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Mømø im Legøland

Mømø im Legøland

Titel: Mømø im Legøland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Piewitz
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Kommandante, können Sie mir anläßlich des vierzigsten Jahrestages des Attentats auf Adolf Hitler etwas sagen zur Funktion der internationalen Kriegsberichterstattung?«
    Rauschen, Schüsse, dann eine Stimme: »Inschallah!«
    »Ja, Inschallah hat er gesagt, so Gott will, und jetzt scheint hier ein iranischer Angriff unmittelbar bevorzustehen, schnell noch eine kurze Frage, Kommandante, ach du meine Güte, der kann jetzt wirklich nichts mehr sagen, Allah hat ihn befördert, hier, liebe Freunde in der Heimat, ist das Inferno ausgebrochen, grüngelbe Schwaden kommen auf mich zugekrochen, ach du Scheiße, das ist ja Gas, hoffentlich nur Tränengas, macht Musik, um Gottes Willen, macht bloß Musik...«
    Gewaltiges fernes Husten...
    Musik.
    Die Woche fängt ja gut an.
    Jetzt könnte ich, jetzt hätte ich auch Lust — aber Gabi ist schon weg.
    Gegenüber, in der Pension, steht ein älterer Herr am Fenster und starrt neugierig zu mir rüber.
    Über mir höre ich Andy Alwin Axt rumoren. Das ist ein trauriger Typ, arbeitet in irgendsoeinem Haus der Jugend, ich treffe ihn manchmal auf der Treppe. Scheint ganz in Ordnung zu sein.
    Komisch, daß seine Freundin gar nicht mehr kommt, eigentlich schon ziemlich lange nicht mehr. Vielleicht sollte ich bei Gelegenheit mal ein Bier mit ihm trinken.
    Ich höre einen Schrei von oben, wie von einem Karate-Kämpfer, dann trampelnde Schritte, splitterndes Glas.
    AAA fällt an meinem Fenster vorbei wie ein nasser Cocker-Spaniel, sieht mir für einen kurzen Moment in die Augen.
    Seinen Aufprall höre ich nicht.
    Hoffentlich hat er wenigstens noch einen von diesen U-Bahn-Kontrolleuren erschlagen. Ich glaube, ich lege mich wieder ins Bett.



43.

    Montagmorgen, sehr früh.
    Dieses Pensionszimmer ist kalt und wenig anheimelnd. ich werde abreisen, irgendwohin in die Sonne, in einem Land, in dem sich mein Name bestenfalls mit den Produkten einer Brotfabrik in Verbindung bringen läßt, mag ich nicht länger bleiben.
    Gegenüber steht ein junger Mensch am Fenster und glotzt wie tot zu mir herüber, ich weiß nicht, ob er mich sieht.
    Das Leben hier scheint unveränderbar, im Stockwerk darüber prallt ein Schatten gegen das Fenster, Glas splittert, ein Mann stürzt sich zu Tode.
    Er macht nicht den geringsten Versuch, abzubiegen und in eine andere Richtung davonzufliegen.
    Aber das war ja wohl auch in diesem Land nicht zu erwarten.

    Ende

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