Mr. Fire und ich (Band 7)
Teller mit Meeresfrüchten abgestellt wird. Das habe ich schon immer gehasst. Schon seit meiner frühen Kindheit kann ich so etwas nicht essen.
„Was ist das?“, frage ich meine Freunde und versuche dabei, mein Ekelgefühl zu verbergen.
„Na das, was du bestellt hast! Das Tagesgericht ist eine Mischung aus Krustentieren. Hast du das nicht gesehen?“
Ich antworte nicht. Daniel hat gerade ein kleines schwarzes Schächtelchen auf dem Tisch abgestellt. Es sieht aus wie eine Schmuckschatulle.
Was macht er da? Kann es sein, dass er seiner Konkurrentin in einem unbekannten Lokal seine Kreationen präsentiert? Soll das ein Scherz sein? Oder macht er ihr ein Geschenk?
Meine Hand umklammert krampfhaft die Serviette.
„Julia!“
Es ist Tom. Er sieht mich beunruhigt an.
„Julia, du bist ganz blass. Fühlst du dich nicht gut?“
Agathe folgt schließlich meinem Blick. Ich sehe die Verblüffung, die sich auf ihrem Gesicht abzeichnet, als sie ihren Bruder erkennt. Ich bin mir sicher, dass sie auch Clothilde erkennt. Das ist logisch. Auch sie war ganz bestimmt mehr als einmal in Sterenn Park.
Unter anderen Umständen hätte ich Agathe gerne gefragt, was sie von der Ex-Freundin ihres Bruders hält. Ob wir Gemeinsamkeiten haben, was sie mir voraus hat... Aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt.
Ich schaffe es nicht, meinen Blick von dem Tisch der beiden abzuwenden. Agathe redet mit sanfter Stimme auf mich ein, so wie man mit einem Kind spricht, um sich verständlich zu machen.
„Julia, hör mir zu, es ist bestimmt nicht das, was du denkst...“
Also kennt sie sie.
Tom sieht vollkommen verwirrt aus. Er sitzt mit dem Rücken zu Daniels Tisch und versteht nicht, warum Agathe auf einmal so nervös wirkt.
„Wir sollten gehen. Ich werde euch zum Hotel zurück begleiten.“
Das kommt überhaupt nicht in Frage!
Ich erwidere nichts darauf, aber mein Atem beschleunigt sich.
„Weißt du, Clothilde und Daniel kennen sich schon seit langem. Sie sind jetzt Freunde. Du kannst mit Daniel reden, wenn er zurück ist. Ich bin mir sicher, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.“
Clothilde hat ihre Hand auf die von Daniel gelegt. Er lächelt ihr noch immer zu. Er zieht seine Hand nicht zurück.
„Wenn es keinen Grund zur Sorge gibt, kann er mir das genauso gut gleich erklären, meinst du nicht?“, erwidere ich und stehe auf.
Machtlos streckt sie eine Hand nach mir aus, wie um mich daran zu hindern, eine riesige Dummheit zu begehen. Mit entschlossenem Schritt gehe ich geradewegs auf die beiden zu. Ich sehe, wie sich Daniels Augen vor Überraschung weiten. Diesmal hat er die Situation nicht in der Hand. Einerseits entgleitet sie ihm, andererseits hatte er wohl nie damit gerechnet, dass es soweit kommen könnte. Dennoch gerät er nicht in Panik, versucht nicht zu fliehen. Umso besser. Das hätte mich von dem großen Daniel Wietermann auch enttäuscht.
„Daniel!“
„Julia.“
Daniel beherrscht sich, aber ich sehe in seinen Augen, dass er mit dieser Begegnung überhaupt nicht gerechnet hatte. Wenn ich ihn nicht kennen würde, könnte ich denken, nun doch einen Anflug von Panik bei ihm festzustellen.
„Julia Belmont. Sie sind Clothilde de Saint-André. Ihr Name steht in dem Artikel.“
Ich strecke Clothilde meine Hand hin. Sie starrt sie an, ohne sie zu anzurühren. Sofort denke ich an Diane Wietermann. Genau die gleiche Art von Miststück.
„Hat Ihnen Daniel erzählt, dass wir zusammen sind?“
Sie sieht Daniel fragend an, aber offensichtlich wusste sie nichts davon.
„Julia, gehe bitte ins Hotel zurück“, befiehlt mir Daniel mit eisiger Stimme.
„Oh, das wäre so einfach, nicht wahr, Daniel? Du befiehlst, ich gehorche.“
Obwohl es nicht meine Absicht ist, schreie ich. Alles dreht sich nach uns um. Agathe tritt zu uns heran.
„Agathe? Was machst du denn hier?“
Auch er scheint ehrlich erstaunt, seine Schwester außerhalb von Sterenn Park zu sehen. Aber Agathe wendet sich an mich.
„Julia, bitte. Wir sollten wirklich ins Hotel zurückkehren.“
Ich höre nicht auf sie. Die Augen auf Daniel gerichtet, kann ich ihm nur eine einzige Frage stellen.
„Warum, Daniel? Warum hast du mich angelogen?“
Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich mir sicher, einen Funken von Zärtlichkeit in Daniels Blick auszumachen. Natürlich hält das nicht an. Unter den Augen von Clothilde fängt er sich sofort wieder. Ich kann meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Ich nehme es mir selbst übel, vor Daniels
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