Mr. Fire und ich (Band 7)
ich ihn kenne, fürchtet er, ein Kunde könnte die Szene mitbekommen. Ich kann ihn verstehen. Aber Daniels Mutter ist nicht zu stoppen:
„Ich verlange, dass Sie meine Suite auf der Stelle verlassen!“
Ich fange an zu verstehen: Diane hat Sterenn Park kurz nach den Ereignissen verlassen. Daniel hat ihr vermutlich weder von seiner Abreise noch von meiner Ankunft erzählt…
Wie soll ich ihr das erklären? Es ist nicht meine Aufgabe, das zu tun: Ich weiß nicht einmal, wo Daniel ist! Wie soll ich aus dieser Situation herauskommen?
„Kommt nicht in Frage, Mutter.“
Wir fahren beide zusammen. Daniel ist gerade in die Halle gekommen. Mein Herz macht einen Sprung. Er lächelt Monsieur Guttierez, der sofort entspannter wirkt, geschäftig zu und kommt an meine Seite. Dann richtet er einen eisigen Blick auf seine Mutter und sagt zu ihr:
„Julia bleibt hier. Bei mir.“
3. Warum?
„Mutter, ich bin mir sicher, dass die Suite Nr. 606 frei ist, nicht wahr, Monsieur Guttierez?“
„Aber sicher, Monsieur Wietermann. Madame, wenn Sie mir bitte folgen wollen...“
„Daniel, es reicht! Ich werde dein Verhalten nicht länger dulden!“
„Ich deines auch nicht“, flüstert Daniel, wobei er nah an sie herantritt, um nicht gehört zu werden. „Du verschwindest für mehrere Wochen und wenn du dann endlich geruhst, wieder aufzutauchen, soll jeder nach deiner Pfeife tanzen?“
Aber handelt er selbst nicht genauso?
Diane scheint Daniels Unnachgiebigkeit zu verunsichern. Sie zaudert noch einen Moment, erklärt sich aber am Ende damit einverstanden, eine andere Suite zu nehmen. Auf dem Weg zum Aufzug wirft sie mir einen vernichtenden Blick zu.
„Sie mag mich definitiv nicht besonders gern“, murmle ich.
„Du hast ihrem Sohn das Herz geraubt, Julia. Wie soll sie dich da mögen?“, fragt Daniel und küsst mich.
Endlich bin ich in seinen Armen. Ich habe das Gefühl, wieder Halt zu bekommen. Daniel ist zurück! Die letzten Wochen scheinen wie weggeblasen.
„Du hast mir gefehlt, Julia.“
„Du mir auch, Daniel.“
Ich habe so viele Fragen an ihn! In diesem Moment jedoch ist die Wiedersehensfreude größer als alle meine Sorgen.
Aber der Artikel aus dem Magazin geht mir nicht aus dem Kopf. Er legt sich wie ein dämpfender Schleier auf mein Glück. Obwohl ich keinen größeren Wunsch habe, als Daniel ganz fest zu umarmen, überschwemmt mich eine Flut aus Fragen.
Daniel scheint meine Verwirrung zu bemerken:
„Was ist los, Julia? Hast du schlecht geschlafen? Ich habe heute Morgen mit Ray gesprochen und er hat mir erzählt, dass du im Flugzeug ohnmächtig geworden bist. Fällt es dir schwer, wieder zu Kräften zu kommen?“
Wie lange das schon her zu sein scheint!
„Ich kann mir vorstellen, dass der Empfang meiner Mutter auch nicht gerade ein positiver Beitrag zu deiner Genesung war... Es tut mir leid“, entschuldigt sich Daniel lächelnd.
„Das ist nicht so schlimm...“, erwidere ich, wenig überzeugend.
„Julia, ich fühle, dass du besorgt bist. Gibt es etwas, das du mir sagen willst?“
Ich? Nein. Und du, Daniel? Hast du mir nichts zu sagen?
Ich sehe Daniel in die Augen. Der Gedanke, ihm alles zu sagen und ihn sofort auszufragen, quält mich.
Er lächelt mich an.
Das fühlt sich an wie ein Balsam, der meinen Schmerz lindert.
Es ist so schön, dass er da ist! Genießen wir den Moment. Ich bin mir sicher, dass er selbst das Thema ansprechen wird…
„Um mich für diesen unangenehmen Moment zu entschuldigen, lade ich dich zum Frühstück ein.“
Er nimmt mich an der Hand und zieht mich nach draußen. Ray wartet am Steuer des Autos auf uns. Er lächelt mir zu, runzelt aber die Stirn, als Daniel ihm eine Adresse in der Lower East Side nennt.
„Sind Sie sich sicher, Monsieur? Das ist kein schickes Viertel.“
„Ich weiß, Ray, aber ich bringe Julia da hin, wo es die besten Pancakes von ganz New York gibt!“
„Wie Sie wollen.“
Wir gelangen in das New York, wie man es aus den Fernsehserien kennt, mit roten Backsteinhäusern, bunten Fresken an den Mauern und, was mir am meisten auffällt, Feuertreppen an den Fassaden. Noch nie war ich so weit in das „echte“ New York vorgedrungen. Mit großen Augen schaue ich mich um, worüber Daniel lächeln muss. Vor einem Teesalon mit roter Fassade steigen wir aus. Als Daniel das Lokal betritt, wird er vom Chef begrüßt. Dieser ist ein Mann um die fünfzig mit blonden, stellenweise weißen Haaren und einem dichten Bart. Die beiden Männer umarmen sich.
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