MK Boeckelberg
wieder um und setzte sich. »Viola muss noch viel lernen. Sie hat doch noch gar nicht richtig mit ihrer Arbeit angefangen.«
»Aber sie ist fit und pfiffig. Das musst du zugeben. Und total ehrgeizig. Denk nur an die Sache in der Hardterwaldklinik.«
»Sag mal, statt dich um die Karrierepläne deiner Kolleginnen zu kümmern – hast du dir Gedanken gemacht, woher die Flechten stammen, die Leenders bei Sabrina Genenger gefunden hat?« Frank war das Thema sichtlich unangenehm.
»Nicht wirklich. Wir sollten einen Biologen fragen. Vielleicht gibt es in der Gegend einen Ort, an dem nur diese Art vorkommt. Könnte ja sein.«
Frank sah seinen Freund aufmunternd an. »Hast du mir nicht mal erzählt, dass deine Eltern einen guten Draht zu den Förstern haben?«
»Ja, aber dabei ging es immer nur um die Ponys, die schon mal durch die Schonungen jagen. Ich glaube nicht, dass sie uns helfen können. Das ist der Job eines Biologen.«
»Vielleicht kennen die Förster ja einen, der sich damit auskennt.«
»Da fällt mir ein, ich könnte mal meinen alten Bio-Lehrer fragen. Wenn er denn noch lebt. Der hat uns oft genug mit der einzigartigen schönen Pflanzenwelt unserer Heimat‹ genervt.« Ecki versuchte den leicht näselnden Tonfall seines früheren Lehrers zu imitieren.
»Wenn es hilft. Ein Versuch kann nicht schaden. Er freut sich bestimmt, seinen hoffnungslosesten Fall wiederzusehen.« Frank sah Ecki betont unschuldig an.
»Was soll das denn heißen? Ich war in Bio nie schlecht. Möchte lieber nicht wissen, was du damals abgeliefert hast.«
Frank tat unwissend. »Ich erinnere mich nicht mehr. Ich weiß nur, dass wir ›Fruchtfliege‹ zu unserer Biolehrerin gesagt haben.«
»Muss dich ja mächtig beeindruckt haben, wenn du das heute noch weißt. Fruchtfliege. Auch nicht schlecht.«
* * *
Nutzlose Arbeit war das gewesen! Die ganze Nacht hatte ihn die Aktion gekostet. Natürlich hatte er nichts gefunden, was ihm hätte gefallen können! Sie hatten ihm einen makellosen Körper versprochen. Aber für ihn war er ohne Reiz gewesen, bloß eine biologische Masse, vergänglich im Moment der Anlieferung.
Statt ihm dankbar zu sein, für seine korrekte Abwicklung und die gestochen scharfen Bilder, hatten sie ihn angeschrien. Sie waren entsetzt gewesen über den Ort und den Zeitpunkt. Das sei nie abgesprochen gewesen, hatten sie behauptet. Dabei konnte er sich noch genau erinnern, was sie von ihm verlangt und erwartet hatten. Ganz genau.
Das konnte er nicht auf sich beruhen lassen. Sie mussten spüren, dass sie keine Macht über ihn hatten. Sie mussten seine Arbeit zu respektieren. Er würde sich nie wieder von ihnen missbrauchen lassen. Nie mehr.
Er schob seinen Fuß ärgerlich über den gefliesten Boden. Er wusste, dass sein Material als hohe Kunst gehandelt wurde. Bisher war es ihm Befriedigung genug gewesen, dies zu wissen. Überall in der Welt konnte seine Kunst bewundert werden. Nicht in einem Museum, aber immerhin in einem ausgesuchten erlauchten Kreis. Es tat ihm gut, wenn er daran dachte.
Er würde seinen Herren einen gehörigen Schrecken einjagen. Er brauchte diesen sichtbaren Beweis seiner Arbeit, um sich zu reinigen und mit neuer Kraft an seinen künftigen Aufgaben arbeiten zu können.
Es würde ihm keine Arbeit machen, die Welt da draußen von seinen Idealen zu überzeugen. Er hatte vorgesorgt. Er hatte immer schon seinen eigenen Weg verfolgt. Seine Vorsicht hatte ihm nun Recht gegeben. Er wusste, was nun zu tun war.
* * *
Frank traute seinen Augen nicht. Neben seinem Parkplatz stand ein offener Pritschenwagen, auf dem zwei uniformierte Kollegen an einem unförmigen Gegenstand zerrten, der auf den ersten Blick aussah wie eine Badewanne in Übergröße.
»Kann ich helfen, Kollegen?« Frank nahm seine Lederjacke von der Schulter und legte sie auf den Rücksitz seines Cabrios.
»Nee, lass man, Frank. Das muss reichen. Mann oh Mann, ist das schwer. Da kommt man glatt ins Schwitzen.« David Echtner schob seine Dienstmütze in den Nacken.
»Was habt ihr vor? Handelt ihr jetzt mit gebrauchten Badewannen? Da werdet ihr mit diesem Modell keinen Erfolg haben. Das sieht ja aus wie aus dem Müll gezogen.« Frank ging um den Wagen herum, um besser sehen zu können.
»Nee, nee, nix Handel. Die kommt zu mir in den Garten. Als exklusiver Mini-Swimmingpool. Das ist die alte Massagewanne vom Bökelberg.«
»Nein!«
»Doch, echt. Die stand in der ersten Etage. Original Bundesligageschichte. Näher an die Stars kannst du
Weitere Kostenlose Bücher