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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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das Rauschen auf den Rängen längst nicht mehr wahr. Alexander spielte wie in Trance. Seine Beine drohten ihren Dienst zu versagen. Schon in der Halbzeitpause hatte er den Trainer gebeten, ihn auszuwechseln. Aber mehr als ein zorniges »Reiß dich gefälligst zusammen!« hatte er nicht zu hören bekommen.
    Der Pass kam lang in den freien Raum. Alexander musste an seine Grenzen gehen, um den Ball noch ablaufen zu können. Mit viel Glück konnte er ihn ins Toraus spitzeln. Seine Lungen brannten. Der Schweiß floss in Strömen. Keuchend stand er da. Eckball. Von der rechten Seite. Es war die 85. Minute, und es stand immer noch 1:1. Alexander Rauh lief in den Strafraum, um die Nummer 2 abzuschirmen. Er wusste, wie kopfballstark sein Gegenspieler war. Rauh hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Nicht von allen 54.000 Zuschauern, sondern allein von Hünner. Irgendwo dort oben in einer der Logen musste er sein und darauf warten, dass sein Auftrag ausgeführt wurde. Alexander spürte förmlich, wie sich die Blicke Hünners in sein Trikot brannten. In der kurzen Verschnaufpause bis zum Eckball malte sich der Abwehrspieler aus, wie Hünner und seine Mitverschwörer mit einem Sektglas in der einen und einem Häppchen in der anderen Hand gespannt auf seinen ›Fehler‹ warteten, um sich dann anschließend wissend zuzunicken.
    Nein! Er wollte seine Ehre als Sportler nicht verraten. Um keinen Preis, sollten sie doch die Bilder drucken und ihn öffentlich verspotten. Sein Leben hatte sowieso keinen Wert mehr. Sollten sie ihn doch aus der Mannschaft werfen. Er würde fortgehen aus dieser verlogenen Welt. Er hatte jetzt ein anderes Ziel.
    Der Ball kam unerwartet hoch in den Strafraum. Alexander Rauh hatte sich breit vor seinen Gegner gestellt, um dessen Aktionsradius zu verkleinern. Dabei hatte er die Knüffe in seinen Rücken kommentarlos weggesteckt. Der Ball kam genau in seine Richtung. Alexander Rauh wollte hochsteigen, aber seine Beine versagten. Er spürte die Kraft, die ihn am Boden hielt, und konnte sich nicht wehren. Er wusste im nächsten Augenblick, dass er den Ball nie mehr würde erreichen können. Nur als fernes Rauschen nahm er den Torjubel aus dem gegnerischen Fanblock wahr. Er hatte verloren. Er hatte das Spiel verloren. Das wusste er in dem Augenblick, als er am Boden lag.
    Noch in der Kabine drohte der Trainer ihm mit Rausschmiss. Seine Mitspieler wichen seinen Blicken aus, als er unter die Dusche humpelte. Später dann, in der Nacht, schreckte er auf. Er hatte das Gefühl, jemand sei an seiner Tür. Als er nachsah, war der Flur dunkel.
    * * *
    »Hast du das Spiel gesehen? Das war die erbärmlichste Vorstellung, die ich von dieser Mannschaft bisher gesehen habe. Das ist doch die reinste Gurkentruppe. Allen voran dieser Rauh. Er hat die Mannschaft um ihr Unentschieden gebracht. Möchte mal wissen, was mit dem los ist. Der hat gespielt wie ein Anfänger. In der 85. Minute lässt der noch ein Tor zu. Das muss man sich mal vorstellen.« Ecki tippte sich an die Stirn.
    »Was regst du dich so auf? Ist doch nur Fußball.«
    »Was heißt ›nur Fußball‹? Das kann auch nur ein Ignorant sagen. Mensch, Frank, wenn die so weiterkicken, ist der Abstieg sicher. Na ja, soll mir recht sein.« Wenn Ecki sich über Fußball aufregte, kannte er weder Freunde noch Objektivität.
    »Ecki!«
    »Diese Typen kriegen jeden Monat zig Tausend und spielen dann wie Kreisligakicker. Da bin ich ja noch besser auf meine alten Tage.«
    »Du weißt, dass das so nicht stimmt.«
    »Jetzt werd bloß nicht objektiv!«
    »Du willst dich aufregen, scheint mir.«
    »Ja, und ich habe alles Recht dazu. Schließlich habe ich für die Karte richtig Kohle auf den Tisch gelegt.«
    »So ist das im Fußball. Mal gewinnt man, mal verliert man.«
    »Mal gewinnt man, mal verliert man.« Ecki schnitt eine Grimasse, als er seinen Freund nachäffte.
    »Fußball ist doch nur noch Geschäft.«
    Nun waren sie in ihrem ›Fachgespräch‹ an einem Punkt angelangt, an dem Ecki nicht mehr wollte. »Lass gut sein. Du wirst nie ein richtiger Fan. Zur WM fährst du besser in die Wüste. Spaßbremse.«
    Frank sagte nichts mehr. Ohne weiter auf Ecki zu achten, zog er eine Akte aus dem Stapel auf dem Schreibtisch und begann demonstrativ darin zu blättern.
    »Is ja schon gut, ich habe verstanden.« Ecki verdrehte die Augen.
    »Dann können wir uns also wieder der Arbeit widmen?«
    »Du bist ganz schön blöd, weißt du das? Fußball ist ein göttliches Spiel. Elf Freunde

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