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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Lea einen von Sonne und Salz ausgeblichenen Ast aus Schwemmholz, der neben dem Lichtkegel desLagerfeuers im muscheldurchsetzten Sand steckte. Schließlich zog sie eine Hand hervor, die sie in die weiten Ärmel der gefütterten Samtjacke gesteckt hatte, und langte nach ihm. In sich versunken zog sie damit Schlieren in den Sand, während das Feuer neben ihr knisterte und seine wärmenden Strahlen aussendete.
    Graue Rauchschwaden stiegen auf und zerfielen im trüben Dämmerlicht, das durch den verschachtelten Eingang der Höhle einfiel.
    Tiefer im Innern der Höhle, versteckt hinter allerlei Gesteinsbrocken, lag der Senkschacht, der ins Reich des Kollektors hinabgeführt hatte. Doch schon kurz nachdem Adam und Lea sich in Sicherheit gebracht hatten, hatten sich immer mehr Steine vom Rand gelöst und waren im tiefen Wasser versunken, so dass man mittlerweile kaum noch von einem Schacht sprechen konnte. Der letzte Zugang zum Kabinett war verloren gegangen. Was auch immer dort unten noch lebte, es war in ewiger Dunkelheit eingesperrt.
    Adam hatte nicht im hinteren Bereich der Höhle verweilen wollen. Da Lea zu erschöpft und durchgefroren gewesen war, um noch auf eigenen Beinen gehen zu können, hatte er sie dem schwächer werdenden Tageslicht entgegengetragen und in eine windgeschützte Ecke am Eingang vorsichtig hingelegt. Nicht lange danach hatte er eine Tasche mit Kleidung, Proviant und anderen nützlichen Dingen gebracht, die der Kollektor offensichtlich für den Notfall hinterlassen hatte.
    Trocken eingekleidet und mit Energieriegeln versorgt, war Lea in einen tiefen Schlaf gefallen, keinen Gedanken an die Welt verschwendend, die vor ihr lag. Als sie wieder aufgewacht war, hatte sie sich allein neben einem Feuer wiedergefunden, das eine magische Anziehungskraft auf sie ausübte. Von Adam war keine Spur zu sehen.
    Vorsichtig horchte Lea in sich hinein, doch sie stieß nur auf Leere. Keine Bilder, keine Übelkeit verursachenden Erinnerungen. Das Höhlenlabyrinth war nah und doch schon unendlich fern.
    Nach kurzem Zögern hielt sie den Ast ins Feuer und beobachtete, wie er von den Flammen verzehrt wurde. Danach warf sie den Rest hinterher und konzentrierte sich wieder vollends auf die rotglühende Wärme, die ihren Körper auf so heilende Art umhüllte.Ein Möwenschrei holte sie aus ihrer Selbstversunkenheit zurück. Der Wind trug das Brausen der Wellen in die Höhle hinein. Eine Brise scheuchte verfilzte Haarsträhnen über ihr Gesicht, mehr eine Aufforderung zum Spielen als eine zärtliche Berührung.
    Nachdenklich knabberte Lea an ihrer Unterlippe, dann stand sie mit steifen Gliedern auf. Die fremden Kleider umspielten ihre Figur, und der weiche Stoff hinterließ eine leichte Reizung auf ihrer empfindlichen Haut. Zitternd ging sie in die Hocke, krempelte den Saum der Hose einmal um und schwankte leicht, als ihr beim Aufstehen schwarz vor Augen wurde.
    Sie spielte mit dem Gedanken, sich doch noch ein wenig auszuruhen. Aber dann entschied sie, dass sie schon viel zu lange nicht mehr im Tageslicht gestanden hatte. Das Bedürfnis, die Sonne es auf ihrem Gesicht zu spüren, war auf einmal unglaublich mächtig.
    Lea musste blinzeln, als sie zwischen den Spalten im Fels hinaustrat. Der Wind stürzte ihr mit einem herben Willkommensgruß entgegen und jagte Wolkenberge über den Himmel, als wolle er ein ganz besonderes Schauspiel bieten. Erste Sonnenstrahlen des Tages erkämpften sich ihren Weg durch regenschwangere Wolkenkaskaden, streckten ihre Finger aus und brachten mit ihren Berührungen Wellenkämme zum Glitzern. Das Meer war aufgewühlt: Mit purer Gewalt stürmte es der Brandung entgegen, Gischt spritzte auf, zersprengte Tausende von feinsten Wassertropfen.
    Langsam schritt Lea durch den Sand, der sich zwischen ihren nackten Zehen hindurchpresste. Er war noch klamm von der gerade zurückgedrängten Nacht, und doch fühlte er sich für Lea wunderbar an. Sie genoss das Kribbeln und die gelegentlichen Spitzen der Muscheln unter ihren Sohlen, genau wie den frischen salzigen Wind.
    Sie ließ die Höhle weit hinter sich und durchschritt eine herbe Dünenlandschaft.Vor ihr lag ein breiter Strand, der vom nächtlichen Regen gezeichnet war. Der Wind hatte gedreht; er jagte feinen Sand wie Nebel in die Höhe und verlieh dem Strand damit etwas Unwirkliches. Draußen über dem Meer türmten sich schwarze Wolken auf und ließen Regenschauer wie Schleier herabgehen.
    Mit jedem Schritt, mit dem Lea sich der Brandung näherte, wurde

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