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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Köstlichkeiten anschleppten, die auf goldenen Platten zu fast mannsgroßen pyramidenförmigen Haufen aufgeschichtet waren, während in einer Ecke nackte Musikerinnen hockten und auf Harfe, Laute und Flöte die Herrschaften unterhielten.
    Doch die meisten Fresken waren weniger profanen Szenen vorbehalten: Userhet, seine Haupt- und seine beiden Nebenfrauen sowie seine drei Söhne und acht Töchter, die dem widderköpfigen Amun Wein und Honigkuchen, Weihrauch und Lilienöl darbrachten; Userhet allein vor seinem Gott; Userhet, dem der Pharao zur Belohnung für seine Treue einen goldenen Halskragen schenkte; Userhet, der dem Pharao beim Opfer für Amun assistierte.
    Rechmire sah sich immer wieder erstaunt um, ohne dabei allerdings seinen Schritt zu verlangsamen. Seit allen Zeiten war es so gewesen, dass die Götter größer dargestellt wurden als die Menschen, nur der Pharao kam ihnen gleich; und je niedriger der Rang eines Menschen war, desto kleiner sein Bild. Sklaven oder Kriegsgefangene, wenn sie überhaupt für Wert befunden wurden, auf Fresken oder Reliefs verewigt zu werden, waren nichts als hässliche Zwerge unter den Füßen ihrer Herren. Userhet hatte bei der Darstellung seiner Familie peinlich genau auf diesen Kanon geachtet: Er war einen Kopf größer als seine Hauptfrau, die wiederum einen halben Kopf größer als die Nebenfrauen; die Söhne erreichten die Höhe der Haupt-, die Töchter die der Nebenfrauen.
    Doch die Szenen, die den Hohepriester vor Amun und dem Pharao zeigten, waren provozierend anders: Userhet war so groß wie sein Gott und sein Herrscher, stets sah es so aus, als ständen sich dort Gleichgestellte gegenüber. Rechmire war sich zwar sicher, dass, sollte jemals jemand diese Fresken ausmessen wollen, sich doch herausstellte, dass die Gottes- und Pharaonenbilder einen halben Finger breit größer waren, damit niemand je auf den absurden Gedanken käme, den Hohepriester wegen Blasphemie und Pharaonenbeleidigung anzuzeigen. Doch der Eindruck blieb, dass sich hier ein sehr mächtiger Mann hatte verherrlichen lassen, der sich dem Pharao, gar den Göttern gleich wähnte.
    Rechmire wusste, dass sich Baketamuns Gemächer im Frauenhaus des Palastes befanden. Shedemde würde ihn zu den Räumen der Sklaven bringen, von dort aus sollte er durch eine kleine Nebenpforte der mächtigen, den Palast umschließenden Mauer auf eine ruhige Straße Thebens treten. Doch die Sklavin konnte ihn nicht auf den direkten Weg hinausführen, weil sie alle Plätze umgehen musste, an denen schon gearbeitet wurde. Sie konnten manchmal am Ende eines Flures Stimmen hören oder das dumpfe Schlagen zweier Bronzeschüsseln aus einem Nebenraum; einmal glaubte Rechmire gar, das typische Knirschen der gerundeten Steine zu vernehmen, zwischen denen der Emmerweizen zu Mehl zerrieben wurde.
    Sie sahen allerdings glücklicherweise niemanden. Sie eilten durch riesige Hallen, die, weil sie gespenstisch leer zu sein schienen, trotz ihrer prachtvollen Ausschmückung etwas Bedrückendes hatten. Rechmire wusste jedoch, wie sich dieser Eindruck änderte, wenn eine festliche Gesellschaft hier ein Gelage genoss.
    Vor einem Vierteljahr hatte Rechmire zu den wenigen Schreibern gehört, die den Tschati Mentuhotep und dessen Familie zu einem großen Essen begleiten durften, das Userhet in seinem Palast gegeben hatte. Es waren noch andere Wohlhabende aus Theben, hohe Beamte und die Hohepriester anderer Tempel geladen gewesen und Rechmire hatte sich geehrt, aber auch beunruhigt umgesehen, denn er hatte nicht gewusst, warum sein Herr einige seiner Schreiber zu einem solchen Gelage mitgenommen hatte.
    Der Festsaal hatte betäubend nach Blumen geduftet: Große Gebinde, aufgesteckt auf übermannshohe Papyrushalme, hatten die Türen flankiert, überall waren Schalen mit offenen Blüten und Bündel aus Rosmarin und Majoran zu sehen gewesen. Sklaven hatten jedem Gast eine Girlande um den Hals gelegt, die Frauen hatten sich zudem Blüten in ihre Perücken gesteckt.
    Sie hatten sich, Männer und Frauen auf gegenüberliegenden Seiten des Raumes, wie es Brauch war, auf Matten aus feinem Leinen niedergelassen. Sklaven hatten Alabasterschalen mit Wasser gebracht und ihnen die Hände gewaschen, dann hatten sie auf großen goldenen und silbernen Platten das Essen hineingetragen. Rechmire erinnerte sich an endlose Prozessionen von Honigkuchen und gesüßten Feigen, von allen Arten Nilfischen, von Lauch und Zwiebeln, von Ochsenbraten, Entenbrust, von Gänsen und

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