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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Prolog
    Jo fluchte. So richtig. Und auf Allgäuerisch. Herrgottsakramentnoamoal. Kruzifix! Sie verfluchte ihre Idee. So was Dämliches aber auch. Eine Idee entsprungen in lauen Sommernächten, in denen Bilder aufsteigen von weiß gedeckten Tafeln, die von Kerzenleuchtern gekrönt sind, Tafeln unter Apfelbäumen, an denen Menschen in wunderschönen Gewändern sitzen. Ja, eine Mischung aus Märchen, Telenovela und Bianca-Roman! Aber in Märchen, Telenovelas und Bianca-Romanen herrscht immer schönes Wetter, regieren endlose Sommer.
    Es regnet nie. Hier aber regnete es. Seit einer Woche ohne Unterlass. Bis auf kurze Regenpausen, wo Petrus wohl Kraft schöpfte, um dann erst recht die Brause aufzudrehen. Auch heute hatte der himmlische Regenmacher die Erholungsphase nur genutzt, um nun neues Wasser zu schicken, das wie ein undurchdringlicher Vorhang fiel. Und so klatschten die wunderschönen Gewänder schwer um Jos Beine. Wie nasse, schwere Samtvorhänge. Oder wie voll gesogene Putzlumpen.
    Ja, es war eine höchst dämliche Idee gewesen, dass alle Mitarbeiter schon weit im Vorfeld des Turniers in historischen Gewändern rumlaufen sollten. Jo hatte diese Idee gehabt, als sie vor vier Wochen die Leitung der PR -Abteilung des größten Ritterturniers der Welt übernommen hatte. Drei Wochenenden im Juli war Schloss Kaltenberg zwischen München, Landsberg und Augsburg der Nabel der Mittelalterwelt. Wenn es bloß schon Juli wäre! Die Vorbereitungszeit war die Hölle. Der Regen auch. Sakrament, wirklich eine extrem dämliche Idee!
    Und eine nicht minder dämliche Idee war das mit den Interviews gewesen. Weil doch die zugrunde liegende Story des Turniers auf der Suche nach dem Gral basieren sollte, hatte Jo die Idee gehabt, imaginäre Interviews mit den Rittern der Tafelrunde zu führen, um die User der Homepage so in die Geschichte einzuführen. Eine aparte Idee, im Prinzip. Aber wenn man das Ganze dann umsetzen musste, war Schluss mit lustig, Schluss mit Inspiration. Dafür hatte Jo eine massive Schreibblockade. Und zweifelte an ihren Interviews. War das nun witzig oder einfach nur doof, sich mit fiktiven Personen zu unterhalten? So wie mit Mordred, dem bösen Buben.
    Herr Mordred, Sie haben am Hof von König Artus nur rumgestänkert, alle Nahrung und Getränke verschlungen, Guinevere entführt und misshandelt?
    Mordred: Ja, und? Liegt in meinen Genen!
    Und Lanzelot. Wieso mochten Sie den nicht? Eifersucht?
    Mordred: Na hören Sie mal: Ist das normal, dass der Alte diesen dahergelaufenen Lanzelot mir, seinem eigenen Sohn, vorzieht? Und dann poppt der auch noch Guinevere! Sehr loyal, oder? Und wissen Sie was: Diese Guinevere war ein Luder. Die hat mir nämlich auch schöne Augen gemacht! Alles Schlampen, die Weiber!
    Nach einigen weiteren Fragen fiel ihr nichts mehr ein. Jo hatte sich auf ihrem Drehstuhl zurückgelehnt. Ihr Büro in einem der Wirtschaftsgebäude von Schloss Kaltenberg war puristisch, neben Computer und Telefonanlage stapelten sich Papiere und Flyer. Ein paar gebrauchte Kaffeetassen standen herum, ein angebissenes Sandwich hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Trotz Heizkörper wurde der Raum nicht richtig warm. Er war fußkalt, und Jo konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal warme und vor allem trockene Füße gehabt hatte.
    Kopf und Füße müssen warm sein, hatte Jos Oma immer gepredigt. Sakrament, ihre Füße waren Eisklötze, der Kopf hingegen rauchte. Jo las nun zum hundertsten Mal ihr Interview durch. In dem Moment kam Steffi herein. Und sie strahlte nicht. Wie sonst immer. Jo hatte sich schon mehrfach gefragt, wie ein Mädchen nur immer so penetrant gut gelaunt sein konnte.
    Steffi Holzer, ihre PR -Assistentin, Mädchen für alles, Best Girl, Dolmetscherin, wenn’s sein musste – Steffi Superwoman. Steffi, die soeben die dreizehnte Klasse mit einem Einser-Abitur beendet hatte, Leistungskurse Französisch und Spanisch. Apart und klug und dazu auch noch unkompliziert-umgänglich. Solche Mädchen gab es eigentlich gar nicht. Vielleicht sollte es sie auch gar nicht geben. Sie gemahnten einen so unangenehm an die eigenen Fehler, auch daran, dass man selbst mit achtzehn unerträglich, unreif und nervtötend gewesen war.
    Aber heute sah Steffi ratlos aus. Sie stand da, hatte ihre nassen Röcke geschürzt und versuchte so was wie ein Lächeln.
    »Jo, wir haben ein Problem!«
    »Steffi, ich hab auch eins. Bevor du weiterredest: Bitte lies das. Bitte! Und sag mir ehrlich deine Meinung.«
    »Jo, es

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