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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Vorwurf nicht sehr beeindruckt.
    "Als Sie einen Augenblick nicht hinsahen, legte ich die Bohne unter meinen Tellerrand. Sehen Sie!" Sie zog ihren Eisteller zur Seite und da lag sie: Klein, fast unschuldig, aber schwarz und gefährlich.
    "Eigentlich müsste ich gekränkt sein", fuhr Sophia fort. "Meinen Sie wirklich, ich wäre in der Lage ein solches Projekt zu leiten, wenn ich blöd wäre? Meinen Sie, ich hätte diese ganzen Intrigen des Parlamentes durchschaut, um dann auf einen abgehalfterten Schauspieler wie sie hereinzufallen? Ich bin gut im Training, Mann! Die Tricks, die meine Feinde draufhaben, würden Sie in zehn Jahren nicht ausbrüten können. Von den Tricks meiner fälschlicherweise als behindert bezeichneten Freunde ganz zu schweigen." Nachdem sie Tweeford zerschmettert hatte, schwieg sie.
    "Und was jetzt?", fragte er schließlich mit mühsam beherrschter Stimme. Flüchtig dachte er daran, einfach aufzustehen und wegzulaufen. Noch kannte sie seinen richtigen Namen nicht. Aber er verwarf den Gedanken wieder. Wahrscheinlich gehörte Sophia zu jenen Frauen, die ostasiatische Kampfesweisen erlernen oder mindestens einen Achtunddreißiger irgendwo griffbereit haben. Diese Demütigung wollte er sich doch ersparen, von Sophia eingeholt und überwältigt zu werden.
    "Sie schulden mir bestimmt eine Erklärung", behauptete Sophia mit süßem Lächeln und festem Ton.
    Tweeford gab auf und erklärte ihr alles. Er hatte ein sehr gutes Gespür für Machtverhältnisse.
    "Und was nun?", schloss er.
    "Warum gehen wir nicht einfach los und töten die Königin?", fragte Sophia in munterem Ton.
    Die Gebrüder Grimm wären von Sophias Idee begeistert gewesen. Sie ließen das Märchen Schneewittchen und die böse Königin bekanntlich so enden: "Aber es waren schon eiserne Pantoffeln über Kohlenfeuer gestellt und wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da musste sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel." Das ist so eine der Stellen, die bekanntermaßen zartbesaitete Eltern ihren Kindern gerne verschweigen und die Zeilen einfach weglassen.
    Tweeford fand Sophias Idee nicht so toll Er f and den Gedanken, noch einmal unter MYLADIES Augen treten zu müssen, eher beunruhigend.
    "Das geht nicht!" Tweeford versuchte, es Sophia auszureden. "Sie ist ungeheuer mächtig und wütend. Sie verfügt über magische Möglichkeiten. Ich glaube noch nicht einmal, dass Claudio es unbeschadet überlebt hat"
    "Nun, was Claudio angeht, bin ich der Meinung: Wenn er so dumm und so eitel ist, auf einen solch verstaubten Verführungsversuch hereinzufallen... Im Übrigen können in solch einer harten Angelegenheit vielleicht wirklich nicht alle gerettet werden."
    Tweeford wurde sich in diesem Augenblick restlos darüber klar, wie sehr er sich in dieser Frau getäuscht hatte: Eine stählerne Hand unter dem Seidenhandschuh. Und diese Hand griff gerade nach der seinen, zog ihn einfach vom Stuhl hoch. "Gehen wir!", sagte Sophia und ihre Stimme klang ausgesprochen kompromisslos.
     
    *****
     
    Inzwischen hatte MYLADY der für Claudio so schmerzhaften Verwandlung immer nachlässiger, nun fast gelangweilt zugesehen. Diese Prinzen waren doch alle gleich: eitel und dumm, und die modernen Prinzen bildeten da keine Ausnahme. Als sich das schleimige Etwas, das einstmals auf den Namen Claudio hörte, in den schwärzesten Teil des Zimmers verkrochen hatte, sah MYLADY auf die Uhr. Jetzt müsste Tweeford eigentlich soweit sein. Sie erhob sich, verließ die Bibliothek und stieg die Treppe zu ihrem speziellen Zimmer empor. MYLADY legte ein festliches Gewand an und summte dabei freche Lieder. Sie zog die Vorhänge vor und begann den Spiegel zu aktivieren. Der Spiegel reagierte mit diesem sonoren Urmeerrauschen und verstreute seine grünweißblauen Lichtkaskaden. Und gerade als Tweeford versuchte, mit zitternden Fingern seinen Hausschlüssel ins Schloss zu bekommen, stellte MYLADY dem Spiegel die bedeutungsschwere Frage nach der schönsten Frau. Der Spiegel zeigte ihr Sophia, wie sie neben dem unbeholfenen alten Trottel, ihrem Butler, auf ihrer Eingangstreppe ungeduldig wartete, bis er mit seinen tatterigen Fingern die Tür geöffnet hatte. Der Schrei, den MYLADY ausstieß, gellte durchs ganze Haus und fuhr Tweeford mitten ins Herz. MYLADIES Kummer und ihre Enttäuschung waren riesig. Der Butler wusste: Da kam Schreckliches auf ihn zu.
    Tweeford lehnte sich schwer atmend an das Geländer der langen Treppe. "Ich

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