Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
K itty sah, wie die Kugeln in Marys Bauch eindrangen und sich ein roter See auf dem geblümten Kleid ausbreitete, das sie gerade erst für ihre beste Freundin geändert hatte. Ihr erster Gedanke war, dass sie diesen Riss auf keinen Fall flicken konnte. Das Kleid war ruiniert. Gleich darauf folgte der nächste Gedanke: Jemand musste den Bastard, der Mary erschossen hat, töten.
Das hier hatte eine Konferenz sein sollen, friedliche Verhandlungen mit Vertretern eines hiesigen Mönchsordens, bei denen Waffen unnötig waren. Sie hatten eine Zahlung eintreiben sollen. Es war definitiv nicht geplant gewesen, dass sie sich mit schießwütigen Mönchen herumschlugen. Doch einige Minuten und mehrere Leichen zuvor war die Realität mit ihren Erwartungen kollidiert, als die Mönche Waffen unter ihren grauen Roben hervorgezogen hatten. Und es kam noch schlimmer. Als Kitty nach ihrem Revolver griff, hörte sie das monotone Gemurmel, mit dem mehrere Mönche zu beten begannen.
Sie ließ die Waffe wieder in das Holster gleiten. Viel lieber hätte sie geschossen, als sich mit der Alternative auseinanderzusetzen, aber Kugeln und Zauber vertrugen sich nur selten. Edgar, ihr Partner, warf Kitty ein Messer zu. Sie fing es auf, lief weiter und suchte dabei ihre Umgebung mit den Augen ab. Zwei Mönche beteten, zwei weitere hatte sich ihr Bruder Jack vorgenommen, und einen hatte sie beim ersten Schusswechsel aus den Augen verloren. Auf die Betenden konnte sie nicht schießen, und Jack wurde mit seinen Gegnern fertig. Aber der fehlende Mönch – derjenige, der Mary erschossen hatte – musste sofort sterben. Sie musste ihn aus seiner Deckung heraustreiben oder hervorlocken. Wild um sich zu schießen war albern, daher blieb sie stehen, drehte sich langsam im Kreis, hielt Ausschau nach ihrem Ziel und wartete darauf, dass er das Naheliegende tun würde.
Edgars Miene war angespannt. Er hatte es noch nie gemocht, wenn sie vorpreschte, und wenn sie ehrlich war, würde sie sich noch schlimmer anstellen, wenn die Rollen vertauscht wären. Sie wandte den Blick von ihm ab und wollte sich auf das dunkle Innere des nächstgelegenen Bauwerks zubewegen, als von dem Gebäude eine Kugel geflogen kam und ihre Schulter streifte.
»Hab ich dich«, flüsterte sie, als die zweite Kugel neben ihr in den Boden einschlug.
Nachdem der Mönch jetzt seine Stellung preisgegeben hatte, trat er aus dem Gebäude, im gleichen Moment griff sie ihn an. Der Mönch schloss die Augen und fiel in das Gebet der anderen Mönche ein, mit dem sie ihren Dämon beschworen, ihnen zu helfen. Er sprach schneller, und als Kitty ihn erreichte, spürte sie, wie sich die Luft um sie herum auflud. Es sah ganz danach aus, dass er den Dämon in sich aufnehmen würde.
Kitty stieß dem Mönch die Klinge in die Kehle und drehte sie. Während sie ihn erstach, zwang sie ihren Geist in den Körper des Mönchs und konzentrierte sich darauf, ihre Worte zu bilden. Wo das Blut des Mönchs auf ihr Gesicht und ihren Unterarm gespritzt war, brannte es.
Er öffnete die Augen. Der Farbwechsel darin zeigte Kitty, dass der Dämon schon im Begriff war, Besitz von seinem blutüberströmten Körper zu ergreifen. Er konnte seinen Zauber nicht weitersprechen, aber sie war nicht schnell genug gewesen, um den Dämon ganz zu stoppen. Das Letzte, was sie wollte, war ein Dämon, der als blutverschmierter, toter Mönch herumspazierte.
»Dann braucht es eben Magie«, sagte sie.
Der Mönch taumelte einen Schritt zurück und versuchte ihr auszuweichen. Seine Lippen bewegten sich, obwohl sie nichts hörte. Sie war sich nicht sicher, ob es ausreichte, die Beschwörungsformel nur zu flüstern, aber sie hatte nicht vor, das Risiko einzugehen.
»Sprich nicht mehr.« Sie zog das Messer aus seiner Kehle, stieß ihm die Klinge erst in das linke Auge, dann mit der gleichen Bewegung schnell in sein rechtes Auge. »Sieh nicht mehr.«
Als sie das Messer zurückzog, begann er auf den Sandboden zu sinken. Sie rief ihren Geist in den eigenen Körper zurück und sah zu, wie das Leben aus seinen Wunden rann.
Dann beugte sich Kitty über ihn und rammte ihm mit aller Kraft die Klinge in die Brust. »Lebe nicht mehr.«
Als sie dem Mönch das Messer in die Brust stieß, trat Edgar hinter sie. Sein Schatten fiel über die Leiche, und kurz war sie versucht, ihn um Hilfe zu bitten. Doch sie fragte nicht, und er verzichtete darauf, die Arme auszustrecken, um sie auf die Füße zu ziehen – wahrscheinlich, weil sie ihn beim letzten
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