Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
Sheriffstern gewinkt. «Genau das ist es», seufzte er, stand auf und ordnete Papiere, Schnellhefter und Fotos, die ausgebreitet auf dem Tisch lagen. Er legte sie in den Karton, der inzwischen die Kleinfeldt-Akte beherbergte. «Ich fahre heute Abend nach Minneapolis.» Sie blieb einen Moment lang stumm, und er spürte die Veränderung in ihr wie ein plötzliches Abfallen des Luftdrucks. Von der verführerischen Frau zum nüchternen Deputy, hundert Prozent im Dienst. «Was ist passiert?» Er klemmte den Karton unter den Arm und zog seine Jacke von der Stuhllehne. «Ich muss zuerst in die Asservatenkammer und mich dann schnell auf den Weg machen. Die Fahrt wird lang.» Er knipste das Licht aus, verschloss seine Bürotür und ging in Richtung Kellertreppe. Sie blieb ihm dicht auf den Fersen.
«Es ist derselbe Kerl, stimmt's?», fragte sie ihn und musste auf ihren High Heels Dauerlauftempo einschlagen, um mitzuhalten. «Der Monkeewrench-Killer ist unser Mann.»
«Der Monkeewrench-Killer? Wo haben Sie das gehört?»
«Das ist sein Name in den Medien. Und der ist auch unser Mann, nicht wahr?»
«Kann sein. Die haben eine Kugel, Kaliber .22, von dem Mord heute Nachmittag in der Mall of America. Darauf sind genügend Züge, um sie mit der Kugel zu vergleichen, die wir aus Mrs. Kleinfeldt herausgeholt haben.» Sie bombardierte ihn mit Fragen: Warum hatte die Polizei von Minneapolis im katholischen Internat angerufen? Wonach fahndeten sie? Ritzte der Killer auch dort drüben irgendwelche Ornamente in seine Opfer? Bekamen sie hilfreiche forensische Ergebnisse von den Tatorten? Und seltsamerweise: Wie hatte sich Detective Magozzi am Telefon angehört?
Er sagte ihr alles, was sie inzwischen hatten was ja nicht besonders viel war-, einschließlich der Tatsache, dass Magozzi am Telefon wie ein durchaus netter Kerl klang, der wohl auch am Ende seiner Weisheit war.
«Ist doch absolut einleuchtend», sagte sie, als sie die gekachelten Stufen zum Kellergeschoss hinuntergingen.
«Was meinen Sie damit?» Sie war aufgeregt, redete schnell, ging schnell, hatte ihn auf dem schmalen Flur überholt und strebte jetzt auf die Maschendrahttür am Ende zu. «Die Kleinfeldts waren seine ersten Opfer; zwei Menschen, die er unbedingt umbringen wollte. Das war eine persönliche Geschichte. Ergo die Kreuze auf der Brust.» Halloran runzelte die Stirn bei dem Wort «ergo». Er konnte sich nicht entsinnen, es je von jemandem gehört zu haben.
«Diese Kennzeichnung hat er bei den nächsten Opfern nicht vorgenommen, denn sie bedeuten ihm nichts. Es ist keine persönliche Angelegenheit mehr. Es ist nur noch Theater.»
«Theater? Was für ein Theater?» Er schloss die Maschendrahttür auf und öffnete sie.
«Das reine Affentheater.» Sie rümpfte die Nase, als er über ihren Scherz nicht lachte. «Ich weiß auch nicht, was für ein Theater, aber er hat ein Ziel und will etwas ganz Bestimmtes erreichen.»
«In Minneapolis herrscht das Gefühl vor, dass er es zum Spaß tut. Das Game spielt, um alle zu besiegen.» Er setzte den Karton auf einem Tisch ab und tastete an der Wand nach dem Lichtschalter. Es flackerte, bis das weiße Neonlicht von der Decke reihenweise Metallregale sichtbar machte, auf denen Kartons mit Beweismaterial aus Fällen standen, die bis ins vorige Jahrhundert zurückreichten. In Kingsford County wurde nichts weggeworfen.
Sharon ging geradewegs zum nächsten Regal, zog einen Karton heraus und sah sich das Etikett auf dem kleinen Plastikbeutel an, der darin lag. «Aber warum überhaupt das Computerspiel spielen? Wenn es ihm für den Kick schon reicht, mit Kopfschüssen zu morden, könnte er doch jeden beliebigen Menschen an jedem beliebigen Ort umbringen.
Verstehen Sie nicht?» Sie ging zu Halloran, steckte den kleinen Beutel in seine Brusttasche, schloss die Klappe und drückte mit der Hand dagegen. «Er hat sich sehr große Mühe gemacht, diesem Game möglichst genau zu folgen, und er geht auch sehr große Risiken ein. Wie zum Beispiel heute in der Mall. Er muss doch gewusst haben, dass es dort von Polizisten wimmelte, die alle auf ihn warteten. Nicht gerade der ideale Auftrittsort für einen Mörder. Und trotzdem hat er dort zugeschlagen. Warum?» Ihre Hand lag noch immer flach auf seiner Brusttasche, und er überlegte, ob sie wohl sein Herz spürte, das für einen Mann, der ruhig dastand, viel zu schnell schlug. «Vielleicht möchte er ja uns Cops wie Versager aussehen lassen.»
«Könnte sein. Aber dann muss man sich
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