Monkeewrench - 02 - Der Köder
ihn mitleidig. «Es ist wirklich sehr schade, Mr. Pullman. Sie haben das Richtige getan, das Ehrenhafte, aber Sie verstehen es nicht.» Er machte einen schnellen Schritt nach links, um freie Schussbahn auf Jack zu haben, und drückte beinahe ab, bevor Marty begriff, dass der Augenblick gekommen war. Beinahe, aber nicht ganz.
In dem Sekundenbruchteil, bevor sich Jeffs Finger um den Abzug krümmte, war Marty seitwärts in die Luft gehechtet. Er spürte, dass es richtig war und gut, und fühlte sich plötzlich rein, als er sich zwischen die Kugel und den einzigen unschuldigen Mann im Raum warf. Der Unglaubliche Fliegende Gorilla, dachte er und lächelte, als die Kugel sich unterhalb der Rippen in seinen Körper bohrte.
«Verdammt!», brüllte Jeff und zielte wieder auf Jack, aber da flog die Tür auf, krachte innen gegen die Wand, löste sich aus den Angeln. Magozzi kauerte im strömenden Regen und im Sturm und rief: «Waffe fallen lassen! Fallen lassen!»
Jeff wirbelte herum und schoss wild um sich, weil er die Kontrolle verloren hatte und weil alles schief ging. Als neben seinem Kopf Holz splitterte, drückte Magozzi ebenfalls ab, noch mal und noch mal, und feuerte wiederholt in Jeff Montgomerys Brust. Heißes Adrenalin fand den Weg in seine Muskeln, aber verschonte sein Gehirn, damit er nicht auf das Babygesicht und die ungläubigen blauen Augen des blutjungen Mannes achtete, den er umbrachte.
KAPITEL 41
Magozzi richtete sich in der Türöffnung langsam aus der Hocke auf, die Waffe noch fest in beiden Händen und auf den regungslosen Körper von Jeff Montgomery gerichtet. Seine Blicke huschten durch den Raum, fingen Schnappschüsse ein: Montgomery zu seiner Linken, die Brust zerschossen; Marty Pullman direkt vor ihm, flach auf dem Rücken, aber die Augen geöffnet, wenngleich sein Hemd sich rot färbte; Jack Gilbert, der vom Sofa aufsprang, um sich neben Marty zu knien. Schreibtisch, Computer, Stuhl, eine fast leere Flasche, die auf der Seite lag und aus der noch ein Rest Scotch tropfte.
Jetzt erst gestattete er sich, Luft zu holen, und ließ sich vom Wind in das kleine Büro schieben, in dem es nach Schnaps, Kordit und Blut roch. Noch hielt der Junge seine Waffe umklammert, aber Magozzi stieß sie ihm mit den Zehenspitzen aus der Hand und spürte gleich darauf auf der Schulter das tröstliche Gewicht von Ginos Pranke, die ihn sanft beiseite schob. «Lass mich vorbei, Kumpel. Lass mich vorbei.»
Als die Wirkung des Adrenalins verebbte, fingen Magozzis Beine zu zittern an. Er sah zu, wie Gino sich hinunterbeugte und die Finger an Montgomerys Hals presste. Er erhob sich wieder und sagte: «Der ist hinüber.»
Als sie die drei Schritte zu der Stelle getan hatten, wo Marty lag, stand bereits ein halbes Dutzend Polizisten mit gezogenen Waffen im Regen links und rechts vor der Tür. «Alles klar?», rief einer von ihnen.
«Alles klar! Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!», antwortete Gino.
«Schon auf dem Weg!»
Jack riss Martys Hemd auf und zog sich selbst das Polohemd aus, um es fest auf die Wunde zu pressen. Marty stöhnte und kniff vor Schmerzen die Augen zusammen.
«Verdammt, Jack, willst du mich umbringen?»
«Sieht nicht so übel aus, Marty. Du bist bald wieder okay. Nur ein kleines Loch. Wir haben alles unter Kontrolle, aber du hast dein ganzes Hemd mit Blut eingesaut, du blöder Arsch. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, Blutflecke aus Leinen rauszukriegen?»
Marty schloss die Augen und lächelte ein wenig, aber er sah schlecht aus.
«Lass mich das übernehmen, Jack.» Magozzi legte die Hand auf Jacks, wartete, bis der seine wegzog, und drückte dann auf die Polohemd-Kompresse, wenn auch nicht besonders stark. Er wusste verdammt gut, dass Marty weniger äußerlich blutete als vielmehr innerlich, und das war nicht gut. Er atmete schwer, Lunge und Herz kämpften gegen den Druck, und das Blut, das in Jacks Polohemd sickerte, war hellrot – Blut aus einer Arterie.
«He, Pullman.» Gino kniete dicht an seinem Kopf. «Mach die Augen auf, Kumpel. Wenn du meinst, wir schreiben diesen Scheißbericht alleine, hast du dich schwer getäuscht.»
«Gino», flüsterte Marty, ohne die Augen zu öffnen. «Wie schlimm?»
Gino schluckte schwer und sorgte dafür, dass seine Stimme unbeschwert klang. «Machst du Witze? Du hast 'ne Kugel in der Brust, das ist kein Zuckerschlecken. Wie ich es sehe, musst du ungefähr einen Monat lang flachliegen und in eine Urinflasche pissen. Warum zum Teufel hast du
Weitere Kostenlose Bücher