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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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steigst. Es ist ein heißer, schwüler Sommertag in einem kleinen Kaff irgendwo mitten im Nichts, und Stille ist etwas, das man an einem Ort wie diesem im Übermaß bekommt.«
    Grace dachte darüber nach. Sharon war die Einheimische, der County Deputy aus Wisconsin, und so befremdlich die Stille für Annie und Grace auch sein mochte, Sharon schien sie als völlig normal zu empfinden, und sie musste es schließlich wissen. Trotzdem blieb das leise Gefühl der Beunruhigung.
    Es lag nicht nur daran, dass keine Menschen zu sehen waren – was für sich genommen nicht ungewöhnlich gewesen wäre in einer so kleinen Siedlung, wo die Volkszähler wahrscheinlich mit den zehn Fingern ihrer Hände auskamen –, es gab nicht den geringsten Hinweis, dass überhaupt irgendwo Menschen waren. Kein Radio, keine bellenden Hunde, kein leises Lachen von Kindern in der Ferne – nicht der geringste Laut.
    Grace blickte zu dem Gebäude zur Rechten und auf das Schild, das an einer schmiedeeisernen Halterung über der Tür baumelte. »Hazel’s Café« stand dort zu lesen. Zur Linken lag die Tankstelle, offensichtlich mit ihrer besseren Seite zum Highway hin. Die beiden altmodischen Benzinpumpen befanden sich auf einer betonierten Insel zwischen dem Gebäude und der Straße. Die Metallgehäuse waren poliert und unnatürlich sauber. Ein verblasstes blaues Schild an einem hohen Metallpfosten verkündete in großen weißen Druckbuchstaben »Dale’s Gas«. Wenigstens stand die Tür zum Kassenraum weit offen und ließ vermuten, dass jemand im Innern war, der sich vor der Hitze in Sicherheit gebracht hatte.
    Ihre Stiefel klickten auf dem Beton, als sie den Vorplatz in Richtung Tür überquerte. Es war eigenartig, nicht das Klackern von Annies omnipräsenten Pumps zu hören, sondern lediglich das weiche Geräusch der geborgten knöchelhohen Turnschuhe und das lederne Knarren von Sharons Schnürstiefeln, und es beunruhigte Grace zutiefst, dass sie alles so deutlich hören konnte.
    Die Tankstelle lag verlassen und still da wie der Rest der Ortschaft. Grace betrat den Raum, lauschte für einen Moment und ging dann zur rückwärtigen Tür, die in eine dunkle, verlassene Werkstatt führte. Sie rümpfte die Nase beim scharfen Geruch von Öl, Benzin und Lösungsmitteln, die davon kündeten, dass die Werkstatt in Benutzung war, auch wenn der Anblick nicht zu den Gerüchen passen wollte. Nach allem, was sie sehen konnte, war der gesamte Raum überzogen mit Schichten von Schmiere und Dreck, an denen man wahrscheinlich die Jahre abzählen konnte wie an den Ringen eines Baums. Das Innere der eigentlichen Tankstelle hingegen war penibel sauber. Allem Anschein nach waren die Hände, die mit dem Werkzeug hantiert hatten, nie bis zur Registrierkasse vorgedrungen. Es gab nicht einen einzigen schmierigen Fingerabdruck auf den Tasten oder dem weißen Kunststofftresen, auf dem die Kasse stand. Selbst die Innenseite des Fensters zeigte die streifigen Ringe einer kürzlich erfolgten Reinigung, was eigenartig schien angesichts der Tatsache, dass das Glas von außen staubig und fleckig war vom letzten, Wochen zurückliegenden Regen.
    Sharon stand nachdenklich vor einer an der Wand hängenden Karte Wisconsins, doch Annie starrte mit in die Hüften gestemmten Händen nach draußen. »Gütiger Gott, wer wohnt bloß in diesem Kaff? Die Amish People?« Indigniert strich sie mit einer Fingerkuppe über den Tresen und hob sie inspizierend vor das Gesicht. »So sauber müsste Harleys Küche mal sein!«
    »Meine Güte.« Sharon tippte auf eine Stelle auf der Karte. »Wir sind hier«, verkündete sie. »Ein wenig weiter vom Weg abgekommen, als ich dachte.«
    Grace blickte ihr über die Schulter und zuckte zusammen. »Sieht aus, als wären wir noch wenigstens hundert Meilen von Green Bay entfernt.«
    »Ich rufe besser an und sage Bescheid, dass wir uns verspäten. Ich habe den Detectives versprochen, wir wären gegen vier Uhr da, und das schaffen wir auf gar keinen Fall.«
    Sharon ging zum Telefon auf dem Tresen und hob den Hörer ans Ohr, dann runzelte sie die Stirn und drückte ein paar Mal den Knopf, der normalerweise die Verbindung unterbrach, bevor sie schließlich resigniert auflegte. »Das blöde Ding ist kaputt.«
    Annie verdrehte die Augen und wandte sich suchend im wallenden Seidenkleid um, während sie etwas von Kleinstädten brummte, die im Mittelalter stecken geblieben waren, von kaputten Autos, Hitze, Feuchtigkeit und der telekommunizierenden Welt im Allgemeinen.

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