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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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voluminösen Umhängetasche zurecht. Grace hatte versucht, ihr auszureden, die Tasche mitzunehmen, doch der Tag, an dem Annie ohne ihre Schminkutensilien irgendwohin ging, würde der Tag sein, an dem sie zu Grabe getragen wurde. »Vor nicht ganz einer Stunde waren wir noch drei intelligente, erfolgreiche Frauen in einem Siebzigtausend-Dollar-Fahrzeug mit Mobiltelefonen und einigen der fortschrittlichsten Computer auf dieser Welt, und jetzt stapfen wir durch einen Urwald wie die Barbarella-Drillinge.«
    Sharon lachte. »Vor Mutter Natur sind wir eben alle gleich.«
    »Die Natur kann mich mal, Schätzchen! Es ist heiß und stickig, und hier draußen stinkt es nach Dreck! Außerdem, könntet ihr zwei Streuner vielleicht ein paar Schritte langsamer laufen? Ihr befindet euch in Gesellschaft einer Frau mit Übergröße, die zum ersten Mal in ihrem Leben flache Schuhe trägt, und dieser Weg ist eine einzige Todesfalle! Überall ragen Baumwurzeln aus der Erde! Jemand sollte diesen Weg mal pflastern!«
    Die Hitze machte kurzen Prozess mit Annies langer Beschwerdeliste über die grauenvolle Umgebung, und bald marschierten sie schweigend einher. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto bedrückender wurde die Stimmung. Die Äste der mächtigen Kiefern überkreuzten sich hoch oben und bildeten ein dunkles, duftendes Dach. Die Stille war so greifbar wie die dichte Schicht aus Nadeln unter ihren Füßen, und die schwüle Luft war zum Schneiden dick.
    Schließlich schien der Wald ein wenig lichter zu werden, und dann öffneten sich die Bäume abrupt vor ihnen wie eine Tür zu einem hell erleuchteten Raum. Sie traten unter den Bäumen hervor auf einen Kreis aus altem aufgebrochenem Asphalt, der aussah wie ein Wendehammer am Ende einer Sackgasse. Der Kreis verengte sich zu einem schmalen Band aus schlaglochübersätem Teer, das vielleicht hundert Meter weiter vorn von einer Straße durchbrochen wurde, um sich dahinter fortzusetzen.
    »Gott sei Dank!«, murmelte Annie und fächelte sich mit einer rundlichen Hand Luft vor das schwitzende Gesicht. »Dieser verdammte Wald ist heiß wie eine Sauna!« Dann hob sie die Hand, um die Augen vor der grellen Nachmittagssonne abzuschirmen, und blickte sich um. »Gütiger Gott! Soll das hier vielleicht ein Dorf sein?«
    Ganz in der Nähe, zur Rechten, stand ein altes Farmhaus zwischen den Bäumen, daneben an der Straße zwei Plattenbauten aus Fertigbeton, und das war so ziemlich alles.
    »Zumindest gibt es eine Tankstelle«, sagte Sharon und nickte in Richtung der rostenden Wracks, die hinter dem Gebäude zur Linken auf einem Haufen zusammenstanden.
    »Nun ja«, sagte Annie und zupfte an ihrem Kleid. »Ich wünsche uns allen jetzt schon viel Glück, wenn das das Range Rover Service Center sein soll.«
    Sharon lächelte. »Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie gut manche dieser Kleinstadtmechaniker sind. Sie können fast alles reparieren.«
    Grace blieb für einen Moment reglos stehen, während sie ihre Umgebung beobachtete und lauschte und versuchte, das Gefühl abzuschütteln, dass sie soeben uneingeladen – quasi durch die Hintertür – ein fremdes Territorium betreten hatte. »Wir brauchen nichts weiter als ein Telefon«, sagte sie schließlich und setzte sich in Richtung Tankstelle in Bewegung.
    An der Kreuzung zögerten alle und starrten die leere zweispurige Straße hinauf und hinunter. Die Wälder zu beiden Seiten wirkten massiv wie Mauern, wie lebende grüne Gletscher, die sich unaufhaltsam voranschoben, um alles unter sich zu begraben, was der Mensch in dieser Gegend der Welt geschaffen hatte. Zur Linken, ein Stück hinter der Tankstelle, verschwand die Straße in einer weiten Kurve im dichten Wald außer Sicht. Zur Rechten verschwand sie genauso schnell hinter einer Hügelkuppe. Es war totenstill, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Grace hörte fast ihren eigenen Atem.
    Annie blickte sich irritiert um. »Four Corners, du meine Güte. Dieses Kaff hat nur zwei Ecken. Ziemlich größenwahnsinnig, würde ich sagen.« Die Stille schien das Echo ihrer Stimme zu verschlucken, und sie runzelte unvermittelt die Stirn. »Verdammt, ist das still hier.«
    Sharon kicherte. »Du hast nicht viel Zeit in deinem Leben auf dem Land verbracht, wie?«
    Annie schnaubte. »Und ob ich das habe! Das Land ist die Gegend, durch die man fährt, wenn man auf dem Weg ist von einer Stadt zur anderen!«
    »Nun, das Land ist jedenfalls immer so wie das hier, wenn du unterwegs aus dem Wagen

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