Monkeewrench - 02 - Der Köder
Gino und Magozzi um zehn Uhr, damit sie mit den Gilberts sprechen konnten.
Sie folgten dem Kiespfad zwischen den Anzuchtbeeten zum Haus. Kleine bunte Quarzsplitter funkelten und glitzerten trotz des heftigen Regens im Schein ihrer Taschenlampen. Wenigstens waren die Blitze fürs Erste nach Osten abgewandert. Aber eine weitere Reihe von Gewitterstürmen näherte sich von Westen – laut Jimmy Grimm würde die Superzelle, die Minnesota die Unwetter bescherte, sie noch die ganze Nacht bedrohen –, aber es gab erst mal eine Verschnaufpause, bevor die nächsten Stürme loslegten.
Lily empfing sie an der Hintertür. Sie trug trockene Hosen und ein kurzärmeliges Hemd. Magozzi sah die sehnigen Muskeln ihrer dünnen Arme und die Tätowierung über ihrem Handgelenk. «Haben Sie Nachrichten über Officer Becker?», waren die ersten Worte aus ihrem Mund.
«Er wird durchkommen», sagte Gino. «Montgomery hat nicht auf ihn geschossen, sondern ihm einen Schlag auf den Kopf versetzt.»
«Wohin hat man ihn gebracht?»
«Ins Hennepin County, glaube ich.»
«Ein netter Junge. Ich muss ihm Blumen schicken, bevor Sie uns in Gefängnis bringen.»
Gino und Magozzi tauschten verdutzte Blicke aus. «Wir sind nicht hier, um Sie ins Gefängnis zu bringen, Mrs. Gilbert.»
«Noch nicht, vielleicht. Kommen Sie herein. Wir haben auf Sie gewartet.»
Sie führte die beiden in die Küche, wo Jack bereits am Tisch saß. Er war inzwischen trocken und nüchtern und trug einen altmodischen karierten Hausmantel, der bestimmt seinem Vater gehört hatte. Die Ärmel waren mehrere Male umgekrempelt, was Magozzi daran erinnerte, ein wie hoch gewachsener Mann Morey Gilbert gewesen war. Jacks Augen waren gerötet, und sein Gesicht war aufgedunsen. «Wie geht es Ihnen, Jack?»
«Okay, schätze ich. Setzt euch, Leute.»
«Das war ein schrecklicher Abend», sagte Gino. «Es tut uns leid wegen Marty. Sehr leid. Und es tut uns auch leid, dass wir Sie jetzt mit unseren Fragen behelligen müssen.»
«Das ist Ihr Job», sagte Lily, die sich geschäftig in der Küche bewegte, Teller aus Schränken holte und Gläser füllte, als seien Gino und Magozzi zwei Gäste, die auf einen kleinen Imbiss vorbeigekommen waren. «Hier. Essen Sie das.» Sie stellte jedem von ihnen eine Schüssel mit wohlriechender Suppe vor die Nase. «Das ist Hühnersuppe. Hilft bei vielen Sachen. Hausgemacht, echtes Schmalz. Alles andere wirkt nicht.»
Gino hatte keine Ahnung, was Schmalz war, aber es klang nicht halb so gut, wie die Suppe roch. Er nahm seinen Löffel zur Hand, aber zögerte. Sie glaubte, sie würden sie ins Gefängnis bringen, und trotzdem servierte sie ihnen Suppe. Er fragte sich, ob sie sich der Bestechlichkeit schuldig machten, wenn sie von der Suppe aßen.
«Entspannen Sie sich.» Jack beobachtete ihn. «Sie weiß, warum Sie hier sind. Wir werden Ihnen alles sagen, was wir wissen. Aber die Suppe müssen Sie essen.»
«Zuerst», fügte Lily hinzu. «Und dann reden wir.»
Magozzi aß seine Suppe, aber anders als Gino verstand er das Angebot als das, was es bedeutete. Lily Gilbert würde sie endlich einweihen.
Als sie gegessen hatten, räumte Lily ab und setzte sich neben Jack. «Erzähl ihnen von Brainerd.»
Magozzi holte eilig Notizbuch und Stift hervor, und für den Fall, dass man ihm die Verblüffung ansah, wandte er dabei sein Gesicht ab. Woher zum Teufel wusste Jack etwas von Brainerd? Er kannte die Antwort, bevor er die Frage stellte, und das verursachte ihm Übelkeit. Jack war zusammen mit seinem Vater und den anderen beim Anglerheim gewesen. Jack hatte mitgemacht.
Er spürte Ginos Angespanntheit, wusste, dass sein Partner dasselbe dachte, aber beide blieben stumm und warteten darauf, dass es laut ausgesprochen wurde.
Die wahre Geschichte war fast noch schlimmer.
Jack brauchte eine ganze Weile, um ihnen davon zu erzählen, wie Morey, Rose und Ben den alten Mann im Anglerheim erschossen hatten, wie er an jenem Tag im Speicher den Schatten gesehen hatte, und schließlich auch von seiner Weigerung mitzumachen.
Magozzi und Gino hörten zu schreiben auf und sahen gleichzeitig Jack an.
«Was?», fragte Jack.
«Nichts, Jack. Erzählen Sie weiter.»
Er berichtete ihnen von der Heimfahrt an jenem Tag, von dem Streit mit seinem Vater und allem anderen, was darauf gefolgt war. «Aber ich habe Brainerd nie mit dem Tod meines Vaters in Zusammenhang gebracht», schloss er. «Bis gestern, als Ben umgebracht wurde und ich Rose Klebers Bild in der Zeitung sah –
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