Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Fleissners Tochter ausgab, hat den Wagen für 180.000 Schilling an einen Autohändler in Niederösterreich verkauft. Die Beschreibung der Frau passt auf Gerda Pospischil, der Autohändler und seine Mitarbeiter erkennen sie bei einer Gegenüberstellung wieder.
Ein Mordkomplott aus Geldgier demnach, davon sind die Ermittler überzeugt. Pospischil hat sich, so der Verdacht, beim vermögenden Gernot Fleissner eingeschmeichelt, ihn systematisch ausgeplündert und ihn – möglicherweise mit Hilfe ihres Ehemannes – getötet. Doch wo ist die Leiche? Noch immer fehlt der entscheidende Beweis.
Die Kriminalisten laden den Ehemann vor, der aber offensichtlich ahnungslos und unschuldig ist. Pospischil selbst leugnet unter Tränen jeden Zusammenhang mit dem Verschwinden Fleissners. Die Staatsanwaltschaft lehnt den Antrag auf Festnahme der Verdächtigen ab, die stattdessen genehmigte Hausdurchsuchung verläuft ergebnislos. Damit sind die Beamten des Bezirkskommissariats mit ihrem Latein am Ende. Zwei Monate sind seit der Anzeige in Salzburg vergangen, man kann sich nur noch an die Presse wenden, die Bevölkerung um Hinweise bitten und den Fall ans Sicherheitsbüro abtreten.
Verräterisches Grün
Die übergeordnete Behörde übernimmt unverzüglich und observiert Gerda Pospischil. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Verdächtige eine pathologische Spielerin ist. Sie verbringt täglich mehrere Stunden in Spielhallen, verliert dabei größere Geldbeträge an Automaten und hat damit ein zwingendes Motiv, sich an Fleissner zu bereichern und ihn – als er ihr auf die Schliche kommt – zu ermorden. Ohne Leiche als Beweis jedoch droht die Angelegenheit endgültig im Sand zu verlaufen.
Genau in diesem Augenblick macht Pospischil den ausschlaggebenden Fehler: Sie kauft Rasenziegel. Was daran falsch sein soll, würde ein kriminalistisch Unbewanderter sich fragen, schließlich ist es inzwischen Mitte Mai, das perfekte Timing für Gartenverschönerung also. Mordermittler aber ticken anders. Sie kombinieren „Fertigrasen“ mit „gesuchte Leiche“ und erhalten „Verbergen einer Grabesstelle“ als Lösung. Sie observieren ihre Verdächtige weiter und fragen Pospischil, wofür sie den Rasen braucht. Zur Sanierung ihrer Parzelle auf einem burgenländischen Campingplatz, lautet die Antwort. Eine Nachschau vor Ort entlarvt die Behauptung als Ablenkungsmanöver. Die Ermittler holen Pospischil aus ihrer Wohnung ab und fahren mit ihr ins Weinviertel, wo ihre Tochter ein altes Bauernhaus geerbt hat. Tatsächlich sticht dort im Hinterhof aus Abfall und Gerümpel frisches, sattes Grün hervor.
Die Beamten reden Gerda Pospischil zu, weisen sie nachdrücklich auf den Milderungsgrund eines freimütigen Geständnisses hin. Vergeblich. Sie schaut zu, wie der angeforderte Leichenspürhund aufgeregt schnuppernd durch den Hof läuft, die Polizisten eine Bodenproben nehmen und der Hund anschlägt. Man beginnt zu graben, bringt Pospischil ins Haus, befragt sie weiter. Alle Ermunterungen, die Tat zu gestehen – umsonst.
Die unterdessen eingetroffene Gerichtsmedizinerin Dr. Andrea Berzlanovich – übrigens bisher die einzige Frau ihres Faches, die sich in Wien habilitieren konnte – weist die Bestatter beim Abtragen der obersten Erdschicht an. Die beiden kräftigen Männer haben große Mühe, sich durch den mit Ziegeln und Betonbrocken durchsetzten Boden zu arbeiten. Als Erstes kommt ein Unterarm des Toten zum Vorschein. Ab nun geht es noch langsamer voran, behutsam bürstet man Schutt und Erdreich mit den Händen weg, um keine Indizien zu zerstören.
Nach der Bergung der Leiche konstatiert Dr. Berzlanovich starke Fäulnis sowie Benzingeruch und Brandspuren an den Bekleidungsresten. Die Obduktion erfolgt noch am selben Tag am Wiener Departement für Gerichtliche Medizin. Die Identität des Toten steht so gut wie fest: Die Körpermerkmale des Toten stimmen mit der Beschreibung des Vermissten genauso überein wie die Organveränderungen zur Krankengeschichte Gernot Fleissners passen.
Erst jetzt legt Gerda Pospischil unter großen psychischen Qualen im Wiener Sicherheitsbüro ein Geständnis ab. Sie hat Gernot Fleissner unter dem Vorwand, architektonische Ratschläge für den Umbau des Hauses ihrer Tochter zu benötigen, ins Weinviertel gelockt. Unterwegs kauft sie ihm eine Flasche Whisky, die er nach und nach austrinkt. Im Haus sei es dann zu einem sexuellen Übergriff und einem Handgemenge gekommen. Dabei habe sie nach der Whiskyflasche
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