Monkeewrench 04 - Memento
widerstrebender Freiwilliger vom Dienst, dank eines anonymen Spenders, der jedes Mal ankündigte, die Einnahmen zu verdoppeln - unter der Bedingung, dass Gino teilnahm.
«Nicht, dass ich wüsste.»
Gino kniff die Augen zusammen. «Schon interessant, findest du nicht? Da haben wir vier Genies, die die raffinierteste Verbrechensbekämpfungssoftware der Welt entwickeln und sich mit verbundenen Augen in die Datenbank der NSA hacken können, und die schaffen es nicht, den Namen zu einer Bankleitzahl rauszufinden? Da ist was faul, das weißt du ganz genau. Da steckt Monkeewrench selbst dahinter. Oder besser gesagt Miss Grace MacBride höchstpersönlich.»
Ein Lächeln spielte um Magozzis Lippen, als er Grace' Namen hörte. «Warum sollte sie so was tun? Sie mag dich.»
«Hmm, lass mich mal scharf nachdenken. Vielleicht, weil ich anfangs nicht so begeistert davon war, dass ihr zwei euch an einer Beziehung versucht? Das nimmt sie mir immer noch übel.»
«Grace ist doch nicht nachtragend.»
«Stimmt. Sie rächt sich lieber.»
Gegen Mittag lagen bereits zwölf Zentimeter Schnee, die meisten Schulen karrten ihre Schüler mit Bussen nach Hause, und in den Seitenstraßen, wo die Räumfahrzeuge noch nicht gewesen waren, machten die Leute Langlauf. Am späten Nachmittag waren nicht nur die Temperaturen, sondern auch weitere zehn Zentimeter Schnee gefallen, und auf den Freeways ging gar nichts mehr: Sie waren von Pendlern verstopft, die ihre Entscheidung jetzt bitter bereuten, nicht schon früher von der Arbeit nach Hause gefahren zu sein.
Auch am Abend lud der Schneesturm noch gut zwei Zentimeter seiner weißen Fracht pro Stunde ab. Die Straßen waren ein einziges Chaos, und der Großteil der Stadt hatte sich zur Nacht zurückgezogen. Tommy musste an all die Idioten denken, die jetzt am Kamin hockten, heißen Grog nippten oder was solche Leute sonst so tranken und dabei den ersten echten Schnee der Saison verpassten, den Anblick und die Ruhe einer großen Metropole, die zum Stillstand gekommen war.
Es war fast ein bisschen unheimlich, wie menschenleer der Park war. Soweit Tommy das beurteilen konnte, waren nur drüben auf dem beleuchteten Rodelhang, auf der anderen Seite des großen Schneefeldes, noch Leute. Aus dieser Entfernung sahen sie aus wie kunterbunte Ameisen, und er hörte sie kaum. Die Langlauf-Loipen in der Stadt waren zum ersten Mal in diesem endlosen, schneefreien Winter geöffnet, doch bis auf die ganz Harten würden alle warten, bis es hell wurde und die Loipen perfekt hergerichtet waren, bevor sie sich die Bretter unterschnallten. Morgen waren die Loipen mit Sicherheit überfüllt. Doch heute Abend gehörten sie ihm.
Auch unter perfekten Bedingungen nutzten nur wenige Langläufer die höher gelegenen, waldigen Loipen im Park, erst recht nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Tommy mochte sie genau aus diesem Grund. Hier gab es keine stolpernden Kinder und keine lahmarschigen Rentner, die die schmalen Wege zwischen den hohen Bäumen verstopften, ihn aus dem Rhythmus brachten und ihn zwangen, langsamer zu werden.
Die Pistenpfleger hatten die Loipen tagsüber einmal bearbeitet, nach den ersten fünfzehn Zentimetern Schnee, doch seitdem waren noch etliche Zentimeter hinzugekommen, und Tommy liebte die Herausforderung, sich mit den langen Skiern hindurchzukämpfen und die ersten Spuren im frischen Schnee zu hinterlassen.
Der steile Hang in den Wald hinauf war allerdings ganz schön anstrengend gewesen. Er spürte schon jetzt seine Schultern und Oberschenkel, obwohl sie erst eine Stunde unterwegs waren. Durch das tägliche Training im Fitnessraum war er zwar ganz gut in Form, aber letztlich konnte einen kein Cross-Trainer auf die echte Situation vorbereiten, egal, wie hoch man den Widerstand einstellte. Keine Fitnessmaschine der Welt konnte den holprigen Weg über unebene Loipen simulieren oder die glatten Stellen, an denen es einem fast die Beine wegriss. Da kamen ganz andere Muskelgruppen zum Einsatz. Vielleicht sollte er so was mal bauen, damit konnte man bestimmt Millionär werden.
Er machte eine kurze Verschnaufpause, lockerte Beine und Hände und blieb dann einen Moment ruhig stehen, um auf das Geräusch von Tobys Skiern hinter ihm zu lauschen. Toby war irgendwo zurückgeblieben, wahrscheinlich kämpfte er sich noch den Hang in den Wald hoch. Eigentlich ein gutes Sinnbild für sein ganzes Leben. Er war schon immer ein bisschen langsamer und ein bisschen schwächer gewesen als die anderen, hatte immer
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