MoR 01 - Die Macht und die Liebe
verzweifelt.
»Ich weiß! Aber wie willst du das anstellen?«
»Glaubst du nicht, ich kann Albinus doch noch auf meine Seite ziehen? Ich habe immer noch Geld flüssig, und ich kann noch mehr beschaffen! «
Energisch schüttelte Bomilkar den Kopf. »Der neue Konsul kann dich nicht leiden. Du hast versäumt, ihm zu seinem Geburtstag vor einem Monat ein Geschenk zu schicken. Massiva hat das nicht versäumt. Er hat Albinus ein Geschenk geschickt, als dieser zum Konsul gewählt wurde, und ein zweites zu seinem Geburtstag.«
»Daran sind meine verfluchten Agenten schuld!« Jugurtha knirschte mit den Zähnen. »Sie halten mich wahrscheinlich schon für den Verlierer und strengen sich nicht mehr an.« Er biß sich auf die Lippen. »Werde ich verlieren?«
Bomilkar lächelte. »Du? Niemals!«
»Ich weiß nicht... Massiva! Ich hatte ihn schon ganz vergessen. Ich dachte, er sei bei Ptolemaios Apion in Kyrene.« Jugurtha mußte sich sichtlich zusammenreißen. »Vielleicht ist das Gerücht falsch. Wer hat es dir erzählt?«
»Metellus persönlich. Er müßte es eigentlich wissen. Er hört sich überall um, weil er nächstes Jahr Konsul werden will. Er billigt den Handel nicht, auf den Albinus sich eingelassen hat, sonst hätte er mir kein Sterbenswörtchen erzählt. Du kennst doch Metellus - er gehört zu den tugendhaften Römern, Bestechung ist für ihn kein Thema.«
»Metellus kann es sich leisten, tugendhaft und anständig zu sein« sagte Jugurtha gereizt. »Seine Familie ist reich wie Krösus. Sie hat sich Spanien und Asien unter den Nagel gerissen, aber ich werde dafür sorgen, daß sie nicht auch noch Numidien bekommt! Und Spurius Postumius Albinus auch nicht.« Er starrte Bomilkar an. »Massiva ist wirklich in Rom?«
»Metellus zufolge ja.«
»Wir müssen abwarten, bis wir wissen, welcher Konsul nach Africa geht und welcher nach Makedonien.«
Bomilkar schnaubte verächtlich. »Du glaubst doch wohl nicht an die Losentscheidung?«
»Ich weiß nicht, was ich den Römern glauben soll«, antwortete der König düster. »Manchmal glaube ich, daß alles schon entschieden ist, manchmal denke ich, daß sie es mit dem Los ernst meinen und das Ergebnis wirklich dem Zufall überlassen. Ich warte ab, Bomilkar.«
Mit diesen Worten lehnte Jugurtha sich zurück und blickte wieder versonnen in den Regen.
In dem alten, weiß verputzten Bauernhaus nahe der Stadt Arpinum waren drei Kinder aufgewachsen. Gaius Marius war der Älteste, dann kam seine Schwester Maria und zuletzt ein jüngerer Bruder, Marcus Marius. Die Familie Marius gehörte dem Landadel an, und die Männer der Familie waren eingefleischte, konservative Gutsherren, dazu bestimmt, für alle Zeit in ihrem kleinen Arpinum zu herrschen. Unvorstellbar, daß einer von ihnen einmal dem Senat von Rom angehören könnte.
Es war keine Frage des Geldes, daran mangelte es nicht. Die Familie Marius war außerordentlich wohlhabend. Das fruchtbare Land um Arpinum gehörte im wesentlichen den drei Familien Marius, Gratidius und Tullius Cicero. Ehegatten suchte man nicht in Rom, sondern in Puteoli, wo die Familie Granius ansässig war, vermögende Seefahrer und Kaufleute, die ursprünglich aus Arpinum stammten.
Für Gaius Marius wurde eine Frau ausgewählt, als er noch ein kleiner Junge war. Seine Braut war noch jünger als ihr Verlobter, sie wartete deshalb geduldig im Hause Granias in Puteoli, bis sie alt genug für die Heirat war. Doch als sich Gaius Marius zum ersten Mal verliebte, galt seine Liebe keiner Frau - auch keinem Mann. Er verliebte sich in die Armee - in ihr erkannte er instinktiv die Gefährtin fürs Leben. An seinem siebzehnten Geburtstag trat er in die Armee ein. Traurig darüber, daß gerade keine großen Kriege stattfanden, diente er dennoch ohne Unterbrechung als junger Offizier, bis er im Alter von dreiundzwanzig bei der Belagerung von Numantia in Spanien dem persönlichen Stab des Scipio Aemilianus zugewiesen wurde.
In Spanien freundete sich Marius rasch mit Publius Rutilius Rufus und Prinz Jugurtha aus Numidien an. Sie waren ungefähr gleich alt, und Scipio Aemilianus schätzte sie alle drei hoch. Keiner von ihnen stammte aus der römischen Oberschicht. Jugurtha war sowieso ein Außenstehender, Publius Rutilius Rufus kam aus einer Familie, die schon seit über hundert Jahren keinen Senator oder gar Konsul mehr hervorgebracht hatte, und Gaius Marius kam aus dem Landadel.
Unter ihnen tat sich Gaius Marius besonders hervor. Er war nicht nur der geborene
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