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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ergänzte Gaius Marius, der selbst ein homo novus war.
    Caesar nickte gelassen. »Manchmal auch das.«
    Caesars Söhne betraten das Eßzimmer. Ihr Benehmen war von Bescheidenheit und Ehrerbietung und zugleich männlichem Selbstbewußtsein geprägt, wie es sich für junge Männer gebührte. Sextus Julius Caesar, der ältere, fünfundzwanzig Jahre alt, war großgewachsen und hatte hellbraunes Haar und graue Augen. Gaius Marius’ in der Beurteilung junger Männer erprobter Blick entdeckte einen merkwürdigen Schatten auf seinem Gesicht: Die Augen wirkten erschöpft, und die Lippen, obgleich wohlgeformt, waren fest zusammengepreßt.
    Der junge Gaius Julius Caesar, der in diesem Jahr zweiundzwanzig wurde, war kräftiger als sein Bruder und noch größer und hatte goldblondes Haar und helle blaue Augen. Außerordentlich intelligent, aber nicht genug Durchsetzungsvermögen, dachte Marius.
    Trotzdem waren die beiden gutaussehenden jungen Römer eine Augenweide, wie sie sich kein Senator schöner wünschen konnte. Die Senatoren von morgen.
    »Du kannst dich glücklich schätzen mit solchen Söhnen, Gaius Julius«, sagte Marius. Die beiden jungen Männer ließen sich auf dem Sofa zur Rechten ihres Vaters nieder. Das Sofa links von Marius würde leer bleiben, es sei denn, noch mehr Gäste kamen, oder die Frauen dieses Hauses hatten die neumodische Unart, im Liegen zu speisen.
    »Ja, ich kann mich wirklich glücklich schätzen.« Lächelnd blickte Caesar auf seine Söhne, und aus seinen Augen sprach Achtung und Liebe. Dann stützte er sich auf den Ellbogen und sah Marius mit höflichem Interesse an. »Du hast keine Söhne?«
    »Nein«, antwortete Marius ohne Bedauern.
    »Aber du bist verheiratet?«
    »Ich glaube ja!« Marius lachte. »Wir Soldaten sind doch alle gleich. Wir sind mit der Armee verheiratet.«
    »Das soll vorkommen«, sagte Caesar und wechselte das Thema.
    Sie verbrachten die Zeit bis zum Essen in gepflegter, heiterer und, wie Marius fand, sehr ausgewogener Unterhaltung. In diesem Haus hatte es niemand nötig, den anderen im Gespräch herabzusetzen. Der männliche Teil der Familie gefiel ihm, und nun war er auf die Frauen gespannt.
    Da traten sie auch schon ein, Marcia und die beiden Julias. Hinreißend! Absolut hinreißend, auch die Mutter. Die Diener stellten drei Stühle für sie in das von den Sofas gebildete Hufeisen, so daß Marcia gegenüber ihrem Mann zu sitzen kam, Julia gegenüber Gaius Marius und Julilla gegenüber ihren beiden Brüdern. Amüsiert sah Marius, wie Julilla ihren Brüdern die Zunge herausstreckte, sobald ihre Eltern nicht hersahen und sie sich der Aufmerksamkeit des Gastes sicher war.
    Das Essen war einfach, aber vorzüglich zubereitet. Der Eigengeschmack des Fleisches, der Gemüse und der Früchte wurde nicht von garum , der scharfen Fischsoße, und exotischen Gewürzmischungen aus dem Osten überdeckt. So zubereitetes Essen mochte der Soldat Marius am liebsten.
    Es gab gebratene Vögel, gestopft mit einer einfachen Füllung aus Brot, Zwiebeln und Gartenkräutern, dazu helles, knuspriges Brot, zwei Sorten Oliven, Klöße aus feinstem Dinkelweizen, Eiern und Käse, köstliche Landbratwürste mit einer Knoblauch-Honig-Soße, zwei gemischte Salate, bestehend aus Kopfsalat, Gurken, Schalotten und Sellerie mit zwei verschiedenen Essig-Öl-Soßen, und eine Gemüseplatte mit leicht gedünstetem Broccoli, kleinen Kürbissen und Blumenkohl, überbacken mit Kastanienmus. Die Mahlzeit wurde abgerundet von kleinen Obsttörtchen, in wildem Thymianhonig getränkten Sesamecken, Teigtaschen mit einer Füllung aus Rosinen, Pfefferminz und Feigensirup und zwei vorzüglichen Sorten Käse.
    »Arpinum!« rief Marius auf einmal und hielt ein Stück Käse hoch. Sein Gesicht mit den gewaltigen Augenbrauen sah auf einmal um Jahre jünger aus. »Diesen Käse kenne ich gut! Mein Vater stellt ihn her. Man nimmt dafür die Milch zweijähriger Mutterschafe, die zuvor eine Woche lang auf das spezielle Milchgras in der Flußaue getrieben wurden.«
    »Oh, wie interessant«, sagte Marcia und lächelte ihm offen zu.
    »Ich habe diesen Käse schon immer besonders gemocht, aber von jetzt an werde ich auf dem Markt besonders nach ihm Ausschau halten. Der Käse des Gaius Marius aus Arpinum - dein Vater heißt doch auch Gaius Marius?«
    Kaum war der letzte Gang abgetragen, standen die Frauen auf und verabschiedeten sich. Den Wein hatten sie nicht angerührt, aber dafür hatten sie den Speisen kräftig zugesprochen und viel

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