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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Nervi umbringen wollte, musste sie entweder Gift einsetzen oder eine Waffe mit enormer Sprengkraft, die auch die Menschen in seiner Umgebung töten würde. Lily hätte keine Skrupel gehabt, Rodrigo oder irgendeinen anderen aus Salvatores Organisation ins Jenseits zu befördern, aber Salvatore war schlau genug, sich immer auch mit Unschuldigen zu umgeben. So gewissenlos und unterschiedslos zu morden brachte Lily nicht fertig; darin unterschied sie sich von Salvatore. Vielleicht war es der einzige Unterschied, aber diesen Unterschied musste sie um jeden Preis bewahren, wenn sie nicht den Verstand verlieren wollte.
    Sie war siebenunddreißig. Sie arbeitete in diesem Job, seit sie achtzehn war, damit war sie über die Hälfte ihres Lebens eine Auftragsmörderin gewesen, und zwar eine verdammt gute, sonst hätte sie in diesem Geschäft nicht so lange überlebt.
    Anfangs war ihre Jugend von Vorteil gewesen: Sie hatte so frisch und unschuldig gewirkt, dass niemand sie als Bedrohung wahrgenommen hatte. Diesen Vorteil hatte sie nicht mehr, aber das machte sie durch ihre Erfahrung wett.
    Allerdings zehrte die Erfahrung auch an ihr, weshalb sie sich manchmal spröde wie eine angeknackste Eierschale fühlte; ein letzter Schlag, und sie würde zerbrechen.
    Falls sie nicht bereits zerbrochen war und es nur noch nicht gemerkt hatte. Sie wusste, dass sie sich fühlte, als wäre ihr nichts mehr geblieben, als wäre ihr Leben eine öde Wüste. Nur ein einziges Ziel stand ihr noch vor Augen: Salvatore Nervi sollte untergehen, und mit ihm seine ganze Organisation. Er war der erste, der wichtigste Punkt auf ihrer Liste, denn er hatte den Befehl gegeben, die Menschen umzubringen, die sie mehr liebte als alle anderen. Dieses Ziel war so übermächtig, dass sie nichts anderes mehr sehen konnte, keine Hoffnung, kein Lachen, keinen Sonnenschein. Dass sie ihre selbst gestellte Aufgabe wahrscheinlich mit dem Leben bezahlen würde, zählte kaum.
    Das bedeutete aber nicht, dass sie einfach aufgeben würde.
    Sie spürte keine Todessehnsucht; im Gegenteil, ihre Berufsehre gebot, dass sie nicht nur ihren Job erledigte, sondern auch noch damit durchkam. Und in ihrem Herzen flackerte immer noch die allzu menschliche Hoffnung, dass sie nicht nur überleben, sondern dass eines Tages dieser namenlose Schmerz nachlassen und sie wieder Freude am Leben finden würde. Die Hoffnung war nur eine kleine Flamme, aber sie leuchtete hell.
    Lily vermutete, dass es genau diese Hoffnung war, weswegen die meisten Menschen selbst im Angesicht nackter Verzweiflung unverdrossen weiterrackerten, weswegen so wenige tatsächlich aufgaben.
    Trotzdem machte sie sich keine Illusionen über die Schwierigkeiten bei ihrem Vorhaben und über ihre Überlebenschancen währenddessen und danach. Nachdem sie diesen Job erledigt hätte, würde sie spurlos verschwinden müssen, vorausgesetzt, sie war dann noch am Leben. Die Schreibtischhengste in Washington wären bestimmt nicht begeistert, wenn sie Nervi abservierte. Nicht nur Rodrigo würde nach ihr suchen, sondern auch ihre eigenen Leute, und sie wusste nicht, ob es einen Unterschied machte, wer sie letztendlich aufspürte. Sie hatte sozusagen die schützende Hand abgeschüttelt, und das bedeutete, dass sie nicht nur entbehrlich war – das war sie immer gewesen –, sondern dass man kein Interesse mehr an ihrem Weiterleben hatte. Alles in allem eine eher unerfreuliche Situation.
    Nach Hause konnte sie auf keinen Fall, und das nicht nur, weil sie längst kein Heim mehr hatte. Sie durfte ihre Mutter und Schwester nicht in Gefahr bringen, von der Familie ihrer Schwester ganz zu schweigen. Außerdem hatte sie seit zwei, drei Jahren nicht mehr mit ihren Verwandten gesprochen …
    nein, inzwischen waren mindestens vier Jahre vergangen, seit sie zum letzten Mal mit ihrer Mutter telefoniert hatte. Oder fünf. Sie wusste, dass alle wohlauf waren, weil sie sich regelmäßig darüber informierte, aber die nackte Wahrheit war, dass sie nicht mehr in jene Welt gehörte und dass ihre Mutter und Schwester Lilys Welt genauso wenig verstehen würden.
    Gesehen hatte sie ihre Verwandten seit einem knappen Jahrzehnt nicht mehr. Sie gehörten dem »Zuvor« an, während sie selbst unwiderruflich im »Danach« lebte. Ihre Freunde in der Firma waren ihre neue Familie gewesen – und die hatte man abgeschlachtet.
    Von jenem Zeitpunkt an, als sich herumgesprochen hatte, dass Salvatore Nervi hinter dem Tod ihrer Freunde steckte, hatte sie sich nur noch auf ein

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