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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Sie setzte ihren Monolog fort, während Grace und Sharon ihr nach draußen auf die geborstene, von Löchern übersäte Seitengasse und einige Meter weiter die drei Betonstufen hinauf folgten, die zur Fliegentür des Cafés führten. »Ich werde mir einen großen Eistee bestellen und dann …« Sie unterbrach sich mitten im Satz, als sie die Tür öffnete, und stieß dann einen lauten Seufzer aus. »Also schön, Ladies. Das hier wird allmählich entschieden zu unheimlich.«
    Grace zog die Fliegentür hinter sich zu, und für einen Augenblick standen die drei Frauen reglos in der Stille, starrten auf die leeren Nischen, die leeren Hocker beim Tresen, die leere Imbissküche dahinter. Alles war makellos sauber. Wären nicht die Gerüche nach frittierten und gebackenen Nahrungsmitteln gewesen, die noch immer zusammen mit einem beißenden, antiseptischen Gestank in der Luft hingen – Grace hätte angenommen, dass das Café seit Jahren nicht mehr geöffnet gewesen war.
    Sharon ging zum Tresen und nahm den Hörer von der Gabel des Telefons neben der Registrierkasse. Sie hielt den Hörer ans Ohr, dann starrte sie die beiden anderen Frauen dümmlich an und legte ihn wieder zurück. »Scheint, als wären die Telefone im ganzen Kaff außer Betrieb.« Sie zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich braucht die Telefongesellschaft Tage, um zu einem so unbedeutenden Nest wie diesem herauszukommen und Reparaturen durchzuführen.«
    Annie hob eine perfekt geschwungene Augenbraue. »Und was ist mit den Leuten?«
    »Wer weiß? Vielleicht sind sie angeln, bei einem Dorfpicknick, halten Siesta …« Sharon blickte von Annie zu Grace, bemerkte die Unsicherheit im Gesicht der einen und die harte Angespanntheit in dem der anderen, und zum allerersten Mal wurde ihr bewusst, wie verschieden sie alle waren. Sie kannte die Ursache für Grace’ Paranoia – verdammt, wenn sie zehn Jahre in unmittelbarer Gesellschaft eines Serienmörders gelebt hätte, wäre sie ebenfalls paranoid geworden. Und Annie, das wusste sie, seit sie ihr zum ersten Mal im Krankenhaus begegnet war, gehörte zu jenen Frauen, die auf die harte Tour gelernt hatten, nicht allzu viel Vertrauen in irgendetwas auf der Welt zu setzen. Sharon hatte ihre eigene Vergangenheit, die nicht sehr erfreulich war – sie hatte monatelang am Rand der Panik gelebt, seit jenem Tag, als sie sich im alten Lagerhaus von Monkeewrench eine Kugel eingefangen hatte. Doch heute, zum ersten Mal, seit sie gespürt hatte, wie das Geschoss in ihren Hals eingeschlagen war, fühlte sie sich merkwürdig sicher und behaglich, während die Stille und die Leere der Ortschaft die beiden anderen Frauen zu beunruhigen schienen.
    Sie legte ihre Umhängetasche auf den Tresen und ließ sich auf einen Hocker sinken. »Okay. Ich verstehe ja, dass euch das alles ein wenig unheimlich erscheinen mag, aber ihr müsst begreifen, dass es völlig normal ist. Ich hab den größten Teil meines Lebens in einem Dorf verbracht, das nicht viel größer war als dieses hier, und wisst ihr, wann ich zum ersten Mal eine Tür hinter mir abgesperrt habe? Als mich das FBI vor neun Monaten in dieses Apartment in Minneapolis gesetzt hat, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war.«
    Annie starrte sie finster an. »Das hier sind Geschäfte. Man geht am Samstagnachmittag nicht einfach weg und lässt sein Geschäft unverschlossen zurück, ganz gleich, wo man wohnt. Das ist einfach nur verrückt!«
    Sharon seufzte. »So ist es nun einmal an einem abgeschiedenen Ort wie diesem! Welche Kundschaft versäumen sie schon? Ihre Nachbarn? Die würden sich wahrscheinlich selbst bedienen und das Geld auf den Tresen legen. Hier draußen bestehlen sich Nachbarn nicht untereinander. Grace, was suchst du eigentlich?«
    Grace war im Café umhergewandert, die Augen auf den Boden gerichtet, auf die leeren Nischen und schließlich auf die Schaufensterscheibe. »Hmmm?«
    »Siehst du irgendwas da draußen?«
    »Draußen? Nein. Aber ich schätze, ich werde einen Spaziergang machen und mir das Haus ansehen, an dem wir unterwegs vorbeigekommen sind. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Grace ging nach draußen und wollte das Café umrunden, um zu dem Fachwerkhaus zu laufen, das dahinter lag, als sie unvermittelt stehen blieb, die Augen auf den kleinen Metallkasten gerichtet, der im Beton verschraubt war. Ein dickes PVC-Rohr kam auf der Unterseite hervor und verschwand im Boden. Sie trat ein wenig näher, um den Namen der einheimischen Telefongesellschaft zu

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