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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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durch die Scheibe nach draußen. Es gab nichts zu sehen außer einem schwachen Lichtstreif oberhalb der Bäume, welche die Ortschaft ringsum überragten. Er verkündete, dass irgendwo hinter den Bäumen der Mond aufgegangen war. Und offensichtlich bereits hoch genug am Himmel stand, um den Schatten des Hauses auf das hohe Gras zu malen.
    Und dann plötzlich bewegte sich ein Teil dieses Schattens.
    Grace erstarrte. Sie hatte Angst wegzusehen, Angst zu blinzeln, und dann war alles wieder still. Vielleicht waren ihre Augen müde und spielten ihr Streiche, oder vielleicht hatte eine leichte Brise aus dem Nichts ein Blatt an einem Ast bewegt. Doch Annie und Sharon hatten es ebenfalls bemerkt. Sie bewegten sich bereits auf die Kellertür zu und schlichen die Treppe hinunter, ohne das geringste Geräusch zu machen. Grace folgte ihnen. Auf der obersten Treppenstufe wandte sie sich um und streckte die Hand nach der Tür aus, um sie zu schließen. Dann erstarrte sie – hatte die Tür etwa beim Öffnen gequietscht? Sie vermochte sich nicht zu erinnern.
    Draußen vor dem Haus schlichen zwei schattenhafte Gestalten heran und bezogen auf beiden Seiten der Haustür Position, wo sie sich mit den Rücken gegen die Hauswand drückten. Es gab ein leises Rascheln, als ein Schauer von Putzbröckchen zu Boden fiel. Grace erstarrte oben auf der Treppe, die Tür mittlerweile bis auf einen schmalen Spalt geschlossen. In dieser viel zu leisen Ortschaft, in der die tiefe Stille nur gelegentlich durchbrochen worden war – durch Gewehrschüsse und Jeeps und Soldaten, die nicht darauf achteten, kein Geräusch zu machen –, wirkte das leise Rascheln unheilvoll und bedrohlich. Sekunden vergingen, fast eine Minute, doch es war nichts mehr zu hören. Langsam entspannte sie sich und atmete aus, dann machte sie einen weiteren Schritt die Treppe in den Keller hinunter und schloss die Tür ganz hinter sich. Der Riegel rastete mit einem leisen Klicken ein.
    Draußen auf der Vordertreppe riss jemand den Kopf herum und lauschte angespannt in Richtung Tür. Sein Partner blickte zu ihm herüber und hob fragend die Augenbrauen. Hast du etwas gehört?
    Beide lauschten angespannt, mit zusammengekniffenen Augen, die Schnellfeuergewehre in den Händen feucht vor Schweiß. Nach weiteren sechzig Sekunden öffneten sie leise die Tür und schlichen mit schussbereit erhobenen Waffen ins Innere.
    Unten im Keller warteten Sharon und Annie neben der Holztür, die zu der Betontreppe und der Sturmtür dahinter führte. Keine der beiden Frauen machte Anstalten, die Tür zu öffnen, während sie auf Grace warteten. Vielleicht wollten sie bis zur letztmöglichen Sekunde warten, bevor sie ein Geräusch riskierten, oder vielleicht hatten sie auch einfach nur Angst vor dem, was sie auf der anderen Seite vorfinden würden.
    Grace streckte an ihnen vorbei die Hand nach dem metallenen Drehknopf aus, erstarrte dann aber, als sie über sich das Knarren eines Dielenbretts hörte.
    Die drei Frauen standen stocksteif und starrten angstvoll nach oben zur Kellerdecke. Niemand musste ihnen die Ursache für das Knarren verraten. Es hatte zwar seit fast einer ganzen Minute kein einziges Geräusch mehr gegeben, doch sie wussten Bescheid. Irgendjemand war oben im Haus.
    Wenige Sekunden darauf spürte Grace einen beinahe unmerklichen Lufthauch, der ihr Gesicht streifte. Ihre inneren Alarmsirenen schrillten los.
    Jemand hatte die Tür am oberen Ende der Kellertreppe geöffnet.
    Die Frauen standen lange reglos in der Schwärze und hatten das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Grace blickte über die Schulter nach hinten in Richtung der Treppe, während sie wartete und lauschte. Die Sig lag schwer in ihrer rechten Hand.
    Sie sind oben. Männer mit Gewehren stehen oben an der Treppe und lauschen. Sie überlegen, ob die Stufen unter ihrem Gewicht knarren, bevor sie den ersten Schritt riskieren …
    Als das Geräusch endlich kam – ein kaum hörbares Tappen von einer Gummisohle auf dem Holz der ersten Stufe –, war es fast eine Erleichterung.
    Der erste Schritt.
    Unendlich langsam drehte Grace den Türknauf der gegenüberliegenden Kellertür …
    Tapp. Der zweite Schritt.
    … immer weiter nach rechts, in absoluter, wunderbarer Lautlosigkeit …
    Die dritte Stufe knarrte ganz leise, und genau in diesem Moment schnappte der Riegel auf, und Grace zog die Tür langsam, ganz langsam auf – nicht zu weit, nur einen Spaltbreit, gerade breit genug, dass Sharon lautlos nach draußen schlüpfen

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