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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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durchzubeißen. Aber eine schier übermenschliche Kraft drückte seine Kiefer auseinander. Mit Entsetzen fühlte Claudio, wie dieses Wesen in ihn hineinkroch und inwendig mit ihm zu verschmelzen begann. Seine Beine gaben unter ihm nach. Er wandte sich zuckend auf dem Boden und verwandelte sich. Der Musiker Claudio hörte auf zu existieren. Was von ihm blieb, würde nie mehr Musik spielen, sondern sich mit anderen Wesen, die das gleiche Schicksal erfahren hatten, in dunklen Ecken ringeln.
    MYLADY lachte fröhlich.
     
    *****
     
    Fasziniert sah Tweeford zu, wie (endlich, endlich) die vergiftete kleine Moccabohne auf dem silbernen Löffel zwischen Sophias weißen Zähnen verschwand. Sophia kaute genüsslich. Dann schluckte sie.
    "Um noch einmal auf Schneewittchen zurückzukommen", begann sie. Tweeford zuckte zusammen. Hatten sie heute Abend schon einmal über Schneewittchen gesprochen? Er konnte sich nicht erinnern. Die Schweißtropfen auf seiner Stirn vergrößerten sich. Ihm war, als liefe gerade ein besonders großer Tropfen über sein rechtes Augenlid.
    "Es ist doch seltsam", fuhr Sophia fort, "dass Schneewittchen nicht nur dreimal dem Tode nahe war. Sie wurde auch dreimal gerettet."
    "Ja, allerdings" musste Tweeford einräumen. "Aber..."
    "Und haben Sie sich schon einmal gefragt, wie sie das alles geschafft hat?" , fragte Sophia.
    "Nun, wenn ich ehrlich sein soll", entg egnete der Butler, "so gehörte diese Frage nicht gerade zu den dringendsten in meinem Leben."
    "Das wäre vielleicht für Sie besser gewesen", stellte Sophia trocken fest. "Vielleicht hätten Sie dann gemerkt, dass die Schneewittchen dieser Welt nicht immer dumm sein müssen."
    "Also, ehrlich, ich habe nie geglaubt..."
    Sophia ließ ihn nicht zu Ende sprechen. "Schneewittchen war auch nicht so dumm, wie die Königin geglaubt hat."
    "Welche Königin?", versuchte Tweeford. Im Grunde wusste er nicht, was er sagen sollte. Dieser Dialog war überhaupt nicht in seinem Plan vorgesehen. Denn dieses sagenhafte MX3, das er in die Moccabohne gespritzt hatte, hätte schon längst wirken müssen.
    "Wenn ein hübsches junges Mädchen wie ich still und heimlich umgebracht werden soll, worum kann es gehen?"
    Tweeford ahnte, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte und schwieg. Sophia fuhr fort:
    "Ich bin jemandem im Weg! Das könnte jemand aus dem Dunstkreis von ECCO sein. Aber das ist unwahrscheinlich. Alles ist im politischen Gleichgewicht. Also etwas Persönliches. Eifersucht durch einen enttäuschten Geliebten kann es nicht sein. Dazu fehlt der Geliebte. Aber vielleicht geht es um eine andere Art der Eifersucht?"
    "Das... ist sehr scharfsinnig", stammelte Tweeford.
    "Was denken Sie zum Beispiel, wo auf der Welt Schneewittchen vor der bösen Königin sicher gewesen wäre?", fragte Sophia, und ihrem Ton war deutlich der Spott anzuhören.
    "Ich habe keine Ahnung", gab Tweeford zu und begann sich ganz weit wegzuwünschen.
    "In einem Sarg natürlich." Sophia betrachtete gelassen ihre schlanken Finger. "Sie ließ sich in einem gläsernen Sarg ausstellen, bis jemand kam, der noch mächtiger als die böse Königin war."
    Von dieser Seite hatte Tweeford das Märchen noch gar nicht betrachtet. Aber Sophia ließ ihm keine Ruhe für einen litaturkritischen Gedankengang.
    "Wollen wir jetzt zum aktuellen Teil dieses Märchens kommen und gemeinsam über diese Moccabohne nachdenken, die ich gerade gegessen habe und deren Wirkung sie so spannungsvoll erwarten?"
    Tweeford wusste, ihn würde gleich der Schlag treffen. Seine alten Gefäße konnten diesem Blutdruck sicher nicht lange standhalten. Er war sich ganz sicher, denn es rauschte bedrohlich in seinen Ohren.
    Er schwankte auf seinem Stuhl: "Sie haben die Moccabohne nicht gegessen?", fragte er mit brüchiger Stimme.
    "Ich bitte Sie!" Sophia schüttelte mitleidig den Kopf. "Wer würde denn schon freiwillig eine vergiftete Moccabohne essen? Bin ich eine Selbstmörderin? Sehen Sie die vielen Spiegel an den Wänden? Als ich die Tasche aufhob, sah ich Sie die Bohne auf das Eis platzieren. Das roch nach schlimmen Dingen."
    "Warum sind die jungen Leute heute nur so misstrauisch", jammerte Tweeford.
    Sophia bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. "Ehrlich gesagt, ich habe Ihnen nie ganz getraut. In ganz Irland gibt es kein Projekt, das dem meinen auch nur ähneln würde. Und Ihre Anmache wirkte auf mich auch ein bisschen angestaubt."
    "Jetzt kränken Sie mich", wandte Tweeford ein, aber Sophia zeigte sich von diesem

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