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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Kopf.
    »Tut mir leid, Valentin, das geht nicht. Ich danke dir für deine Hilfe.«
    »Ich würde es auch für mich behalten«, erklärte Valentin. Sie wussten alle, das würde er nicht, und Jadwiga verneinte erneut.
    »Also nicht. Schade. Was ist mit ihr, sollte sie nicht einen Namen haben?«
    Althea argwöhnte, dass er doch noch etwas in Erfahrung bringen wollte, immerhin war er gut bekannt mit dem Inhaber des hiesigen Radiosenders. Aber für eine Diskussion darüber war keine Zeit. Die Mumie hatte bereits genug Feuchtigkeit abbekommen, sie musste schleunigst an ein trockenes Plätzchen.
    Die Suche nach dem Namen der Frau würde sie ein ganzes Stück weit in die Vergangenheit führen und vielleicht sogar nahe an einen Abgrund, in den sie möglicherweise nicht schauen wollten.
    Aber wenn der Klosterwirt sofort einen Namen wollte – den konnte er haben. »Agathe wäre vielleicht passend«, schlug Althea vor.
    »Worauf führst du die Agathe zurück, Schwester Althea?«, fragte Jadwiga. Wenn das jetzt eine Unterrichtsminute sein sollte, dann wollte sie nicht mitspielen. »Sie ist kein Florian«, sagte sie nur. Der Schutzpatron mit dem Wasserkübel. Die heilige Agathe war ihr eingefallen, weil auch sie als Feuerheilige galt.
    »Wenn man mich noch brauchen sollte …«, meinte Valentin Zeiser, doch niemand reagierte, und so trat der Klosterwirt enttäuscht den Rückzug an.
    Jadwiga setzte sich an die Spitze des Leichentransports. Althea war gespannt, wo sich diese Zelle befand, und bemerkte überrascht, dass Jadwiga auf den Campanile zusteuerte, den frei stehenden Münsterturm aus dem 11.   Jahrhundert, von dem es hieß, er hätte einst als Fluchtturm gedient. Archäologische Ausgrabungen hatten einiges zutage gefördert und wie es aussah auch ein paar Geheimnisse aus alten Klostertagen.
    Über die Mauern sagte man, sie seien zwei Meter stark, doch offenbar nicht überall. In der dritten Gewölbetasche an der Wand links vom Hochaltar befand sich der Zugang. Sie standen mit der Trage vor den Bogenlaibungen, und die Priorin drehte die Figur des heiligen Benedikt auf seinem Sockel ein Stück weit nach links. Wie eine Tür bewegte sich die Wand ganz langsam zur Seite. Es sah aus, als würde ihr Ordensvater sie einladen einzutreten. Jadwiga hatte etwas offenbart.
    Zugluft schlug ihnen entgegen. Vielleicht hatte in grauer Vorzeit hier tatsächlich jemand gesessen und bereut. Die winzige Zelle war bis auf eine steinerne Bank leer, nur ein kleines Loch in der Mauer ließ den Büßer frische Luft atmen und daran denken, wie weit entfernt der Himmel war.
    Die Rolltrage passte ganz knapp durch die Öffnung.
    »Lasst uns ein Gebet sprechen«, sagte Jadwiga. Althea hätte das lieber im Warmen getan, aber sie faltete die Hände und formte vor dem Mund eine Öffnung, in die sie hineinhauchen konnte.
    Es schien ewig zu dauern.
    »Schwester Althea?« Jadwiga stupste sie an. Vor lauter In-die-Hände-Hauchen hatte sie das Ende des Gebets nicht mitbekommen. »Amen«, sagte sie.
    Sie verließen die Büßerzelle, und Jadwiga drehte den heiligen Benedikt wieder in seine ursprüngliche Position.
    Die Mumie war in Sicherheit. Aber dem Kloster drohte Ungemach, und dazu musste Althea nicht erst in Jadwigas sorgenvolles Gesicht blicken.
    Jetzt waren nicht nur ihre Füße kalt, sondern auch die Hände froren, dabei gab es noch etwas zu tun. Sie wollte den Baum verhüllen. Eine Plane musste genügen und ein Tacker, denn die kleinen Klammern konnten der Eiche nichts anhaben. Dann hieß es abwarten. Althea wusste, es gab ein Team, das sich um Fälle wie diesen kümmerte; schließlich hörte sie Radio, und der Chiemgau-Sender hatte unlängst etwas von einem Skelettfund in der Gegend berichtet. An der Aufklärung der Umstände des einhundertfünfzig Jahre zurückliegenden Todes werde noch gearbeitet. Wenn das ein alter Fall war, was war dann eine Mumie?
    * * *
    Althea war todmüde, trotzdem wollte sie noch einmal zurück in die Büßerzelle. Sie brauchte dazu eine Pinzette, denn sie wollte sich anschauen, was im Mund der Frau steckte, bevor sich am nächsten Tag jemand um die Tote kümmerte.
    Die Priorin musste den Erzbischof verständigen, worum Althea sie nicht beneidete. Und der wiederum würde Rom Bericht erstatten, was sicher genauso unangenehm war.
    Althea überlegte kurz, wer wohl die Mumie untersuchte, und sah schon den Klosterwirt vor sich, wie er sich die Hände rieb. Denn vielleicht würde was auch immer ein paar Tage dauern, und dann

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