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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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erstmals an die Tür seines Hauses geklopft und ihn zu Baketamun geführt.
    Seitdem hatte ihn Shedemde sechsmal an seinem Haus abgeholt und auf verschwiegenen Wegen durch den Palast des Hohepriesters geleitet, damit er mit Baketamun selig werden konnte. Es war die Sklavin gewesen, die im Auftrag ihrer Herrin Rechmires Namen herausgefunden hatte, seine Stellung und auch, wo er wohnte. Rechmire verachtete Sklaven aus tiefster Seele, doch ohne Shedemde hätte er nie zu seiner Geliebten gelangen können.
    Nun schlüpften sie durch eine kleine, versteckte Wandtür und Rechmire fand sich in den großen Gärten wieder, die den Palast umgaben. Sträucher von roten, gelben und weißen Rosen waren zu kunstvollen dornigen Skulpturen gebunden worden, die zwischen den beiden Reihen einer Sykomorenallee wuchsen, die vom Haus bis zur Pforte führte. Die Außenmauer war noch rund einhundert Schritt entfernt. Doch sie hatten kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt, als die Pforte, durch die Rechmire unauffällig nach draußen verschwinden sollte, von der Straßenseite her aufgeschlossen wurde. Shedemde erstarrte und wurde blass.
    »Das kann nur mein Herr sein«, flüsterte sie. »Manchmal verbringt er die Nacht im Tempel mit geheimnisvollen Riten.«
    »Die Krokodile mögen ihn fressen!«, fluchte Rechmire leise und blickte sich rasch um. Sofort erkannte er, dass sie es niemals unentdeckt zurück bis zum Palast schaffen würden. Verzweifelt sah er sich nach einem Versteck um.
    »Userhet wird sich nichts denken, wenn er mich im Garten sieht«, sagte Shedemde eilig. »Aber du musst verschwinden.« Sie deutete auf den langen, rechteckigen Teich, an dessen gemauerter und gelb verputzter Einfassung sie entlanggegangen waren. Ein Reiher mit gestutzten Flügeln stakste durch das Wasser und sah sie aufmerksam an.
    »Spring hinein und versteck deinen Kopf zwischen den Lotosblüten!«, befahl sie. »Schnell!«
    Rechmire zögerte einen Moment. Dann stieg er über die niedrige Einfassung und sank ins schwarze, kaum hüfttiefe Wasser, wobei er sich bemühte, möglichst wenig Wellen zu machen. Er schob seinen Kopf zwischen ein schwimmendes Beet großer Lotosblüten und betete stumm zu Thot, dem ibisköpfigen Gott der Schreiber, dass er ihn erretten möge.
    Der Mann, der als Erster durch die Pforte trat, hatte sich ein dunkles Tuch um Kopf und Schultern geworfen, doch Rechmire erkannte ihn trotzdem sofort: Userhet, der Hohepriester des Amun. Er war über sechzig Jahre alt, aber noch immer eine Ehrfurcht heischende Gestalt: Userhet war auffallend groß und sehr fett. Er war kahl geschoren wie alle Priester, damit nicht einmal eine Laus zwischen ihn und seinen Gott kam. Sein Kopf war rund und glänzte vor Schweiß wie mit Ochsenfett poliertes Leder. Seine schwarzen Brauen waren dick wie Hanfseile, seine große Nase wies leicht nach links, seine vollen Lippen und seine dunkle Haut erinnerten Rechmire an die bösen Gerüchte in den Armenvierteln Thebens, dass der Hohepriester nubische Ahnen habe.
    Userhet gab einen halblauten Befehl, wobei sein Rachen in dem dunklen Gesicht glänzte, als wäre er aus Feuer, denn die Ärzte hatten ihm alle seine Zähne gezogen und durch Nachbildungen aus purem Gold ersetzt.
    Hinter ihm traten vier muskulöse nubische Träger ein, die eine prachtvoll geschnitzte, goldüberzogene Sänfte vorsichtig senkrecht aufgestellt durch die enge Pforte brachten. Dann stellten sie sie auf den Gartenweg aus festgestampftem Lehm ab und einer der Träger kroch vor der Sänfte auf den Boden, sodass Userhet zum Einstieg seinen Fuß nicht ungebührlich hoch erheben musste, sondern den Nacken des Sklaven als Trittstufe benutzen konnte.
    Als die Sänfte angehoben worden war, warf der Hohepriester einen raschen Blick durch den Garten. Seine Augen waren dunkel und stechend. Generationen von Priestern und, so munkelten die Zecher in den Tavernen der Stadt, sogar der Pharao selbst fürchteten diesen durchdringenden Blick.
    Shedemde hatte sich an einem Chrysanthemenbeet zu schaffen gemacht und zupfte Blüten aus. Jeder würde denken, dass sie neuen Morgenschmuck für das Zimmer ihrer Herrin sammelte. Der Hohepriester beachtete sie nicht. Rechmire wollte seiner Tarnung aus Lotosblüten nicht länger vertrauen, als sich die Sänftenträger mit raschen Schritten in Bewegung setzten, denn ihr Weg würde sie genau an dem Teich vorbeiführen. Also holte er tief Luft und tauchte unter. In seiner Angst bildete er sich ein, über Wasser Warnrufe, Befehle,

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