Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)
rosé-grauem Blumenprint über. Alex schaut etwas verdutzt. Entweder denkt er darüber nach, welche dumme Idee er hatte oder er ist von der Schroffheit meiner Worte noch beeindruckt.
Ich schlüpfe in meine bordeauxroten Stiefel und ziehe die Reißverschlüsse hoch. Ich gehe zu Alex und beuge mich zu ihm nach unten. Ich fasse seine Wangen mit meiner Hand, zunächst ganz zärtlich, dann drücke ich sie zusammen. So fest, dass ich seine Zähne spüren kann.
“Um es noch mal mit aller Deutlichkeit zu sagen: Du wirst David nie etwas erzählen. Streiche diesen Gedanken aus deinem Hirn, hast du mich verstanden?”
Ich küsse seine Lippen, die durch den Druck meiner Hand nach vorne stehen. Ich beiße ihn leicht in die Unterlippe, bevor ich ihn loslasse.
“Ja, ja ist schon gut,” sagt er völlig irritiert und wischt seinen Mund mit der Rückhand seiner linken Hand ab.
Er steht auf. Ich kann eine leichte Blutspur an seiner Hand sehen. Er begleitet mich zur Garderobe.
“Wann sehen wir uns wieder?,” fragt er, während ich meinen langen schwarzen Ledermantel anziehe.
“Wenn mir danach ist. Ciao”, antworte ich knapp und bündig. Was denkt er sich? Glaubt er, ich mache irgendwelcheTermine für ein Rendezvous aus? Bei mir geht das gerade nach Lust und Laune. Ohne Alex noch eines weiteren Blickes zu würdigen verlasse ich die Wohnung.
Draußen ist es bitterkalt. Die Scheiben der Autos sind gefroren. Hier und da liegen am Straßenrand noch gehäufte Berge vom Schnee der vergangenen Wochen. Ein eiskalter Wind pfeift. Ich ziehe den Kragen meines Ledermantels hoch. Ich habe mich von der Sonne am Nachmittag täuschen lassen und bei der Auswahl meiner Kleider deutlich daneben gegriffen. Der Mantel hält zwar den Wind ab aber er ist nicht gefüttert und bietet kaum Wärme. Das Wohngebiet Dachswald, wo Alex wohnt, liegt in Stuttgart-Kaltental. An diesem Abend gibt es seinem Namen alle Ehre. Es hat geschneit und eine leichte Schneedecke überzieht die Straße.
Von der Vorderscheibe meines 3-er BMW kratze ich das Eis weg. Dadurch, dass das Auto in einer Parkbucht schräg zur Straße steht, scheint die Eisschicht an der Frontscheibe durch den angrenzenden Wald besonders dick zu sein. Die Straße ist leer und bis auf das Kratzgeräusch ruhig. Ein Knacksen aus dem nahegelegenen Wald erregt plötzlich meine Aufmerksamkeit. Ich bin bestimmt alles andere als eine ängstliche Person aber, wenn wie jetzt am Abend ein Mann auf einer einsamen Straße auf mich zukommt, werde ich doch sehr nervös. Ich greife zum Pfefferspray in meiner Handtasche. Der Mann bleibt ein paar Meter vor mir auf der anderen Seite meines Autos stehen. Er schwankt leicht und lallt etwas Unverständliches.
Offensichtlich ist er sehr stark alkoholisiert. Ich habe keinerlei Lust, dass er mir näher kommt. Ich will gar nicht herausfinden, wieso der Besoffene bei dieser Eiseskälte sein Unwesen treibt. Ich steige schnell in mein Auto und schließe die Türen. Ich lasse den Motor an und stoße schnell nach hinten, um aus der Parkeinbuchtung in Fahrtrichtung zu kommen. Es tut einen dumpfen Schlag. Ich blicke in den Rückspiegel. Ich kann lediglich den roten Lichtschein der Bremsen durch die noch mit Eis verdeckte hintere Scheibe erkennen. Ich setze noch einmal an und merke, wie das Auto zunächst mit den Hinterrädern, dann mit den Vorderrädern über etwas fährt. Jetzt kann ich im Scheinwerferlicht erkennen, dass ich den Suffkopf nicht nur angefahren, sondern auch noch überrollt habe. Ich werde nun bestimmt einen Teufel tun und aussteigen.
Nach einer halben Stunde Fahrt komme ich an meinem Stellplatz in der Tiefgarage an. Ich steige aus und inspiziere das Auto. Blutspuren und Haare hängen im Radkasten. Ein kleiner Stofffetzen, vermutlich vom Mantel des Besoffenen, hat sich an der Stoßstange verheddert. Ich reiße ihn ab. Weitere Spuren sind nicht zu erkennen. Sollte noch etwas sein, wird es morgen in der Waschstraße entfernt werden. Es hätte mich geärgert, wenn das Auto auch noch einen Kratzer abbekommen hätte.
Ich liege entspannt in der Badewanne. Das heiße Wasser wärmt meinen durchfrorenen Körper. Die beruhigende Musik von Nora Jones läuft leise im Hintergrund. Eine CD, die David mir zu Weihnachten geschenkt hat. Genau das Richtige, um zu entspannen.
Ich denke nach. Oh Yvonne, was bist du nur für ein gefühlloses Individuum? Ungefähr eine Stunde ist es her, dass ich einen Mann getötet habe. Spüre ich Mitleid mit ihm oder mit seinen Angehörigen?
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