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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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dichten Schwaden knapp über dem Erdboden.
    Han hob den Kopf. „Warten wir noch den Steinschlag ab. Einige Brocken könnten bis hierher kommen.“
    Liszendir richtete sich halb auf und schaute mit einem Ausdruck des Abscheus zum Himmel. „Widerlich das Ganze, einfach widerlich!“
    „Ich weiß, es sind Projektilwaffen. Ich finde sie ebenfalls schrecklich, auch wenn ich nicht solche Verbote dagegen kenne, wie ihr sie habt.“
    „Es ist eine Sünde – verwerflich und böse!“
    Han erhob sich und ging Richtung Hügel. „Komm, ich will sehen, welchen Schaden es angerichtet hat.“
    Sie war widerspenstig. „Nein, ich will es nicht sehen. Geh du, ich warte hier.“
    Han erklomm die Spitze des Hügels, hinter dem sie Schutz gesucht hatten. Es war eine ziemliche Strecke. Die klare Luft verzerrte die Entfernung noch mehr als auf Chalcedon. Keuchend und völlig außer Atem erreichte er die Anhöhe und blickte auf ein Bild wüster Zerstörung. Ihm wurde schwindlig. Die Atmosphäre war dünn – zu dünn für ihn. Er hockte sich nieder und rang nach Luft.
    Dort unten, wo sich die Ebene in gelben Farben und ohne Unterbrechungen erstreckte, war ein gewaltiger Krater. Eine riesige Schmutz- und Staubwolke verdunkelte den Trichter und das umliegende Einschlagsgebiet. Einzelheiten konnte er somit nicht erkennen. Meilenweit verliefen Bruchlinien radial vom Kraterrand aus. Stellenweise war das Gras in Brand geraten. Er versuchte die Entfernung abzuschätzen – unmöglich! Die dünne Luft verhinderte jegliches differenziertes Raumsehen. Keine Anhaltspunkte, an denen man sich hätte orientieren können. Nach langem Hinundherüberlegen schätzte er sie grob auf etwa fünfzig Meilen. Sie hatten Glück gehabt. Das Geschoß bestand wahrscheinlich aus einer massiven Nickel-Eisen-Verbindung mit einem Volumen von vielleicht einer Kubikmeile. Das war noch einmal gut gegangen. Auf der Ebene rührte sich nichts mehr.
    Er kehrte zu Liszendir zurück, die mit verstörtem Blick und einer Mischung aus Furcht und Pein auf ihn wartete. Während er fort war, hatte sie die Fähre durchstöbert und den Beutel mit Nahrungspillen herausgenommen – auch die Armbrust hatte sie nicht vergessen. Dazu ein paar Decken aus der Fährenkabine. Nun hatten sie wenigstens für einige Zeit Schutz und Nahrung.
    Als er auf sie zutrat, sprach sie mit flüsternder Stimme: „Han, wie stehen unsere Chancen? Du bist doch der Überlebenskünstler – nicht ich. Ich hab’s einmal gemacht, aber das war so aufs Geratewohl, und ich wäre beinahe gestorben. Was hältst du von der Gegend hier? Welche Richtung sollen wir einschlagen?“
    „Ich weiß es auch nicht.“ Dann schaute er sich eingehend um. Die Landschaft war fast flach, ohne jegliche Erhebungen – abgesehen von jenem Hügel, der ihnen Schutz geboten hatte und jener entfernten Bergkette. Als Han ihre Umrisse genauer in Augenschein nahm, versuchte er die Entfernung festzustellen: je weiter entfernt, desto tiefer wurde das Blau. Auch wenn die Berge nur zehn Meilen entfernt gewesen wären, blieb ihre Höhe noch immer gewaltig. Aber Han wußte, daß sie weiter weg waren, als es den Anschein hatte. Er prüfte die Luft und schaute hinauf zur Sonne.
    „Ohne Karten, Instrumente und Kenntnisse? Ich weiß nicht mehr, als mir meine Sinne mitteilen – und das ist wenig genug.“ Versuchshalber sprang er mehrmals in die Höhe. „Die Schwerkraft scheint normal zu sein – vielleicht ein bißchen mehr als ein Standard-g, ungefähr 1,1, aber die Luft ist sehr dünn.“
    „Ja, hab’ ich auch schon bemerkt. Ich kann nur schwer atmen.“
    „Scheint ein Hochplateau zu sein. Etwa 13.000 bis 14.000 Fuß, aber der Sauerstoffanteil ist größer. Kadhyal nennt man es bei euch, falls ihr so etwas auf Kenten habt. Es wird nachts sehr kalt werden. Vermutlich müssen wir auch mit Höhenkrankheit rechnen: Kopfschmerzen, Ohrensausen, vielleicht auch Erbrechen oder Lungenbluten. Wir müssen von der Ebene herunter, wenn wir überleben wollen. Ich sehe keinen Weg, wie wir hier wegkommen sollen – nur die Berge. Vielleicht gibt’s dort eine Schlucht oder einen Canon. Sieh dir den Schnee an. Er geht nur bis dahin! Darüber ist nackter Fels. Jene Wolken, die du auf den niedrigsten Gipfeln und Bergrücken erkennen kannst, sind Zirruswolken: Höhenwolken, etwa 35.000 Fuß bei einer Atmosphäre und Schwerkraft, die nahe der Standardgröße liegt. Hier oben ist die Gravitation etwas größer und die Atmosphäre dichter. Genau weiß ich es

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