Mohrenwäsche
er zu der Ärztin, als sie ihn an die Verlobung erinnerte.
Dr. von Blimenstein sah ihn vorwurfsvoll an.
»Und das nach allem, was ich für dich getan habe«, sagte sie schließlich.
»Für mich getan. Daß ich nicht lache«, sagte Verkramp.
»Und ich hatte schon so eine schöne Hochzeitsreise geplant«, jammerte sie.
»Tja, ich fahre nicht«, sagte Verkramp. »Ich habe so viele Trips gehabt, das reicht fürs ganze Leben.«
»Ist das dein letztes Wort?« fragte die Ärztin.
»Ja«, sagte Verkramp.
Dr. von Blimenstein verließ das Zimmer und gab der Schwester die Anweisung, Verkramp ruhigzustellen. Zehn Minuten später steckte Verkramp in einer Zwangsjacke, und Dr. von Blimenstein hatte eine vertrauliche Unterredung mit dem Krankenhauspfarrer.
Als Kommandant van Heerden am Nachmittag Fort Rapier einen Besuch abstattete, um sich nach Aaron Geisenheimer zu erkundigen, traf er Dr. von Blimenstein, die mit einem großen Federhut und einem Schneiderkostüm recht auffällig gekleidet war, wie er fand.
»Soll’s wo hingehen?« fragte er. Im Sturme der Ereignisse hatte er Verkramps bevorstehende Heirat völlig vergessen.
»Wir machen Flitterwochen in Muizenberg«, sagte die Ärztin.
Kommandant van Heerden mußte sich ganz plötzlich auf einen Stuhl setzen.
»Und Verkramp ist wieder völlig in Ordnung?« fragte er.
Nach der Zuvorkommenheit des Kommandanten bei ihrer letzten Begegnung überhörte Dr. von Blimenstein die Spitze.
»Ein bißchen Panik im letzten Augenblick«, sagte sie, »aber ich denke, das wird sich reibungslos beheben lassen.« Sie zögerte einen Moment, dann fuhr sie fort: »Ich weiß, es ist unbescheiden von mir, aber ob Sie wohl Trauzeuge sein würden?«
Kommandant van Heerden überlegte, was er sagen könne. Der Gedanke, den Urheber so vieler seiner Mißlichkeiten einer so wenig liebenswerten Frau wie Dr. von Blimenstein anzudrehen, hatte was Reizvolles an sich. Der Gedanke, die Doktorin wäre die zukünftige Mrs. Verkramp, sprach indessen absolut nicht für sich.
»Verkramp hat bestimmt jeden Gedanken daran, auf seinen Posten zurückzukehren, aufgegeben?« erkundigte er sich hoffnungsvoll. Dr. von Blimenstein beruhigte ihn hocherfreut.
»Da brauchen Sie sich gar keine Sorgen zu machen«, sagte sie. »Balthasar tritt seinen Dienst wieder an, sobald wir von der Hochzeitsreise zurück sind.«
»Ich verstehe«, sagte der Kommandant und erhob sich, »in dem Fall spreche ich jetzt wohl am besten mal mit ihm.«
»Er ist in der Hypnotherapie«, sagte die Ärztin, als der Kommandant auf den Korridor trat. »Sagen Sie ihm, ich bin gleich da.«
Der Kommandant ging den Gang entlang und fragte eine Schwester nach dem Weg. In der Hypnotherapie machte die Schwester die Tür auf und lächelte.
»Hier kommt Ihr Trauzeuge«, sagte sie und schob den Kommandanten in das Krankenzimmer, in dem Verkramp aufrecht im Bett saß, von einem Chrysanthemenmeer umgeben.
»Sie auch«, stöhnte Verkramp, als der Kommandant sich auf einen Stuhl neben dem Bett setzte.
»Wollte bloß mal schnell reinschauen, um zu sehen, ob Sie irgendwas brauchen könnten«, sagte der Kommandant. »Ich wußte ja gar nicht, daß sie heiraten.«
»Ich heirate nicht«, sagte Verkramp, »ich werde geheiratet.«
»Wie ich sehe, wurde Ihnen zur Feier eine saubere Zwangsjacke verpaßt«, sagte der Kommandant, eifrig darauf bedacht, sich aus Streitthemen rauszuhalten.
»Wird er in einer Minute nicht mehr brauchen«, sagte die Schwester. »Nicht wahr?« Sie griff zu einer Spritze, zog das Bettuch zurück und rollte Verkramp auf den Bauch.
»Ich will nicht…«, schrie Verkramp, aber die Schwester hatte ihm die Nadel bereits ins Hinterteil gepiekt. Als sie sie wieder rauszog, war der Kommandant ausgesprochen erregt, während Verkramp in eine ganz ungewöhnliche Lethargie verfallen war.
»So, das hätten wir«, sagte die Schwester, stützte ihn und schnürte ihm die Zwangsjacke auf. »Nun brauchen wir das schreckliche Ding nicht mehr, nicht wahr?«
»Doch doch«, sagte Verkramp.
Die Schwester lächelte zum Kommandanten rüber und ging aus dem Zimmer.
»Hören Sie zu«, sagte der Kommandant, entsetzt über das, was er eben gesehen hatte, »ist es wahr, daß Sie diese Frau gar nicht heiraten wollen?«
»Doch doch«, sagte Verkramp. Der Kommandant, der ihm gerade hatte versichern wollen, daß es für ihn keine Veranlassung gebe, sich auf die Heirat einzulassen, sah verdutzt drein.
»Aber ich dachte, Sie sagten, Sie wollten nicht«, sagte
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