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Monschau und das Monschauer Land

Monschau und das Monschauer Land

Titel: Monschau und das Monschauer Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Wendt
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solche Art von Erlebnissen hat die Forstverwaltung inzwischen knallharte Zugangsbeschränkungen gesetzt. Spätestens seit 1966 der Europarat die Hochmoorlandschaft des Hohen Venns mit dem Europäischen Diplom ausgezeichnet und damit gleichsam geadelt hat, reagiert man in Namur beim zuständigen Ministerium der Wallonischen Gemeinschaft allergisch auf den Andrang der Vennwanderer. 1992 setzte man die Regelungen eines Gesetzes von 1975 in Kraft, das das Hohe Venn in vier Zonen einteilt. A- und B-Zonen darf jedermann betreten. Die A-Zone ist uninteressant, deckt sie sich doch weitgehend mit den monotonen Fichtenwäldern. Die BZone bietet mit Ausnahme des großen Wallonischen Venns und einiger kleiner, besonders geschützter Gebiete, noch reichlich Möglichkeiten, für „normale“Wanderer Hochmoorlandschaft zu erleben. Eine D-Zone wurde ausgewiesen, die nur von Forstleuten und Wissenschaftlern betreten werden darf. Hier soll das letzte Brutgebiet des Birkwildes geschützt werden. Einige der größten und typischsten Moorflächen wurden in einer C-Zone zusammengefasst. Diese liegen jedoch weit westlich von den Monschauer Venndörfern Mützenich, Konzen und Roetgen. Sie sind praktisch für jedermann gesperrt, es sei denn, er ist mit einem sachkundigen und von der Forstverwaltung autorisierten Führer, einem der offiziellen Guides Nature, unterwegs, deren Terminkalender meist dicht gefüllt sind, denn auch sie dürfen nicht bei jeder Jahreszeit ins Moor. Besondere Trockenperioden mit ihrer Brandgefahr oder Vogelbrutzeiten machen auch für sie das Hochmoor unzugänglich.

    Ährenlilie

    Salomonssiegel
    Wie wird man Guide Nature ? Anderthalb Jahre muss die Schulbank gedrückt werden, Wochenende für Wochenende, muss gepaukt werden. Die deutschsprachigen Aspiranten auf das begehrte Diplom werden von der Deutschsprachigen Gemeinschaft in einem ehemaligen Forsthaus zwischen Mützenich und Eupen, der Naturkundlichen Bildungsstätte Haus Ternell, die französischsprachigen im Centre Nature, dem Naturparkzentrum an der Botrange, ausgebildet. Der Lehrstoff ist vielseitig. Dozenten aus Belgien und Deutschland, zum Teil von der Technischen Hochschule im nahen Aachen, unterrichten im Haus Ternell bei Eupen und vermitteln Kartenkunde und Geologie, Geomorphologie und Pflanzenkunde.

    Gelber Eisenhut
    Die angehenden Guides Nature lernen, wie man Pflanzen bestimmt, wie man Pilze erkennt und was man aus Tierspuren lesen kann. Ökologie und Waldpädagogik spielen eine große Rolle in der Ausbildung. Und ehe sie zu Diplomarbeit, Klausuren und mündlicher Prüfung zugelassen werden, um dann die begehrte Lizenz zu bekommen und die Armbinde mit derSiebensternblüte tragen zu dürfen, müssen sie über Spinnen und Eidechsen ebenso Bescheid wissen wie über Vögel. Sie müssen demonstrieren können, dass das Torfmoos bis zum 30fachen seines Gewichts an Wasser speichern kann und dürfen keine Antwort schuldig bleiben auf die Frage, warum die von Abwässern unbelasteten Vennbäche dennoch manchmal schmutzige, unappetitlich aussehende Schaumkronen tragen.
    Wer macht solche Ausbildungen mit? Hausfrauen und Bankbeamte, pensionierte Revierförster ebenso wie Lehrer oder Wanderwarte von Vereinen. Und nicht nur deutschsprachige Belgier aus dem Eupener Land kommen ins Haus Ternell und lernen dort, sondern ebenso Deutsche, die den Weg über die heute nicht mehr wahrnehmbare Grenze zur Ausbildungsstätte nach Belgien finden.
    Dass Hunde, selbst an der Leine, bei einer Wanderung im Hohen Venn nichts zu suchen haben, da sie die Bodenbrüter unter den Vögeln stören, sei manchen Teilnehmern an Wanderungen nur schwer beizubringen, klagen die Guides Nature . Und immer wieder gebe es Auseinandersetzungen wegen des Rauchens. Die Gefahr für das Moor bestehe nicht darin, dass die Oberfläche mit ihrer Vegetation verbrennt. Ein durch eine achtlos weggeworfene Zigarette im trockenen Gras entfachtes Feuer kann sich tief in den Torfboden hineinfressen und dadurch außer Kontrolle geraten. Solche unterirdischen Vennbrände hat es noch im letzten Jahrhundert gegeben, sie können Jahre andauern.

    Arnika
    Wer sich eingehender über diese besondere Hochmoorlandschaft des Hohen Venns informieren will, sei auf den im Meyer & Meyer Verlag erschienenen Wanderführer Herrlich ist’s übers Moor zu gehen des Verfassers hingewiesen.

    Moortümpel auf dem Struffelt
Die Hölle im Hürgenwald
    Der große deutsche Soldatenfriedhof an der Straße, die von Vossenack ins Kalltal

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