Mord in der Vogelkoje
hoffe, der amerikanische Konsul wird nicht tätig werden, wenn er sich vergegenwärtigt, dass Christensen aus einer Föhrer Familie stammt.«
»Erst recht nicht, wenn er erfährt, dass Hanks Leben drüben in Gefahr wäre. Und sollten wir nicht den Besitzer der Blauen Maus wegen Betrugs endlich verhaften?«, rief Asmus hinter seinem Vorgesetzten her, der sich anschickte, den Raum zu verlassen.
Als Sinkwitz die Tür nachdrücklich hinter sich zugemacht hatte, beugte sich Matthiesen zu Asmus hinüber. »Das mit den Fangzahlen war aber deutlich«, flüsterte er. »Sinkwitz hat verstanden.«
»Ich vermute, dass er uns jetzt endgültig keine Steine mehr in den Weg legt.« Asmus grinste zufrieden.
Schließlich hatten Asmus und Matthiesen alle Vorkommnisse und Begründungen für die Verhaftung zu Papier gebracht, einschließlich der Erklärung des Hamburger Polizeilabors, dass die eingesandte Munition zu der Art Gewehr passte, die bei Hank gefunden worden war. Eine genauere Untersuchung würde dies noch belegen.
Am nächsten Morgen sollte Hank Christensen unter Bewachung durch Matthiesen und Jep zum Untersuchungsrichter nach Husum verfrachtet werden, man würde dort Anklage gegen ihn erheben.
Sie waren noch mit dem Ordnen der fertigen Unterlagen befasst, als Ose in die Wache stürmte und eine Weile in Asmus’ Ohr flüsterte.
Verwundert starrten Matthiesen und Jep ihr nach, als sie beschwingt wieder davonschwebte. »Was passiert?«, fragte Lorns behutsam.
Asmus schüttelte den Kopf.
Am späten Abend traten Ose und Asmus Hand in Hand in die Dörns, wo Borg und Blaicke in aller Ruhe ihren Feierabendbeschäftigungen nachgingen. Borg las in einer Fachzeitschrift und rauchte dabei, während Blaicke an einem Tischtuch stickte.
»Liebe Schwiegereltern«, begann Asmus feierlich, »wir sollten jetzt doch einen früheren Hochzeitstermin festlegen. Und die Wiege streichen. In ein paar Monaten ist es so weit.«
Blaicke sprang auf und küsste beide herzhaft. »Schluss mit Tischdecken!«, rief sie frohlockend! »Ab sofort häkele ich Kindermützchen und Schühchen!«
Borg schüttelte ihnen gerührt die Hand.
K LEINES W ORTVERZEICHNIS
Aufpallen: Aufsetzen eines Bootes auf Stützböcke
Back: Tisch im Boot
Baumkurre: Netz zum Krabbenfang
Biikebrennen: 21. Februar, Petritag, traditionelles Feuer zur Verabschiedung der abfahrenden Walfänger
Bilegger: eiserner Hinterladerofen, von der Küche aus beheizt
Bördeln: Aufbiegen des Konservendosenrandes
Botulinumtoxin: Neurotoxin des Bakteriums Clostridium botulinum
Brandgansröhre: unterirdischer Gang zum Gelege der Gans, entweder Kaninchenbau oder von Menschen angelegt
Chatoll: nordfriesische Bezeichnung für Sekretär
Cosa nostra: Verbrecherorganisation, Zweig der Mafia
Conservensalz: aus Natrium, Kochsalz und Salpeter der Fa. Keppler und Müller (um 1894)
Deckstuhl: kurze Trittleiter mit Haken für Reetdächer
Ditten: getrockneter Kuhdung als Heizmaterial
Dörns, Döns: beheizbare Wohnstube des Friesenhauses
Entenkoje: Fanganlage für Wildenten
Fething: Wasserreservoir in einer Warft/Warf
Fieren: auslassen
Flüsterkneipe: Lokalität für illegalen Alkoholverkauf
Geel: gelb
Gliep: Netz mit Stiel zum Schieben über den Meeresboden
Handig: norddeutsch für komfortabel
Hauptinteressent: größter Geldgeber
Helling: Platz in der Werft, auf dem ein Schiff gebaut wird
Klopfbrett: Gerät zum Festklopfen der Reethalme
Kosher nostra: organisiertes Verbrechen im jüdisch-amerikanischen Umfeld; sprachlich Anlehnung an Cosa nostra
Kojenmann: Betreuer der Entenkoje und Entenfänger
Kojenteich: Gewässer in der Mitte der Kojenanlage
Koymann: wie Kojenmann
Lockente: lebende Ente oder hölzerne Attrappe zum Anlocken der einfliegenden Entenscharen
Pallhölzer: Stützböcke zum Aufbocken eines Bootes
Papiermark: Zahlungsmittel der Inflation 1919–1923
Partenreeder: Gesellschaft mit gemeinschaftlichem Besitz eines Schiffes
Pfeife: mit Netz abgedeckter Graben, der in einer Reuse endete
Porren: Krabben, Garnelen
Postcolli: Gewicht eines Paketes knapp unter der nächsthöheren Gewichtsklasse
Reetschneider: Gerät zum Bündeln von Reet und Begradigen der Halme
Rehmbalken: Teil der Dachkonstruktion eines Hauses
Rentenmark: Übergangswährung zwischen Papiermark und Reichsmark (ab August 1924)
Ringeln: Brechen der Halswirbelsäule der Enten
Sood: Zisterne für Regenwasser
Speakeasy: Flüsterkneipe (s. o.)
Tammkuhle: Aufenthaltsort und Fütterplatz der
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