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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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weiter?
    Du hast einiges auf dem Kasten, hat Herr Jacobs gesagt, bevor er mich rausgeschmissen hat. Wenn du es nur mal nutzen würdest, Junge.
    Genau das werde ich jetzt tun, denke ich.
    Du kennst mich doch gar nicht, hat mein Vater gesagt.
    Aber nun werde ich ihn kennenlernen. Besser als jeder andere werde ich ihn kennenlernen. Besser als er sich selbst kennt. Und dann wird er mich kennenlernen. Es wird lange dauern, aber das macht nichts.
    Denn der Tag der Rache wird kommen.
    Bald.

21
    Das Geschoss schlug ein gutes Stück entfernt von Sophias Kopf ein und traf die Fensterscheibe. Durch den Glasscherbenregen nahm sie wahr, wie Philipp sich auf Jens stürzte und ihn zu Boden riss und die Tür aufflog. Plötzlich war der Raum voller Männer in schwarzen Uniformen, mit Sturmmasken und Gewehren. Sophia stand jetzt nicht mehr, sie lag auf dem Boden in den Glasscherben und neben ihr kniete ein Polizist.
    »Wir brauchen einen Krankenwagen!«, flüsterte sie. »Meine Schwester ist schwer verletzt!«
    »Die Rettungswagen sind schon da«, sagte der Mann. »Es ist vorbei, beruhigen Sie sich. Wir haben alles unter Kontrolle.«
    Die Polizisten führten Jens ab. Die Sanitäter trugen Julie in den Krankenwagen und nahmen auch Sophia mit, die aus mehreren Schnittwunden blutete. Am liebsten hätten sie auch Philipp und Moritz ins Krankenhaus gebracht, aber beide weigerten sich. »Mir geht’s gut«, sagte Philipp. Das war eine glatte Lüge, ihm ging es erbärmlich. Aber es gab einfach nichts, was die Sanitäter für ihn tun konnten.
    Ein drahtiger Polizist mit rasiertem Schädel und Dreitagebart kam jetzt auf Philipp und Moritz zu. »Mein Name ist Müller, ich bin hier der Einsatzleiter«, sagte er. »Sind Sie in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Fragen Sie!«, sagte Philipp.
    »Kannten Sie den Mann? Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Jens Sonnabend. Oder Rose, nach dem Mädchennamen seiner Mutter«, sagte Moritz.
    »Alias Marcel Diesler«, ergänzte Philipp.
    »Alias Felix Weimer«, fügte Moritz hinzu. »Oder Christian Was-auch-immer.«
    »Er ist unser Halbbruder. Der uneheliche Sohn unseres Vaters«, sagte Philipp. »Zumindest behauptet er das.«
    »Hat er irgendwelche Angaben zum Verbleib Ihres Vaters gemacht?«
    »Sie meinen, wo er ihn versteckt?«, fragte Philipp.
    Der Einsatzleiter nickte.
    »Nein. Nichts. Er wollte uns umbringen. Und dann sich selbst. Er hat angekündigt, dass unser Vater verdursten wird, wenn er nicht gefunden wird.«
    Müller drückte die Sprechtaste an seinem Funkgerät. »Es scheint sich um einen Einzeltäter zu handeln. Jens Sonnabend oder Rose. Es gibt leider keinen Hinweis auf den Aufenthaltsort des Entführten.«
    Das Funkgerät antwortete mit lautem Knattern und Rauschen, aber Müller schien das als Antwort zu genügen, denn er nickte.
    »Wir bringen Sie jetzt erst mal hier raus. Draußen wartet ein Polizeipsychologe …«
    »Ich will keinen Psychologen«, sagte Philipp. »Ich will wissen, wie es unseren Schwestern geht. Julie. Wird sie durchkommen?«
    »Nach Auskunft des Arztes sieht es gut für sie aus«, sagte Müller.
    »Kann ich Sie auch etwas fragen?«, erkundigte sich Moritz, als sie den Raum verließen. »Woher wussten Sie, dass wir hier sind?«
    »Die Kollegen in Düsseldorf haben Ihre Handys geortet«, sagte Müller. »Ihre Schwester aus Hamburg hat gestern einmal telefoniert. Und Frau Rothe hat ihren E-Mail-Status abgefragt, danach hatten wir ihre Nummer und konnten ihr Handy ebenfalls orten. Bis wir Ihren exakten Standort ausfindig machen konnten, hat es allerdings gedauert, wir kannten ja nur den Sendebereich. Glücklicherweise ist die Gegend hier nicht allzu dicht besiedelt.« Er schüttelte den Kopf. »Wir waren gerade ins Haus eingedrungen, als der Schuss fiel. Danach haben wir sofort zugegriffen. Sie haben ein Riesenglück gehabt.«
    Philipp nickte müde. Ja, sie hatten Glück gehabt. Aber er fühlte sich nicht danach.
    »Wenn Sie Papa nicht finden, stirbt er«, sagte Sophia.
    Sie saß auf dem Fußboden ihres Hotelzimmers, ihre bandagierten Hände umklammerten eine Kaffeetasse. Ihr Gesicht war voller Pflaster und Stiche.
    »Die Polizei hat keinen blassen Schimmer, wo sie ihn suchen soll«, meinte Philipp. »Jens schweigt.«
    »Er wird auch weiter schweigen«, prophezeite Moritz. »Und in seinen Wohnungen in Düsseldorf, Hamburg und München haben sie auch nichts gefunden. Keine Spur von Jochen.«
    »Vielleicht hat er ja doch einen Helfer. Jemanden, der Papa bewacht,

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