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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Dutzende Journalisten zu Gast. Jeder möchte vom Spiel berichten. Und jeder hat hier die Möglichkeit, direkt mit seiner Redaktion Kontakt aufzunehmen. Sehen Sie sich die Zahl der Steckdosen an, mit ihren Laptops sind sie im Handumdrehen online. Am alten Bökelberg war das nicht möglich. Ja, das waren dort richtig kümmerliche Bedingungen, verglichen mit hier.«
    Das anerkennende Geflüster hielt an.
    »Hinter mir sehen Sie das Podium mit den Plätzen für den Pressesprecher und die Trainer. Und je nach Bedarf kann der Präsident hinzukommen. Dort, wo Sie jetzt sitzen, können sich die Kamerateams aufstellen und live berichten. Wir haben hier alle Möglichkeiten. Die reichen aber, das können Sie sich sicher vorstellen, bei Länderspielen nicht aus. Der DFB hat da eigene Vorschriften. Aber auch die haben wir bisher erfüllt. Dann stellen wir einfach zusätzliche Zelte auf.«
    Stickelbruck sagte wirklich »wir«, dabei war der Stadionführer bis zu seiner Pensionierung als Bundesbahner lediglich zahlender Zuschauer am Bökelberg gewesen. Erst durch den Hinweis seiner Frau, dass der Verein ehrenamtliche Stadionführer sucht, hatte er zu dieser Nebenbeschäftigung gefunden. Er hatte einen Kurs besucht, in dem er auf die Botschaft des Vereins getrimmt worden war, seither galt er als einer der zuverlässigsten Stadionführer. Aber das war ja Ehrensache, schließlich war die Zuverlässigkeit eine absolute Grundvoraussetzung seines Berufs gewesen.
    »Ja, liebe Freunde des Vereins, Sie staunen nicht schlecht. Ich sehe das schon. Aber das ist bisher allen Gruppen vor Ihnen auch so ergangen. Ich selbst habe seit dem Umzug des Vereins in sein neues Heim allein schon mehr als Tausend Fans durch das Stadion geführt. Der Verein hat halt Freunde in der ganzen Welt. Bitte folgen Sie mir nun in die sogenannte mixed zone. « Stickelbruck setzte sein strahlendstes Lächeln auf. »Sie haben nun die Ehre, in einen Bereich zu kommen, der sonst nur den Spielern und den Journalisten vorbehalten ist.«
    Am Pegel der Lautstärke, die nun einsetzte, konnte Stickelbruck zufrieden ablesen, dass sein Vortrag auch diesmal seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Die Besuchergruppe, Rentner aus Ostdeutschland, waren vor lauter Ehrfurcht kaum in der Lage, auch nur einen Schritt ohne seine Anweisung zu tun. Stickelbruck wusste, er hatte auch diesmal wieder seine Besuchergruppe im Griff.
    »Möchte jemand etwas fragen?« Der Stadionführer sah sich um. Eigentlich eine rein rhetorische Frage, das wusste er. »Ich sehe, das ist nicht der Fall, dann folgen Sie mir bitte in den Zwischengang zu den Kabinen.«
    Andächtig folgte ihm die 15-köpfige Gruppe in die mixed zone. Hinter Stickelbruck blitzte es mehrfach auf. Das Podium und die Wand mit den Namen der Sponsoren waren immer ein Erinnerungsfoto wert.
    »Liebe Gäste, Sie stehen nun in einem Raum, der, wie Sie sehen, direkt durch den Spielertunnel aufs Spielfeld führt. Auch dieser Ort ist für Normalsterbliche tabu. Hier treffen sich die Spieler mit den Journalisten. Hier können Fragen gestellt werden, von hier aus werden, wie beim letzten Länderspiel, Live-Interviews gesendet. Manche Spieler bleiben gerne stehen, andere wieder huschen schnell vorbei. Besonders dann, wenn sie schlecht gespielt haben. Sie sehen die modernen Wände und die Durchgänge zu den Kabinen unserer 1. Mannschaft und der Gastmannschaft. Außerdem können Sie erkennen, dass wir für die Kamerateams nicht mehr großartig Kabel verlegen müssen. Es ist schon alles vorhanden. Ich kann Ihnen sagen, so komfortabel hatten es die Spieler und die Journalisten am Bökelberg nicht. Der Bökelberg war ja schon längst kein Schmuckstück mehr. Obwohl ich aus Eicken bin und oft in de Kuli , also am Bökelberg, war, weine ich persönlich dem alten Stadion keine Träne mehr nach.«
    Hans Stickelbruck nahm eine fast militärische Haltung an und erweckte damit den Eindruck, er habe persönlich und ganz alleine das Stadion gebaut und den Umzug der Mannschaft in ihr neues Zuhause organisiert. Entsprechend anerkennend waren die Blicke der Besucher. Wieder blitzten Fotoapparate auf.
    »So, leider habe ich den Schlüssel für die Kabine der Profis nicht. Aber ich kann Ihnen die Gästekabine zeigen, die genauso aussieht wie die unserer Jungs. Mit Duschen und Entmüdungsbecken. Nur spiegelverkehrt. Es gibt nur eine Besonderheit, die zeige ich Ihnen auch. In einer Ecke ist eine Tür, die direkt zu den Arrestzellen der Polizei führt. Ja, sie gucken

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