal zu stehen.« Dembrowski sah zum Spielertunnel, an dessen Ende das satte Grün des Rasens leuchtete.
    »Als Bulle kommst du eben überall hin.« Ecki studierte die Namen auf den Sponsorentafeln, die auf die Wände geschraubt waren.
    »Das ist doch das Allerheiligste in einem Verein.«
    »Das ist doch alles nur Show, Schalke. Das ist hier nicht anders als in Gelsenkirchen. Von wegen Mythos. Das ist Geschäft. Mehr nicht. Oder denkst du, dass die ganzen Sponsoren die Kohle aus reinem Vergnügen lockermachen? Die sitzen in ihren Logen, weil sie Geschäfte machen wollen. Das ist alles.
    »Du redest schon wie Frank.«
    »Na, und? Hat er nicht recht? Das ganze Getue um die Sponsoren hat doch

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