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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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ausschließen.«
    »Ach, so ist das.« Jensen verlor auf der Stelle seine spürbare Zurückhaltung und ließ endlich den Spaten in Ruhe, mit dem er ziellos in der Erde herumgekratzt hatte. »Seine Frau erzählte mir vor längerer Zeit, dass Nickels zu einer berühmten Klinik in Hamburg gereist sei wegen seiner schlechten Augen. Vor allem die Dämmerung machte ihm zu schaffen.«
    »Dann ist er aus dem Schneider! Danke, Herr Jensen«, sagte Asmus und erhob sich von der Sitzbank. »Dann müssen wir uns zum nächsten Verdächtigen beeilen.«

    »Wen meinst du denn?«, rief Matthiesen, als Asmus, so schnell der Motor es hergab, davonbrauste.
    Tiglat-Pileser würde wegen des Lärms empört sein.
    »Hank! Der hat zwei Tage unsere Wachsamkeit eingelullt, indem er brav im Hotel blieb. Diese Zeit hat er ausgenutzt, um wegen der beiden Besucher der Koje hektisch mit seinen Kontaktleuten in den Staaten zu telegrafieren. Vermutlich hat er den Boden bereitet, um gefahrlos zurückkehren zu können. Hierbleiben kann er nicht, da wir ihm bereits zu sehr aufs Fell gerückt sind. Er muss abreisen.«
    »Was für Sitten plötzlich auf unserer beschaulichen Insel!«, schrie Matthiesen Asmus ins Ohr.
    »Das kannst du laut sagen«, brüllte Asmus. »Die Zusage, dass er nächste Woche zum Verhör kommt, diente nur dem Zweck, unsere Wachsamkeit einzuschläfern. Ich würde mich nicht wundern, wenn er heute oder morgen Abend an Bord des Dampfers ginge, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Ist er erst einmal in Hamburg angekommen, kriegen wir ihn nicht mehr. Der kann ja auch in Frankreich oder Holland auf einem Überseedampfer einklarieren.«
    »Glaubst du denn, dass er seine Fabrik aufgibt?«
    Asmus ließ das Motorrad im Grasstreifen auslaufen und stellte den Motor ab. »Es ist mir zu anstrengend, so rumzubrüllen«, gab er als Erklärung ab. »Die eine Minute Zeit haben wir. Die Dosenenten sollten vermutlich niemals die Haupteinnahmequelle sein, sondern der Alkoholschmuggel. Dieser Plan ist aufgeflogen. Übrigens nicht nur durch uns, glaube ich. Seltsamerweise war nämlich der Petroleumkocher in Dres’ Hütte genauso mit Benzin präpariert wie der in der Entenkoje. Er sollte sterben. Vielleicht hat er beim Einlegen der Entenschlegel in die Dosen mitbekommen, dass es in Wirklichkeit um Alkoholschmuggel ging, und wollte für sein Schweigen eine bessere Bezahlung herausschlagen. AlsTäter tippe ich auf Hank. Ein Jäger ist gewohnt, mit solchen Kochern zu hantieren.«
    »Denkst du wirklich an Erpressung ?«, fragte Matthiesen.
    »Zuzutrauen wäre es Dres, bei allem, was er auf dem Kerbholz hat. Dass Hank ihn durch Erschießen loswerden konnte, ergab sich wohl eher zufällig.«
    »Was wird Hank jetzt machen?«
    »Er wird das Grundstück und die Gebäude durch einen Mittelsmann verkaufen lassen. Hier wird er sich nicht mehr zeigen, und in Amerika wird er nicht verhaftet werden, weil er sich ja nichts hat zuschulden kommen lassen.«
    »Da kommt er aber leicht davon. Ob er’s nun selber war oder nicht: Er hinterlässt drei Tote.«
    »Stimmt. Aber vielleicht kriegen wir ihn ja noch zu fassen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir jetzt gleich nach Hörnum fahren sollten, um auf jeden Fall vor Hank dort zu sein, falls er vorhat, heute zu fliehen.«

    Der Dampfer lag bereits längsseits am Kai. Asmus hielt oberhalb des Hafens an unauffälliger Stelle an, um sich eine Übersicht zu verschaffen. Passagiere gingen noch nicht an Bord, aber einige für das Bordrestaurant vorgesehenen Lebensmittelpakete wurden geladen, wahrscheinlich hauptsächlich Austern.
    Asmus stellte das Motorrad hinter dem Häuschen ab, in dem die Fahrkarten verkauft wurden, was ihm ein besonders unauffälliger Ort dünkte. Glücklicherweise waren sie beide in Zivil, so dass sie sich wie alle neugierigen Inselgäste frei umtun konnten.
    Die ersten Reisenden trudelten in Mietkutschen ein und wurden von Gepäckdienern in Empfang genommen, die sich bereits eingefunden hatten. Fahrgäste der Inselbahnwaren später zu erwarten, und sie würden ihr Gepäck zumeist selbst an Bord schaffen.
    Asmus und Matthiesen spazierten an der Mole entlang, stellten sich an die brusthohe Mauer, die das Hafenbecken vor Wellenschlag schützen sollte, und blickten über das Meer wie alle Gäste, die Zeit haben und müßig auf das Ablegen des Schiffes oder auf das Abendessen im Logierhaus warten. Dann drehte Asmus sich um, lehnte sich mit dem Rücken an die Molenmauer und ließ seinen Blick scheinbar

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