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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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großer Skarabäus aus massivem Gold baumelte.
    »Dies ist etwas mehr als ein Deben Gold«, sagte er leichthin. »Und dies«, fuhr er fort und zog dabei zwei Papyrusrollen aus seinem Gewand, »ist die Wahl zwischen Theben und Piramesse. Du kannst mein Hörender Schreiber werden, der, dem ich meine geheimen Briefe diktieren werde. Ich wäre dir jedoch auch nicht böse, wenn du dich für den Hof des Pharaos entschiedest. Ich kann dich als Sesch-cheri-sdjaut empfehlen, als Schreiber von Versiegeltem. Auch dies ist ein machtvoller Posten, wo du allerhöchstes Vertrauen genießt. Wähle.«
    Rechmire schwindelte über dieses unverhoffte Glück. Doch dann hatte er Bilder von Baketamun in seinem Kopf, von Chaemepes wahnsinnigem Ehrgeiz und den versteckten Blicken, die ihm die anderen Schreiber zugeworfen hatten. Und er dachte an Set-Maat, an Kaaper, Nachtmin – und vor allem an Hunero, die nur am Ort der Wahrheit glücklich sein konnte. Und da fiel ihm die Wahl nicht mehr schwer.
    »Ich möchte«, antwortete er leise, aber bestimmt, »Schreiber am Ort der Wahrheit werden, Herr.«
    Mentuhotep blickte ihn für einen Augenblick verblüfft an, dann lachte er laut. »Eine gute Wahl, Rechmire, wenn sie auch nicht gerade typisch ist für Männer deines Schlages. Hier fehlen gleich zwei Schreiber. Ich werde mich nach einem guten Zweiten Schreiber umsehen – einen neuen Ersten Schreiber habe ich soeben gefunden.«
    Er klatschte in die Hände und ein Schreiber eilte eilfertig herbei, einer von denen, die mit Rechmire gearbeitet hatten. Jetzt wagte er es nicht einmal, ihm einen Blick zuzuwerfen. Er hockte sich mit gekreuzten Beinen in den Staub, entrollte einen Papyrus, opferte dem Thot den ersten Tintentropfen und war bereit.
    »Auf Befehl des Sohns der Sonne«, diktierte Mentuhotep mit sonorer Stimme, »des Herrn der Beiden Länder, des Geliebten des Amun, des Baenre Meriamun Merenptah, möge er ewig leben, gebe ich, Mentuhotep, Prophet der Maat und Tschati von Theben, die Stellung des Ersten Schreibers am Ort der Wahrheit an Rechmire, Sohn des Raia. Mögest du die Maat achten, deine Pflichten erfüllen und für deine Herren noch viele Häuser der Ewigkeit errichten.«

NACHWORT
    Historische Romane sind literarische Zwitter, da sie Gestalten und Ereignisse der Geschichte mit frei erfundenen Personen und Handlungen vermischen. Je ferner (zeitlich und räumlich) uns eine Epoche ist, desto schwieriger wird es dann oft, die Fakten von der Fiktion zu unterscheiden. Deshalb möchte ich für den interessierten Leser das eine oder andere klarstellen.
    Die Regierungsdaten der hier genannten Pharaonen sind heute nicht immer mehr ganz genau zu bestimmen. Eine in der Forschung allgemein akzeptierte Chronologie der in diesem Roman erwähnten ägyptischen Herrscher nennt folgende Jahre (alle v. Chr.):
Echnaton (Amenophis IV.)
1351–1334
Semenchkare
1337–1333
(erste Jahre Mitregent)
Tutanchamun
1333–1323
Eje
1323–1319
Haremhab
1319–1292
Ramses I.
1292–1290
Sethos I.
1290–1279/78
Ramses II.
1279–1213
Merenptah
1213–1203
    Das 6. Jahr des Merenptah entspräche also 1207 v. Chr.
    Zu dieser Zeit hat es tatsächlich im Dorf der Arbeiter vom Tal der Könige einen ungefähr fünfundfünfzig Jahre alten Ersten Schreiber namens Kenherchepeschef gegeben. Einige Papyri mit seiner (in der Tat schauderhaften) Handschrift sind erhalten geblieben – unter anderem auch ein magischer Spruch zur Abwehr des Dämons Sehakek. Auch der in den Felsen gemeißelte Sitz mit seiner Besitzer-Inschrift kann heute noch besichtigt werden. Kenherchepeschef hat spät in seinem Leben eine mehrere Jahrzehnte jüngere Frau geheiratet, aber keine Kinder gehabt. Er war in mindestens zwei Korruptionsprozesse verwickelt und erhielt von einem Arbeiter namens Parahotep tatsächlich einen Beschwerde-, wenn auch keinen Drohbrief. So weit die Fakten.
    Doch Kenherchepeschef ist nicht ermordet worden, sondern starb um 1194, also im Alter von etwa siebzig Jahren – und nichts deutet darauf hin, dass es ein unnatürlicher Tod gewesen sein könnte. Alle anderen handelnden Personen – von Rechmire über Hunero bis hin zu Mentuhotep und Userhet – sind frei erfunden. Es gibt kein Indiz dafür, dass jemals irgendein Hohepriester des Amun ein Anhänger des Aton gewesen war.
    Merenptahs Grab hat die Nummer KV 8 im Tal der Könige. Bei der Beschreibung von Ausschmückung und Ausstattung habe ich mich weitgehend an das gehalten, was Archäologen dort auch tatsächlich freigelegt

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