Mrs. Murphy 19: Mausetot
tötet?« , fragte Pewter.
»Das ist menschlich.« Mrs. Murphy hob ihren Schwanz und lieà ihn wieder sinken. »Sie dürfen jeden töten, so viele sie wollen, wenn sie es mit Religion rechtfertigen oder jemanden zum Feind erklären. Ich weià nicht. Ist auch egal, ob wir es verstehen. Uns töten sie auch. Wir töten nur, um zu essen.«
Harry seufzte. »Es ist ein langer Weg bis zum Stall.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Wange ab, von der noch Blut tropfte. »Ich hab Sie gemocht. Ich kapierâs einfach nicht.«
»Wir sind uns in mancher Hinsicht ähnlich. Sie sind dahintergekommen, dass ich Paula, Thadia und Cory beseitigt habe, indem Sie Verstand und Intuition einsetzten. Besser gesagt, Sie haben synthetisch statt analytisch gedacht. Wenn Sie nicht gewesen wären, ich denke, ich hätte woanders, sagen wir an der Westküste, mit ausgezeichneten Referenzen und einem dicken Bankkonto wieder Arbeit finden und mein Werk fortsetzen können.«
»Vielleicht. Sie unterschätzen Sheriff Shaw und Coop. Das sind keine hinterwäldlerischen Gesetzeshüter.«
»Mag sein, aber sie hätten sehr viel länger gebraucht. Allein schon der Gesetzeswirrwarr hätte sie aufgehalten. Es wäre eine Weile vergangen, ehe sie mich verhaftet hätten. Und Sie müssen zugeben, mein Projekt ist genial.« Sie schüttelte den Kopf. »Tucker hat kräftige Kieferknochen.«
»Das nächste Mal beià ich dir glatt die Hand ab« , drohte der Hund.
»Warum haben Sie Paula getötet?«
»Sie war penibel, hat alles beobachtet. Sie hat sich Notizen über Dinge gemacht, die nicht in ihr Ressort fielen, etwa über Leichen, die nach Autounfällen oder sonst was zur Organentnahme hereinkamen. Sie wusste, wer wann operierte. Sie wusste, wem ein Organ transplantiert wurde. Sie wusste, wann eine Leber verschickt wurde. Ihre Interessen gingen über den Operationssaal hinaus. Ihr ist aufgefallen, dass Cory und manchmal Jennifer mir bei Autopsien und Organentnahmen assistierten. Cory war fast immer dabei, wenn ich die Leiche von einem gesunden jungen Menschen auf dem Tisch hatte.
Einmal waren wir uns über einen Operationstermin nicht einig â oh, das war vor Monaten â, und da hat sie mir ihr Notizbuch gezeigt. Sie hatte recht mit dem Termin. Da ist mir klargeworden, dass sie gefährlich werden könnte. Auch einer von diesen streng moralischen Menschen, die den Wald vor Bäumen nicht sehen.
Mein Fehler war nicht so sehr, dass ich sie umgebracht habe. Damit wäre ich glatt durchgekommen, wenn Sie nicht gewesen wären. Mein Fehler war, dass ich mich verschätzt habe in dem, was notwendig war, um ihre Unterlagen zu vernichten. Ich habe es mit Pinnacle Records übertrieben.«
»Sie haben den Brand gelegt?«
»Natürlich nicht. Ich habe einen Profi dafür bezahlt. Wenn man erst weiÃ, wo man sich umsehen und wen man anrufen muss, kann man sich viele Gefälligkeiten kaufen. Als ich mir ihren Computer vorgenommen und gesehen habe, was drin war, wusste ich, dass ich alle vorhandenen Sicherungskopien vernichten musste. Die verdammten Vitebsks, auch solche Prinzipienreiter, hätten mich nie an ihren Aktenschrank gelassen. Und die Ãberwachung war so lückenlos, dass ich nicht hineinkonnte. Ich wollte nur an einen einzigen lausigen Aktenschrank.«
»Flüssigstickstoff.« Harry zog die Augenbrauen hoch, was weh tat, weil die Dornen die rechte Braue geritzt hatten.
»Wir haben die entnommenen Hirnanhangdrüsen an eine Pferdeklinik in Lexington, Kentucky geschickt, wo ein Freund von Cory, ein erfolgreicher Tierarzt, eine Riesenpraxis hat. Mit Sperma und Flüssigstickstoff gefüllte Zylinder kamen täglich in seine Klinik. Der Tierarzt wusste, wie man das menschliche Wachstumshormon daraus entnimmt. Tierärzte können Menschen behandeln, wenn es sein muss; er musste sich bloà mit Endokrinologie auskennen, und das tut er. Das Labor dort ist phantastisch. Das menschliche Wachstumshormon wurde von Lexington aus vertrieben.«
»Woher hatten Sie den Zylinder mit Flüssigstickstoff?«, wollte Harry wissen.
»Cory hat mir von dem Lexingtoner Tierarzt einen schicken lassen. Und als er aus meinem Kofferraum verschwand, wurde mir vollkommen klar, dass ich vorsichtig sein musste. Ich schlieÃe den Kofferraum selten ab, werfe bloà den Plunder rein. Den Zylinder habe
Weitere Kostenlose Bücher