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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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Celle? In Oberhausen? In Trier?). Er war zwar übertrieben ehrgeizig wie alle seine Altersgenossen, aber er hatte dabei immer noch eine gewisse kindliche Unschuld, als ob die Fernsehwelt ein großer Abenteuerspielplatz wäre und er gerade dabei, auf den höchsten Baum zu klettern. Und sie mochte seine Stimme – ein schöner Poptenor, der ihn sicher in der Show zusammen mit seiner »Oh-wie-süß«-Optik bei den anrufenden Girlies weit nach vorn bringen würde. Wenn er keine Fehler machen würde. Und gerade im Moment sah er so aus, als hätte er einen großen Fehler gemacht.
    Den vierten Kandidaten, der neben dem Kleinen saß und vor sich hinstarrte, hätte sie fast übersehen, und sie kannte auch den Grund dafür. Uwe, der »ehrliche Rocker«, war ihr von Anfang an unheimlich gewesen. Nicht nur, dass sie sich jetzt schon musikalisch vor seinen Bon-Jovi-Versionen fürchtete, auch sein Lebenslauf, die Realschule, die lange Arbeitslosigkeit, die Hartz- IV -Spirale und seine Hobbys »Bier« und »Kumpels« hatten ihn Tanya nicht sympathischer gemacht. Aber die Produktion wollte unbedingt einen ehrlichen Ossi aus Meck-Pomm »mit dem Herz am richtigen Fleck«.
    »Mausi, ich muss raus!« Tanya sah ungeduldig zu Madame-Dreiwettertaft hinüber, aber die schien zur Abwechslung mal begeistert zu sein.
    »Moment, Tanya Schatz, ich muss bei dem Mädel hier nur noch brushen! Schau, ich mache in null Komma nichts aus einem blassen, blonden Teenie eine Göttin! Eine junge Marilyn Monroe gekreuzt mit Madonna in ihrer ›True-Blue-Phase‹!«
    »Was ist denn brushen?« Der Mutti-Designerfummel-Drachen beugte sich misstrauisch vor, eine Art Amanda Lear in Ruhrgebietsformat – geliftet, gebräunt und in Tiger-Leggings und Versace-Shirt so schick wie eine russische Puffmutter auf Ballermann-Besuch.
    »Brushen kommt von Air Brush«, belehrte Mausi nun gnädig sie und den restlichen Raum – »der Teint wird mit einer Art Sprühpistole aufgetragen und verschließt so die Poren viel gleichmäßiger. Der Effekt ist ein glatteres Gesichtsbild, als wenn ich mit der Hand auftrage.«
    »Aber ist das nicht ein bisschen – puppenhaft?«
    Tanya musste grinsen. Respekt, die Tante wich im ersten und bestimmt nicht letzten Kampf »Mutti gegen Mausi« keinen Zentimeter.
    Ihr Kontrahent schnaufte. »Puppenhaft ist nicht der richtige Ausdruck«, schoss er scharf zurück. »Schauen Sie, bei Ihnen – da hat vielleicht die Mischung aus ägyptischer Erde und Schönheitschirurgie zu einer gewissen optischen … Starre … geführt. Aber meine Methode macht aus Ihrer kleinen Prinzessin ein singendes Topmodel!«
    Eins zu null für Mausi! Die Tigertante zog sich schmollend zurück, und ihre kleine Prinzessin sah weiterhin ausdruckslos und geduldig in den Spiegel. Tanya fiel auf, wie klaglos sie die ganze Prozedur über sich ergehen ließ.
    »Lilly, du kannst los!« Mausi richtete sich auf und betrachtete sein Werk im Spiegel. Und, fast gnädig: »Schatzi, du siehst göttlich aus!«
    Ein paar Minuten später hatte Tanya nun endlich auch ihr »Finish« erhalten und innerlich schon wieder abgeschminkt. Bevor sie den Raum verließ, beschloss sie, eine kleine aufmunternde Rede für die Kandidaten zu halten, um sich selbst für ihre Juryurteile in der Sendung ein bisschen aufzuwärmen. Die Backstage-Kamera war mittlerweile ausgeschaltet, und Ayleen hatte ihre Weisheiten über die uralte Kunst des Stangentanzes (»Macht Frauen selbstbewusster und erotischer!«) zu Ende gebracht.
    »Ich wollte euch allen für die heutige Show viel Glück wünschen«, sagte Tanya. »Ich weiß, das erste Mal live ist das schwerste. Aber ihr schafft das schon. Toi, toi, toi.«
    Sie sah in ihr Testpublikum. Dem Schwulen, dem blonden Engel und der Stangenschlampe hatte sie ein Lächeln abringen können. Bei dem Rocker und natürlich bei Mausi hatte diese kleine Soap-Opera-Rede nichts gebracht. Mist! Das hieß, sie musste sich in der Liveshow mehr Mühe geben.
    Mehr Herz, sagte sie sich. Mehr Charme, mehr Wärme. Die Titte in der Mitte sollte dringend noch ein bisschen Oprah Winfrey channeln. Mit diesem Vorsatz verließ Tanya schnell den Schminkraum und machte sich auf den Weg zum Tonraum.
    Als Tanya gegangen war, herrschte einen Moment lang eine merkwürdige Stille im Raum, wie in einem Zoo ohne Wärter. Mausi trat hinter Uwe und wollte ihm gerade in die Haare fassen, als der Rocker plötzlich sein Messer mit einer ruckartigen Bewegung direkt in den Schminktisch donnerte. Mausi war kurz

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