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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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streckte die Schwertspitze aus, um Morgaine an der Hand zu berühren.
    Sie öffnete die Augen und war sofort hellwach; sie begegnete seinem Blick, den er in die Richtung des leisen Geräuschs wandern ließ, das er mehr gespürt als gehört hatte. Die Pferde zeigten sich noch immer beunruhigt.
    Sie raffte sich auf, lautlos wie er, und stand schließlich als dunkle Gestalt im schwachen Schein der Glut, und das weiße Haar machte sie auf gefährliche Weise zur Zielscheibe. Ihre Hand war nicht leer. Die kleine schwarze Waffe, die den Hirsch getötet hatte, zeigte in die Richtung des Lautes, doch sie war kein Schutzschild. Morgaine nahm
Wechselbalg
zur Hand, das sie besser beschützen konnte, und er umfaßte sein Schwert und glitt in die Dunkelheit; Morgaine bewegte sich, doch in eine andere Richtung, und verschwand.
    Unterholz raschelte. Die Pferde zerrten erregt an den Zügeln und wieherten besorgt. Vanye schob sich durch eine Gruppe junger Bäume, und plötzlich – bewegte sich etwas, das er für einen Busch gehalten hatte; eine schwarze Spinnengestalt, die doppelt erschreckend auf ihn wirkte, weil sie so abrupt zum Leben erwachte. Er versuchte der Erscheinung zu folgen und ging weiter, behutsam, weil er wußte, daß Morgaine auf dasselbe Ziel Jagd machte.
    Ein zweiter Schatten: Morgaine. Er stand still bei dem Gedanken, daß ihre Waffe ja auf Distanz wirken konnte und mit tödlicher Genauigkeit traf; doch sie gehörte nicht zu den Jägerinnen, die blindlings oder voller Panik um sich schossen. Sie kamen zusammen und verweilten einen Augenblick lang geduckt. Kein Laut tönte mehr durch die Nacht; nur das unruhige Stampfen der Pferde war noch zu hören.
    Kein Ungeheuer; er gab ihr mit ausgestreckter Hand zu verstehen, daß das Wesen aufrecht gegangen war, und berührte sie am Arm, zum Zeichen, daß sie zum Feuer zurückkehren sollten. Sie zogen sich schnellen Schrittes zurück, und er löschte das Feuer, während sie alle Habseligkeiten zusammensuchte. Die Furcht verbreitete einen salzigen Geschmack in seinem Mund, schwebten sie doch in der Gefahr, überfallen zu werden. Decken wurden eingerollt, die Pferde gesattelt, das Lager wurde mit lautlosen, verstohlenen Bewegungen aufgehoben. Nach kurzer Zeit saßen sie im Sattel und ritten durch die Dunkelheit, einen anderen Weg einschlagend; es hatte keinen Sinn, einem Spion durch die mondlose Dunkelheit zu folgen, nur um festzustellen, daß er dort Freunde hatte.
    Die Erinnerung an die seltsame Gestalt ließ Vanye aber nicht los, die absonderliche Bewegung, die sein Auge getäuscht und dann aufgehört hatte. »Das Wesen hatte einen seltsamen Schritt«, sagte er, als sie jenen Ort so weit hinter sich gelassen hatten, daß sie wieder sprechen konnten. »Als hätte es zu viele Gelenke.«
    Was Morgaine davon hielt, vermochte er nicht auszumachen. »An den Orten, die das Ziel der Tore sind, gibt es oft mehr als ungewöhnliche Lebewesen«, sagte sie.
    In dieser Nacht machten sie keine weiteren Beobachtungen. Als der Tag begann, hatten sie eine weitere Strecke zurückgelegt und folgten einem Bach, der ein anderer war als der Wasserlauf des letzten Abends, vielleicht aber auch nicht. Er verlief in sanften Windungen, so daß die Äste abwechselnd in dieser und in der anderen Richtung Schutz boten, ein grüner Vorhang, der sich im Weiterreiten ständig öffnete und wieder schloß.
    Viel später erreichten sie eine Weide, um deren Stamm eine weiße Schnur gebunden war, einen alten, sterbenden Baum, vom Blitz zerschmettert.
    Angesichts des Zeugnisses menschlicher Einwirkung in dieser Gegend verhielt Vanye sein Tier, doch Morgaine spornte Siptah mit den Hacken an, und sie ritten ein Stück weiter bis zu einer Stelle, wo ein Weg den Bach kreuzte.
    Räder hatten die schlammige Erde aufgewühlt.
    Zu Vanyes Bestürzung bog Morgaine auf den Weg ein. Es war nicht ihre Gewohnheit, die Gesellschaft von Menschen zu suchen, die sie genausogut hätten in Ruhe lassen können... doch im Augenblick schien ihr der Sinn danach zu stehen.
    »Wo immer wir auch sind«, sagte sie schließlich, »wenn diese Leute friedlich sind, schulden wir ihnen eine Warnung vor dem, was wir mit in diese Welt gebracht haben. Und wenn sie kämpferisch veranlagt sind, schauen wir sie uns an und entscheiden, welche Hindernisse wir unseren Feinden in den Weg legen können.«
    Vanye antwortete nicht. Ihr Plan erschien ihm so vernünftig wie jeder andere – für zwei Reiter, die im Begriff standen kehrtzumachen und viele

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