Mord ist schlecht fürs Geschäft
Lance – wusste es nicht anders.« Er hielt inne. Sie spürte, wie sein Körper erstarrte, und ihr war klar, was nun kommen würde. »Bis jetzt.«
»Aber Sie haben Lady Pamela getötet. Die wollte Sie doch beschützen?«
»Und sicher sein, dass sie das Geld ihres Mannes bekommt. |306| Deswegen hat sie ja Trevor angeschwärzt und nicht ihn. Scheißschlampe! Verlogenes Miststück!«
Doherty reckte sich, versuchte, den Eisenträger zu packen, ohne gesehen zu werden.
Honey leckte sich den Schweiß von den Lippen und spannte alle Muskeln an. Doherty war beinahe so weit. Seine Fingerspitzen berührten das raue Metall. Jetzt hatte er es fest im Griff. Es war nicht leicht, aber er versuchte, seinen Atem zu kontrollieren. Da half Zählen, nicht nur, weil er sich dann auf lange, flache Atemzüge konzentrieren konnte, die man nicht hören würde, sondern auch weil er den Eisenträger dabei so weit wie möglich zu sich hin zog, ehe er ihn losließ. Er schloss die Augen. Gab es noch eine andere Möglichkeit? Nein. Jetzt oder nie!
Mit übermenschlicher Anstrengung zerrte er den Träger so weit zurück, wie es ging, und ließ ihn dann los.
Das Pendel schwang. Genau zu dem Zeitpunkt, als es am weitesten entfernt war, machte Honey aus der Taille heraus eine ruckartige Bewegung. Conway verlor ein wenig das Gleichgewicht. Um sie wieder fest in den Griff zu bekommen, musste er sich zu Doherty umwenden.
Das Eisen schwang zurück und traf ihn mit voller Wucht.
Honey wurde zur Seite geschleudert, als der Eisenträger Conway krachend zum Wasser katapultierte. Sie lag atemlos da, atmete Staub und Dreck ein, spürte einen Schmerz an der Wange.
Doherty kam zu ihr gerannt.
»Es geht mir gut«, sagte sie immer wieder mit krächzender Stimme, die überhaupt nicht wie ihre eigene klang. »Es geht mir gut.«
»Es geht ihr gut«, rief Doherty den anderen Gestalten zu, die sich durch die Dämmerung bewegten.
»Ist er tot?« Ihre Stimme klang noch immer nicht wieder normal.
Doherty schaute auf die dunkle Masse, die reglos am Boden lag. »Wenn ihm der halbe Kopf fehlt? Ich denke schon.«
|307| Honey lehnte sein Angebot ab, ihr auf die Füße zu helfen. »Es geht mir gut.« Sie schaute an ihrem Lieblingskostüm herunter und stöhnte. »Warum habe ich nur was Weißes angezogen?«
»Weil Sie stur sind und sich nichts sagen lassen!«
»Zum Glück für Sie! Wenn es noch die Todesstrafe gäbe, hätten Sie Bob the Job längst aufgeknüpft.«
Er runzelte die Stirn. »Wen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ach, egal.«
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|308| Kapitel 37
Der Typ mit dem schiefsitzenden Toupet und der Nelke im Knopfloch stand am hinteren Ende des Tresens und lächelte zu ihr herüber. Einen Sekundenbruchteil lang zeigten seine glänzenden Schuhspitzen in ihre Richtung. Das änderte sich schlagartig, als John Rees auftauchte.
»Hattest du einen guten Tag?«, erkundigte er sich, sobald die Drinks auf dem Tresen vor ihnen standen.
Sie nickte. »Es ging so. Meine Tochter hat mir nicht gebeichtet, dass sie schwanger ist, der Chefkoch hat keinem Kunden ein Ohr abgeschnitten, und niemand hat mit einem doppelten Sambuca die Vorhänge in Brand gesetzt.«
Er schaute sie freundlich an. Freundlich sein und gut aussehen, das waren ganz entschieden Johns Stärken. Er war genau der Typ, den sie jetzt brauchte, dachte sie. Nicht zu sehr Macho, nicht zu sehr Weiberheld. »Es scheint dir gut zu gehen – du wirkst so, na ja, entspannt.«
Sie leckte sich ein Tröpfchen Wein von der Unterlippe. Verschwendung konnte sie nicht ausstehen.
»Das bin ich auch. Heute kommt mal meine entspannte Persönlichkeit zum Einsatz.«
»Hast du denn viele verschiedene?«
Sie zählte sie an den Fingern ab. »Also, manchmal gebe ich die Seelentrösterin – die Leute erzählen mir an der Bar alle möglichen intimen Einzelheiten aus ihrem Leben. Dann hätte ich noch die Nummer »Der-Kunde-ist-König« zu bieten. Die habe ich für die Großmäuler reserviert, die mir mit Verbraucherschutz kommen, wenn eine winzige Blattlaus in ihrem Salat landet. Und dann ist da noch …«
»Wow! Und was ist mit der Amateurdetektivin?«
|309| Der erleichterte Seufzer kam aus ihrem tiefsten Inneren. »Bei diesem Fall ging es um Bruderliebe und Familienstreit.« Sie hob ihr Glas. »Und das ist jetzt alles vorbei.«
»Wie willst du das feiern?«
»Also am liebsten, indem ich etwas wirklich Altes, Altmodisches aus Seide ersteigere. Jolly’s hatten gestern eine Kleiderauktion, aber das habe ich nicht
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